In Unterfranken gibt es immer mehr Menschen, die Grundsicherung im Alter beantragen müssen, das zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamts. 2008 erhielten 8877 Menschen in Unterfranken Grundsicherung im Alter. Zehn Jahre später, also 2018, waren es bereits 12 465 Rentner, die staatliche Hilfe benötigten. Noch dazu gibt es wohl eine hohe Dunkelziffer. So gehen viele Rentner, die Anspruch auf Grundsicherung hätten, gar nicht zum Sozialamt. Laut einer Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) stellen gerade einmal 40 Prozent der Anspruchsberechtigten einen Antrag auf Grundsicherung im Alter.
Angst vor Altersarmut
Gleichzeitig steigt die Angst vor Altersarmut. Einer neuen Umfrage der Deutschen Bank zufolge fürchtet jeder Zweite sich vor Armut im Alter. Ebenfalls jeder Zweite rechnet gar mit einem Kollaps des deutschen Rentensystems innerhalb der nächsten zehn Jahre. Mit der aktuellen Rentenpolitik der Bundesregierung sind immer mehr Menschen unzufrieden. In den sozialen Netzwerken haben sich zum Thema Altersarmut mehrere Gruppen formiert. Die größte Facebook-Gruppe, im Oktober 2019 ins Leben gerufen, nennt sich "Fridays gegen Altersarmut". Sie hat mittlerweile knapp 300 000 Follower, ist allerdings umstritten. Ihr wird ein rechter Hintergrund vorgeworfen, andere Facebook-Gruppen distanzieren sich und sprechen von "rechter Hetze".
Zwei Facebook-Gruppen in Unterfranken
Auch in Unterfranken haben sich vor kurzem deshalb zwei eigene Gruppen gegen Altersarmut gegründet. Volker Müller, ehemaliger Lkw-Fahrer aus Schweinfurt, hat für Schweinfurt, Kissingen, Rhön-Grabfeld und Kitzingen eine eigene Facebook-Gruppe "Gemeinsam gegen Altersarmut" ins Leben gerufen. "Wir fordern die sofortige Einführung eines solidarischen Rentensystems, in dem ausnahmslos alle einzahlen müssen", sagt der 56-Jährige.
Die Gruppe ist gegen die Besteuerung der Rente, "da eine Doppelbesteuerung verfassungswidrig ist". Insgesamt zehn Forderungen hat die Gruppe, die aktuell 136 Mitglieder hat, an die Politik formuliert.
Brigitte Bauer (70), die bis vor fünf Jahren als Altenpflegerin gearbeitet hat, administriert die Facebook-Gruppe "Rentner gegen Altersarmut", die derzeit 270 Mitglieder hat. "Wenn die Renten zum leben nicht mehr reicht, dann läuft etwas gewaltig schief", sagt die 70-Jährige aus Hammelburg. Ihr geht es vor allem um soziale Gerechtigkeit. Beide Gruppe organisieren jetzt Mahnwachen jeweils in Würzburg und Schweinfurt - auch, um mit Passanten ins Gespräch zu kommen.
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Der Sozialverband VdK sieht das soziale Klima schon seit Jahren in Gefahr: "Die Politik hatte dies in der Vergangenheit zu lange ignoriert", sagt Carsten Vetter, VdK-Bezirksgeschäftsführer in Unterfranken, über die Altersarmut. "Ich kann nur hoffen, dass die Politik das Thema wirklich ernsthaft angeht und den Menschen zuhört", so Vetter. Und: "Natürlich lohnt es sich, auf die Straße zu gehen." Ende März will die Rentenkommission ihre Pläne für die Zukunft der Rente bekannt geben. Dazu veranstaltet der VdK eine Großdemo in München.
Niedrige Einkommen, Teilzeit und Minijobs
"Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen", erklärt Ibo Ocak, Geschaftsfuhrer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststatten (NGG) Unterfranken. "Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle." Das liege auch an der Praxis vieler Unternehmen, "aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken", so Ocak.
"Die Altersarmut wird steigen, falls nicht bald eine rentenpolitische Kurskorrektur erfolgt", prognostiziert Benedikt Dederichs, Pressesprecher beim Sozialverband Deutschland. Das Rentenniveau müsse über das Jahr 2025 hinaus gefestigt und langfristig auf 53 Prozent angehoben werden. "Ein höherer Mindestlohn würde zudem helfen, Armutsrisiken im Alter zu reduzieren", so Dederichs. "Zweifellos lohnt es sich, für die erforderlichen Kurskorrekturen zu demonstrieren." Das gelte insbesondere für junge Menschen, um deren soziale Zukunft im Alter es schließlich gehe.
Von daher ist es eine Frechheit, wenn diese Leute sich im Staatsfunk Lieder über Omas als Umweltsäue anhören müssen.
Aber sie haben Recht. Die arme Oma, um die Ecke gehört sicher nicht dazu. Deshalb wirddie arme Oma auch nicht der Rubrik der Umweltsäue zugeordnet. Enverstanden?
Von der FDP, CSU und CDU erwarte ich das jetzt nicht unbedingt. ABer von allen anderen Parteien.
Sie haben nicht fertig gerechnet.