
An diesem Sonntag, 8. September, findet wieder der bundesweite "Tag des offenen Denkmals" statt. Initiiert wurde die "größte Kulturveranstaltung Deutschlands" 1993 von der deutschen Stiftung Denkmalschutz. Wie seit 1997 ist Würzburg auch diesmal wieder mit dabei und präsentiert neun "Wahr-Zeichen, Zeitzeugen der Geschichte", wie das Motto in diesem Jahr lautet. Ein besonderes Ereignis ist dieser Sonntag für Georg Götz, denn er führt nun seit 50 Jahren Gäste durch den als architektonisches Wahrzeichen bekannten Alter Kranen. Jetzt könnte die gesamte Zahl der Besucher 73 000 überschreiten.
Als Grombühler, Jahrgang 1936, arbeitete der gelernte Maurer nach dem Architektur-Studium bei der Firma Kraft als Bautechniker. Schon davor hatte er Gästeführungen im Alten Rathaus, auf dem Turm und im Wenzelsaal gemacht. "Spontan hat mir der damalige Leiter des Hochbauamtes, Rudolf Christoph, den Schlüssel für den Alten Kranen in die Hand gedrückt, und ich habe mich schnell entschlossen, mich diesem Objekt zu widmen", erinnert er sich gerne.
Der Alte Kranen ist seit 1974 zugänglich
Am Anfang war der Alte Kranen voller Dreck und Unrat. Matratzen, leere Flaschen und sonstiger Müll lagen herum. Offensichtlich hatten sich Obdachlose hier ein Zuhause geschaffen, indem sie oben ein Fenster aufsägten und sich von dort abseilten. Götz hatte mächtig zu tun, um das historische Bauwerk zu entrümpeln und Ende 1974 dann zugänglich zu machen. Ein Jahr später hat ihn der damalige Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler ins Hochbauamt der Stadt berufen. Später war er im Bauaufsichtsamt bis zum Ruhestand im Jahr 2000 als Baukontroll-Meister für Heuchelhof, Heidingsfeld und Rottenbauer zuständig.

Natürlich weiß Götz viel über den Alten Kranen zu erzählen, der im vergangenen Jahr 250 Jahre alt geworden ist. Die Baupläne stammten von Ignatz Neumann, einem Sohn von Balthasar Neumann, des Architekten der Residenz. Bauherr Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim wollte mit dem Bau Würzburg als Umschlagplatz für Handelsgüter stärken. Bis 1846, also über 70 Jahre, war der Alte Kranen als Hebewerk im Dienst der Binnenschifffahrt in Betrieb. Er diente zum Be- und Entladen der Mainkähne.
Georg Götz gründete 1968 den Main-Franken-Kreis
Im Hebewerk waren zwei über fünf Meter hohe Trommelräder aus Holz an einer Achse am Tragmast angebracht. Bei einer Maximallast von 1,2 Tonnen mussten jeweils sechs Leute in jedem Rad wie die Hamster treten. Von den Frachtern "gelöscht" wurden Kupfer, Eisen, Zinn, Salz, Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Mobiliar aus Flandern. Die Schiffe wurden von Pferden auf den Treidelpfaden zu Berg gezogen. "Rund alle fünf Kilometer wurden die Pferde ausgewechselt", weiß Georg Götz. Zu Tal gelangten Flöße vor allem mit Holz aus dem Steigerwald und der Rhön.
Seine besondere Beziehung zu Kultur, Geschichte und Brauchtum hat Georg Götz 1968 dazu gebracht, den Main-Franken-Kreis zu gründen, der auch die Kontakte zu Würzburgs Partnerstädten pflegt. Ihm treu zur Seite steht bei seinen vielen Aktivitäten seine Frau Theresia. Seine Führung durch den Alten Kranen im 50. Jahr beginnt am Sonntag um 13 Uhr. Wie viele Besucher kommen und wie lange sie anstehen müssen, ist unklar.
Weitere Führungen am Tag des Denkmals
Weitere Attraktionen am "Tag des Denkmals" sind das ehemalige Zollamt in der Veitshöchheimer Straße, die Ev.-luth. Erlöserkirche in der Neidertstraße, der Frankoniabrunnen am Residenzplatz, die Marienkapelle am Marienplatz, der Würzburger Ringpark, der Salmannsturm in Heidingsfeld, die St. Johanniskirche am Rennweger Ring, der Turm des Heizkraftwerks des Universitätsklinikums an der Josef-Schneider-Straße und natürlich die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung, das Käppele.
Weiter Informationen und alle Termine findet man im Internet www.Tag-des offenen Denkmals.de