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Würzburg
Geheimnisvoller Keller: Unterwegs im Untergrund von Würzburg-Heidingsfeld
An der Jahnhöhe befindet sich eine weit verzweigte Kelleranlage aus dem 19. Jahrhundert. Jetzt steht das Gemäuer unter Denkmalschutz. Was hat es mit dem verlassenen Ort auf sich?
Historisches Gemäuer: Haupteingang zum Heidingsfelder Bierkeller aus Mitte des 19. Jahrhunderts, der in die in die Denkmalliste aufgenommen worden ist.
Foto: Johannes Kiefer | Historisches Gemäuer: Haupteingang zum Heidingsfelder Bierkeller aus Mitte des 19. Jahrhunderts, der in die in die Denkmalliste aufgenommen worden ist.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

Enrico Mende öffnet eine schwere Eisentür. Der Blick fällt in einen immer dunkler werdenden Gang, der unter die Erde führt. Bereits nach drei Metern ist zu spüren, wie die Luft kälter wird. Der Atem dampft, im Licht vor der Taschenlampe bildet sich etwas Nebel.

"Hier im Bierkeller hat es konstant etwa acht Grad", sagt Mende. Der Chef der Haustechnik des Evangelischen Wohnstift St. Paul führt Fotografen und Reporterin weiter in die Dunkelheit, nur zwei Taschenlampen leuchten den Weg. Der Grund des Besuchs: Die verzweigte Bierkelleranlage, gelegen an der Jahnhöhe in Heidingsfeld, steht seit Ende August unter Denkmalschutz.

Fotoserie

Im Juli 2020 stellte die Fraktion der ÖDP/WL eine Anfrage zum Bier- und Eiskeller an der Jahnhöhe an die Stadt Würzburg. Ebenso machte der Stadtheimatpfleger Hans Steidle auf die Anlage aufmerksam. Nachdem die Stadt recherchiert habe, habe sie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege informiert, teilt Pressesprecherin Claudia Lother mit.

Hohe stadt- und regionalgeschichtliche Bedeutung

Die um 1850 erbaute Kelleranlage gehört zum ehemaligen Wohn- und Schankhaus der Ehlerschen Brauerei, das bereits unter Denkmalschutz steht. Sie befindet sich auf dem Gelände der Diakonie Würzburg an der Jahnhöhe, gleich neben dem Evangelischen Wohnstift St. Paul.

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In der denkmalfachlichen Bewertung des Landesamts für Denkmalpflege heißt es: "Die Bierkelleranlage der Ehler’schen Brauerei ist eines der letzten Zeugnisse der im 19. Jahrhundert aufblühenden Brauereikultur in Würzburg-Heidingsfeld und damit von hoher stadt-, aber auch regionalgeschichtlicher Bedeutung."

Die gesamte Kelleranlage besteht aus Natursteinen, überall an den Decken sammeln sich kleine Wassertropfen. Im Licht der Taschenlampe glitzern sie wie tausend kleine Diamanten.

Enrico Mende, Leiter Leitung Haustechnik des Evangelischen Wohnstift St. Paul, am Haupteingang zum Keller.
Foto: Johannes Kiefer | Enrico Mende, Leiter Leitung Haustechnik des Evangelischen Wohnstift St. Paul, am Haupteingang zum Keller.

Um nicht ständig Wasser abpumpen zu müssen, hat die Diakonie in einem der Räume Plastikplanen unter die Decke gespannt. Hausmeister Mende stupst eine Beule leicht an, drei Meter weiter tropft es. "Vor ein paar Jahren haben wir hier noch Weinfeste mit den Bewohnern gefeiert", erzählt Mende. Doch nun werde der Keller kaum noch genutzt.

In einigen der Räume gibt es höhergebaute Bereiche, in denen die Bierfässer gelagert wurden. Alle paar Meter führen kleine Luftschächte in der Decke ins Freie, unter ihnen stapeln sich Gesteinsbröckchen und anderer Schutt.

In den Sommermonate wurde das untergärige Bier eingelagert

Die Brauerei Ehlers nutzte die Kelleranlage vor allem, um in den Sommermonaten ihr untergäriges Bier einzulagern. Die Luftschächte waren dabei besonders hilfreich, denn: Wenn Bier gärt, entstehen Gase und die Luft erwärmt sich. Durch die Schächte konnte die warme Luft entweichen, der Keller – und somit das Bier – blieb kühl.

Die kleinen Mäuerchen an den Seiten nutzte man wohl für Bierfässer.
Foto: Johannes Kiefer | Die kleinen Mäuerchen an den Seiten nutzte man wohl für Bierfässer.

Um das Bier jedoch noch besser kühlen zu können, erweiterte die Familie Ehlers die Kelleranlage 1891 um einen Eiskeller. Dessen Schacht führte sechs Meter in die Tiefe und wurde im Winter mit Eis befüllt.

Das langsame Abschmelzen in den warmen Monate kühlte den Keller zusätzlich: Durch die Luftschächte des Eiskellers gelangte die kalte Luft in die Bereiche der Anlage, in denen das Bier gelagert wurde. Die leichtere warme Luft, die unter anderem durch die Gärgase des Bieres entstand, wurde über die hochgelegenen Lüftungsschächte dann ins Freie abgeführt.

Auch wenn heute kein Eis mehr dort lagert: Nach einigen Minuten ist die Kälte trotzdem deutlich zu spüren. Hinzu kommt die Dunkelheit. Werden Taschenlampen und Kamera ausgeschaltet, ist es stockfinster. Und wenn alle schweigen, ist es außerdem unglaublich still.

 
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  • H. S.
    Solche Keller gab, und gibt es viele im Raum Würzburg.
    Ein Beispiel wäre der Beer'sche Felsenkeller in der Leistenstraße, an der Abzweigung Weg-zur-Neuen-Welt, oder auch der Hutt'sche Garten in der Sanderau (auch der war großräumig unterkellert).
    Das waren die Kühlhäuser der Brauereien damaliger Zeit, bevor ein gewisser Herr Linde die Technik für Kühlschränke entwickelt, und massentauglich gemacht hat.
    Und ja: Das hat tatsächlich bis in die 50er-Jahre des 20.Jhd gedauert, bis solche Keller dank moderner Kühltechnik überflüssig wurden.
    Manchen ist das vielleicht nicht so klar, wie sehr diese Kühlgeräte unser Leben verändert haben, und wie jung diese Technik eigentlich noch ist...
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  • S. K.
    in diesen Kellern könnte man doch die
    Pläne vom Umbau der Veitshöchheimer Str. einkellern..
    und dann die Schlüssel weit weg werfen zwinkern
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  • M. F.
    Das wäre doch ein toller Ort um in in einer Funktion wiederzubeleben. Wie wäre es wenn man die Kelleranlage restauriert und dann ein Kellerbierrestaurant betreibt? Dann hätten auch alle was davon und die Kosten für eine Restaurierung kämen wieder rein.
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  • P. K.
    Prinzipiell ein guter Vorschlag, weil ein Denkmal das ungenutzt und unsichtbar unter der Erde rumliegt nun wirklich nix taugt.
    Andererseits kann ich mir bei +8C nur einen Glühkellerbierauschank vorstellen.
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  • B. S.
    Kann man den Keller öffentlich Besichtigen?
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  • V. M.
    Hallo kronos. Soweit ich weiß, kann man den Keller leider nicht öffentlich besichtigen.
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  • V. M.
    Kommentar wurde bereits veröffentlicht.
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