zurück
Albertshausen
Muss das Freibad Albertshausen schließen?
Die Suche nach ehrenamtlichen Badeaufsichten wird gerade in kleinen Freibädern immer schwieriger. In Albertshausen steht gar die Zukunft des Schwimmbads auf dem Spiel.
Bei den heißen Temperaturen der letzten Tage herrscht Vollbetrieb im Freibad Albertshausen Foto: Christian Ammon
| Bei den heißen Temperaturen der letzten Tage herrscht Vollbetrieb im Freibad Albertshausen Foto: Christian Ammon
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:52 Uhr

Ehrenamtliche für sich zu gewinnen, fällt immer schwerer. Das spüren auch die kleineren Freibäder in der Region, die oft auf fleißige Helfer angewiesen sind. In Albertshausen, einem Ortsteil von Reichenberg, steht nun sogar eine Schließung des Bades im Raum.

Bad muss am 29. Juli erstmals schließen

Das Freibad konnte vor etwa 20 Jahren nur mithilfe eines Fördervereins wiedereröffnet werden, dessen Mitglieder nicht nur mit Spenden helfen, sondern auch selber mit anpacken. Nun bleibt das Bad jedoch erstmals geschlossen: Ausgerechnet für Sonntag, den 29. Juli, kurz vor den Sommerferien, wurde keine Badeaufsicht gefunden.

"Wenn sich nicht bald ein paar nette Leute bereit erklären uns zu unterstützen, stehen wir bald wieder da, wo wir vor 25 Jahren gestanden haben", befürchtet Elke Ratzke, die vor 20 Jahren unmittelbar nach ihrem Abitur damit begonnen hat, Badeaufsichten zu übernehmen. Hin und wieder einen halben Tag im Schwimmbad zu verbringen und darauf zu achten, dass alle Gäste Spaß haben und auch sicher baden, macht sie gerne. Ihre Kinder hat sie oft dabei. Inzwischen sitzen sie auch schon selber einmal an der Kasse.

Gemeinde ist auf Ehrenamtliche angewiesen

Auch gibt es mit Franz Geißendörfer jemanden, der im Auftrag der Gemeinde unter der Woche regelmäßig die Aufsicht übernimmt. Er sei "mit Leib und Seele" dabei und habe für jeden ein warmes Wort parat, berichtet Alexander Riedel, der Vorsitzende des Fördervereins. Doch er ist inzwischen Mitte 70. Auch kann nicht jeder Badegast einfach mal so einspringen, erklärt er: Die Badeaufsichten benötigen eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer. Hierzu müssen sie einen kurzen Abendkurs etwa bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Höchberg oder Gerbrunn besuchen sowie eine kleine Prüfung bestehen. Hinzu kommt ein Erste-Hilfe-Kurs, der jährlich aufgefrischt werden muss.

"Die Gemeinde allein könnte das Bad nicht stemmen", erklärt er. Die Vorarbeiten des Vereins vor der Eröffnung, kleinere Reparaturen, aber auch Anschaffungen mit Spenden würde die Gemeinde überhaupt erst in die Lage versetzen, das Bad zu betreiben. Seit einiger Zeit versucht der Förderverein, Badegäste dazu zu gewinnen, um die Schichten zusätzlich zu den vorhandenen acht Badeaufsichten auf weitere Schultern aufzuteilen. Mit mäßigem Erfolg. "Es ist sehr traurig, dass es den Gästen in unserem Schwimmbad so gut gefällt, aber kaum einer von Ihnen bereit ist, selbst auch etwas dafür zu tun", bedauert Ratzke.

Auch in Kirchheim sind Ehrenamtliche rar

Auch inKirchheim fällt es zunehmend schwer, Badeaufsichten für das Freibad zu finden: Allerdings sind es hier weniger die Ehrenamtlichen des Fördervereins, die am Wochenende die Dienste übernehmen, die Sorgen bereiten, als die als Saisonkraft angestellten Schüler oder Studenten, die auch bei einem Lohn von deutlich mehr als dem Mindestlohn, nicht so recht ziehen, berichtet Bürgermeister Björn Jungbauer. In dieser Saison sei das Bad schon einige Male ohne Aufsicht gewesen: "Zum Glück hatten wir unsere Ehrenamtlichen, die kurzfristig eingesprungen sind."

Badeaufsicht Franz Geißendörfer bei der Arbeit Foto: Christian Ammon
| Badeaufsicht Franz Geißendörfer bei der Arbeit Foto: Christian Ammon

In Baldersheim, wo das Freibad erst im Juni vergangenen Jahres nach einer aufwendigen Sanierung wiedereröffnet wurde, kann die Gemeinde auf einen fest angestellten Bademeister zurückgreifen, den die Gemeinde auf eigene Kosten zum Rettungsschwimmer in Silber nachqualifiziert hat. "Wir haben zudem den großen Vorteil, dass wir vor Ort eine rege Wasserwacht haben", erzählt Aubs Bürgermeister Robert Melber. Die springt ein, falls Not am Mann ist: An Rettungsschwimmern mangelt es nicht. Die Wasserwacht hat die Möglichkeit, die nötigen Kurse selber durchzuführen.

In Gelchsheim übernimmt der Bauhof die Aufsicht

Ganz ohne Ehrenamtliche und Förderverein kommt man dagegen in Gelchsheim aus: Der Kiosk sei privat vermietet. In den Sommermonaten stehe ein Mitarbeiter des Bauhofs als Badeaufsicht zur Verfügung. Ist er verhindert, vertrete ihn ein Arbeitskollege, stellt Bürgermeister Hermann Geßner kurz angebunden fest: "Das klappt, unsere Badegäste sind zufrieden."

An diesem Sonntag, 22. Juli, ist rund um das Freibad in Albertshausen ab 10 Uhr Schwimmbadfest mit Gottesdienst und anschließendem Festbetrieb. Der Rettungsschwimmer-Notstand wird sicher auch ein Thema sein.