Die Würzburger Residenz ist ein Prachtstück barocker Baukunst. 1981 wurde das Werk von Balthasar Neumann von der UNESCO als "einer der strahlendsten Fürstenhöfe Europas" zum Weltkulturerbe erhoben. Hohe Anziehungskraft auf Gäste aus Nah und Fern haben neben Kaisersaal und Spiegelkabinett auch die riesigen Gewölbekeller, in der die Weinkultur des Staatlichen Hofkellers gepflegt wurde. Doch dieser historische Ort ist in den vergangenen Jahren heruntergekommen. Bis jetzt: Nun erstrahlt er in neuem Glanz.
Der Hofkeller als touristisches Highlight
Rund 800 Veranstaltungen bietet das staatliche Weingut im Jahr im Hofkeller an und zählte so über Jahr rund 50 000 Gäste. Dazu kommen Weinproben und Kellerbesichtigungen. "Der Hofkeller ist damit ein touristisches Highlight in der Region, und die Veranstaltungen haben einen bedeutenden Anteil an unserem Geschäftsmodell", sagt Thilo Heuft, der seit 2018 Leiter des Staatlichen Weingutes ist.
Mit Corona kam hier im vergangenen Jahr der Einbruch, weil Veranstaltungen über 16 Monate lang nicht mehr möglich waren. Doch die Pandemie hatte für Thilo Heuft letztlich auch eine gute Seite: Er hat sich daran gemacht, die dringend nötige Sanierung des Kellers in Angriff zu nehmen. Pläne, einen neuen Raum für Veranstaltungen zu schaffen, hatte er schon länger. Auch die überalterte Elektroinstallation war schon überprüft worden. "Dass hier seit Jahrzehnten nichts mehr passiert ist und investiert wurde, ist schwer nachvollziehbar, da der Keller doch ein Juwel im Freistaat ist", sagt Heuft.
Von den alten Fässern wurde nichts weggeworfen
Nachdem im März 2020 absehbar war, dass wegen der Pandemie der Keller für längere Zeit leerstehen wird, hat Thilo Heuft mit dem zuständigen Landwirtschaftsministerium und in Abstimmung mit dem Finanzministerium beschlossen, jetzt richtig loszulegen. Mit Bernd van Elten, der seit 25 Jahren Eventmanager im Hofkeller ist, hat er sich zusammengesetzt und die Pläne geschmiedet. "Er war der Held der Arbeit und hat sein profundes Wissen aus der Gastronomie mit Leidenschaft eingebracht", würdigt der Chef seinen Mitarbeiter. Dankbar ist Heuft auch der Agentur Eydos, die bei der Gestaltung kreativ mitgewirkt hat.
Erster Schritt des Umbaus war der Beamtenkeller, auch Deputatsweinkeller genannt. Hier wurden 25 alte Doppelstückfässer aus den 60er Jahren, die nicht mehr benutzt wurden, ausgebaut, die Betongestelle darunter entfernt, die Kanalisation erneuert, der Fußboden eingeebnet und rutschfest beschichtet. Von den alten Fässern wurde nichts weggeworfen. Die Fassboden und Fassdauben wurden allesamt zur Dekoration der Wände verwendet.
So entstand ein neuer Raum, dominiert von den riesigen Beamtenfässern, der mit Tischen und Stühlen bestückt wurde und nun Veranstaltungen mit bis zu 250 Personen ermöglicht. Einen besonderen Reiz macht die Lichttechnik aus, die die alten Kerzen ersetzt und die Gewölbe in unterschiedlich farbige Lichtszenen erhellt. Premiere war in diesem Jahr dort die Aufzeichnung der "Närrischen Weinprobe", allerdings ohne Publikum. Inzwischen gab es hier erste öffentliche Weinproben mit begrenzter Personenzahl.
Unterstützung von der ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm
Eine besondere Aufgabe war für Heuft, die historischen Bestandteile des Kellers zu restaurieren. So bekam das berühmte "Schwedenfass" einen neuen Platz, wo es mehr im Mittelpunkt steht. Kirchenrestaurator Thomas Schädel hat die Schriften auf dem Fassboden restauriert und das Fass stabilisiert. Auch die drei Beamtenfässer wurde glänzend aufbereitet.
Das Projekt Beamtenkeller war bis Jahresende 2020 abgeschlossen, doch als klar war, dass die Pandemie noch nicht zu Ende ist, ist Heuft noch einmal die Ministerien angegangen und hat für weitere Hilfe geworben. Unterstützung bekam er dabei besonders von der ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm.
Zentraler Punkt im zweiten Abschnitt war hier die Erneuerung der Toilettenanlagen, der Technik, vor allem aber der Bau einer Schatzkammer. Dergleichen hatte der Hofkeller in alter Zeit schon einmal gehabt, wie Bernd van Elten in alten Dokumenten fand. So wurde an dieser Stelle im sogenannten Bacchus-Keller eine neue Schatzkammer angelegt. Hinter der großen Glastüre im Gewölbe lagern nun einige Tausend Flaschen gereifter Weine in gekühlter Luft und warten auf Weinliebhaber.
Im ehemaligen Eiskeller wurde ein gekühlter Lagerraum für Rotweine im Holzfass geschaffen. Die übrigen Keller wurden so aufgearbeitet und umgestaltet, dass mehr Plätze für Veranstaltungen entstanden und die Arbeitsabläufe erleichtert wurden. "Es ist mir eine große Freude und Ehre, ein so geschichtsträchtiges Weingut für die nächsten Generationen zu erhalten und auszubauen", sagt Thilo Heuft nach Abschluss der aufwändigen Arbeiten.