Im vergangenen Sommer konnte es wegen der Corona-Pandemie nicht geöffnet werden: das Schwimmbad Albertshausen. Der Förderverein des Bades nutzte diesen Umstand als Chance, um die in die Jahre gekommene Anlage auf Vordermann zu bringen. Zahlreiche Ehrenamtliche packten über Monate hinweg an, verliehen dem Bad ein frisches Aussehen und stemmten zusammen mit der Gemeinde Reichenberg, dem Träger des Schwimmbads, diverse Renovierungsarbeiten. Ein Besuch vor Ort – kurz vor der Wiedereröffnung des Bades am kommenden Samstag.
Seit 2017 mache man sich beim Förderverein Schwimmbad Albertshausen Gedanken darüber, wie man den Zustand des Bades verbessern könne, sagt Vereinsvorstand Johanna Dürr, während sie ihren Blick über das Gelände schweifen lässt. Inmitten eines Wohngebiets, umgeben von Schrebergärten, einem Spielplatz und einem Beachvolleyballfeld, liegt das kleine, außerhalb von Reichenberg weitgehend unbekannte Schwimmbad.
Für Johanna Dürr ist der Ort unmittelbar mit ihrer Kindheit verknüpft – ihr Vater war dort ehrenamtlich als Badeaufsicht tätig und nahm sie von klein auf mit. "Ich bin hier aufgewachsen", sagt die 28-Jährige, "ich habe jeden Sommer hier verbracht." Verabreden musste sie sich nie: "Es war nie die Frage, ob und wo man sich trifft – nur: Wann gehen wir heute ins Schwimmbad?"
Seit sie ihre Prüfung zum Rettungsschwimmer abgelegt hat, ist auch sie als ehrenamtliche Badeaufsicht mit von der Partie. Für sie steht das Bad für Gemeinschaft und eine Art große Familie: "Im Winter sieht man auf dem Dorf nicht viele – im Sommer treffen sich Alt und Jung dafür einfach immer im Schwimmbad." Dürr wünscht sich, dass dies so weitergehen kann: "Ich hänge an dem Bad und möchte gern meinen Beitrag dazu leisten, dass es erhalten bleibt."
Nicht nur für die Vorsitzende und den Förderverein, auch für die Gemeinde Reichenberg gab es viel zu tun: Während sich der Förderverein vor allem um die Optik des Bades und Verschönerungsmaßnahmen kümmerte, übernahm die Gemeinde Arbeiten an den Becken und der Technik. So wurde das 1938 erbaute Schwimmerbecken, das ursprünglich als Löschteich angelegt worden war, seit Frühsommer 2020 von Grund auf saniert – Probleme in der Betonstruktur machten es nötig. "Durch die Größe und das Alter des Betonbeckens waren die Arbeiten aufwändig", sagt Roland Zinn, Leiter des Bauamts Reichenberg, dessen Mitarbeiter sich auch um das Schwimmbad kümmern. Zudem wurde das Kleinkindbecken barrierefrei gestaltet, indem die Stufen zum Becken durch Verbindungsrampen ersetzt wurden.
Auch die Technik des Bades wurde generalüberholt, die Solaranlage überprüft, die Zaunanlage modernisiert. Als Kosten für die Sanierung nennt Zinn eine Summe "im kleinen sechsstelligen Bereich", den die Gemeinde zu 85 Prozent selbst trägt. Der Rest wird durch eine staatliche Förderung für die nun energieeffizientere Badetechnik finanziert. "Durch eine neue Pumpe reduziert sich der Chemieeinsatz drastisch", so Zinn.
Helfer kommen über WhatsApp und Buschfunk zusammen
Dass das Schwimmbad nun optisch in neuem Glanz erstrahlt, hat viel mit Julian Michel zu tun. Bereits vor drei Jahren hat Michel, der als selbständiger Informationsdesigner arbeitet, ein Konzept für das Bad entwickelt, nun wurde es umgesetzt. Die Wände der Schwimmbadbauten, über die sich Wellen ziehen, leuchten in frischen Blautönen, und auch die Umkleiden sowie Info-Tafeln wurden neu gestaltet.
Dass so viele Arbeiten am Bad möglich waren, ist dem Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher, darunter einige Handwerker, zu verdanken – und einer Organisation über verschiedene WhatsApp-Gruppen. "Sobald das Wetter gut war, haben wir Helfer-Aufrufe für einzelne Projekte gestartet", erzählt Dürr. Über WhatsApp, aber auch durch "Buschfunk" seien immer eine Handvoll Leute da gewesen, die sich des jeweiligen Projekts angenommen und das dafür nötige Werkzeug mitgebracht hätten, so Dürr.
Ehrenamtliche stellen auf die Badeaufsicht an den Wochenenden
So wurden unter anderem Zäune abgeschliffen, alter Lack von Türen entfernt, frisch lackiert, neue Schilder angebracht und Abstandsmarkierungen auf den Boden gemalt. Die mehreren Tausend Euro Materialkosten übernimmt der Förderverein, der laut Dürr mehrere hundert Mitglieder umfasst.
Ganze Samstage hätten die Helfer auf der Baustelle verbracht – immer unter Einhaltung der Corona-Regeln. "Wir mussten es so organisieren, dass nicht zu viele Leute gleichzeitig arbeiten", so Dürr. Auch die Albertshäuser zeigten Interesse: "Es stand immer jemand am Zaun und hat gefragt, wie die Arbeiten vorangehen."
Doch auch über die Sanierung hinaus ist das Engagement der Ehrenamtlichen gefragt – könnte doch ohne sie kein durchgängiger Badebetrieb aufrecht erhalten werden. Während unter der Woche die Gemeinde den Bademeister stellt, springen rund 20 ehrenamtliche Badeaufsichten an den Wochenenden ein. "Jeder dieser Helfer muss Rettungsschwimmer und Ersthelfer sein und hat pro Saison drei bis sechs Schichten", so Dürr. Neue Badeaufsichten sind immer willkommen – damit das Herzenprojekt der Albertshäuser auch in Zukunft weitergehen kann.