Eigentlich ist es eine gute Sache: Seit vergangenen Jahr können Schüler und Auszubildende mit einem 365-Euro-Ticket im Verkehrsverbund Mainfranken Omnibusse und Straßenbahnen nutzen. Ärger an der eigentlich guten Sache löst bei einigen Würzburgern die Tatsache aus, dass das Ticket für sie 365 Euro kostet, die Bewohner von Landkreisgemeinden bekommen es dagegen für 165 Euro. Warum ist das so?
Benachteiligung von Familien in Würzburg
"Das ist doch ungerecht", sagt ein Familienvater aus Rottenbauer, dessen zwei Kinder die Oberstufe eines Würzburger Gymnasiums besuchen. "Das sind für uns 400 Euro mehr im Jahr, als für eine Familie in Randersacker oder Veitshöchheim, obwohl alle die gleichen Busse benutzen können." Er findet die Benachteiligung von städtischen Familien unsozial und keine Werbung für die Benutzung des ÖPNV. Ähnlich argumentieren auch andere Familien aus der Stadt, die sich an die Redaktion gewandt haben. Ihr Tenor: Wir haben einen grünen Bürgermeister aber gleichzeitig einen ÖPNV, der für Familien weniger attraktiv ist, als der des Landkreises.
Prinzipiell ist es so, dass die Kosten für den ÖPNV für Schüler bis zur 11. Klasse in Stadt und Landkreis übernommen werden, wenn der Schulweg länger als drei Kilometer ist. Ältere Schüler sowie Berufsschüler mussten bis vergangenes Jahr Monatskarten kaufen. Mit dem 365-Euro-Ticket, das es seit 2020 für Schüler und Auszubildende gibt, sparen diese mindestens 100 Euro im Jahr. Das Ticket gilt im gesamten Tarifgebiet des Verkehrsverbundes Mainfranken VVM (Stadt Würzburg, Landkreis Würzburg, Landkreis Kitzingen und Landkreis Main-Spessart) und nicht nur für den Schulweg, sondern auch in der Freizeit.
In Gerbrunn kostet das 365-Euro-Ticket gar nichts
Dass dasselbe Ticket unterschiedlich viel kostet, liegt am Landratsamt Würzburg. Denn dieses startete im Frühjahr eine Initiative, um gemeinsam mit den Gemeinden des Landkreises einen Zuschuss von 200 Euro pro Schüler zu geben. 100 Euro zahlt der Landkreis, den gleichen Betrag schießen die jeweiligen Gemeinden zu. Bis auf Geroldshausen, Holzkirchen und Tauberrettersheim beteiligen sich alle Gemeinden. Gerbrunn übernimmt sogar 265 Euro, dort ist das Ticket dann für Schüler kostenlos.
Eingeführt hat das Landratsamt den 200-Euro-Zuschuss für seine Bürger aus Gründen der Fairness. "Uns haben in den letzten Monaten immer wieder Anfragen erreicht, warum Schüler der Oberstufe und vor allem auch Azubis weiterhin mehr für die ÖPNV-Fahrkarte zahlen müssen als Studierende“, sagte Alexander Schraml, Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU) vor einigen Wochen. Für Studenten gibt es nämlich ein Semesterticket des Studentenwerks Würzburg. Das kostet pro Semester 80,7 Euro, also 161,4 Euro im Jahr.
Dass die Initiative fast in allen Gemeinden angenommen wurde, freut Landrat Thomas Eberth. "Denn nur gemeinsam können wir die ÖPNV-Tarife weiter verbessern und die Menschen zur Nutzung des ÖPNV bewegen," begrüßte er das im Juli in einer Pressemitteilung. Gemeinsam bedeutet in diesem Fall allerdings: ohne die Stadt Würzburg. Denn im interkommunalen Mobilitäts-Ausschuss stadt.land.wue, der im vergangenen Jahr gegründet worden ist, wurde dieses Thema nicht angesprochen, wie Madeleine Wohlfeil vom Verkehrsbetrieb des Landkreises APG, auf Nachfrage erklärt. Dabei besprechen im Ausschuss zweimal jährlich elf Stadt- und Kreisräte, wie man den ÖPNV in Stadt und Land gemeinsam voran bringen kann.
"Der Landkreis hat seinen Zuschuss nicht mit uns abgesprochen", sagt Klimabürgermeister Martin Heilig. Prinzipiell sei dieser zusätzliche finanzielle Anreiz natürlich positiv und seines Wissens sogar "einzigartig in Bayern". Dass Familien in der Stadt sich diesen ebenfalls wünschen, kann Heilig verstehen. „Der Stadtrat wird sich sicherlich damit noch einmal beschäftigen, viele wünschen sich, dass man hier noch etwas macht.“
Dass sich die Stadt mit weiteren 200 Euro Zuschuss pro Ticket schwerer tue, als der Landkreis, liegt laut Heilig an der unterschiedlichen finanziellen Ausgangslage. Das 365-Euro-Ticket koste die Stadt voraussichtlich nach dem gegenwärtigen Stand um die 500 000 Euro im Jahr. "Wenn wir zusätzlich noch 200 Euro pro Schüler übernehmen, wird das nach grober Schätzung mindestens doppelt so viel." Stadtbewohner dürften nicht vergessen, dass man in Würzburg mit dem "Busnetz plus" gerade erst die größte Verbesserung im ÖPNV seit langem auf der Weg gebracht habe.
Kosten stehen noch nicht fest
Wieviel Stadt und Landkreis für das 365-Euro-Ticket insgesamt zuzahlen müssen, steht noch nicht genau fest. Die Einnahmeverluste der Verkehrsbetriebe übernimmt zu zwei Dritteln der Freistaat, der Rest wird unter den Aufgabenträgern im VVM-Gebiet, sprich der Stadt Würzburg und den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart, aufgeteilt. "Die Abrechnung mit den Verkehrsunternehmen läuft für das Schuljahr 2020/2021 gerade erst, so dass wir noch keine finalen Zahlen haben", sagt APG-Sprecherin Wohlfeil.
Wie viele Schüler 2020 in Stadt und Landkreis das 365-Euro-Ticket gekauft haben, können APG und WVV ebenfalls nicht angeben. Die APG hat für das begonnene Schuljahr bereits 2300 Tickets verkauft - was den Landkreis 230 000 Euro kostet.
Normalerweise bei regulären Zeitkarten ist die Großwabe extrem bevorzugt, hier bekommt man ein super Angebot für wenig Geld, ich wohne im Landkreis Würzburg und zahle vier Waben, da stimmt Preis-Leistung im Vergleich nicht.
Sehr schade, dass immer einzelne Gruppen privilegiert werden und die anderen nur zuschauen können ...
Vermutlich jammern auf hohem Niveau.
Gibt man den Leuten einen Finger wollen sie gleich die ganze Hand
Ist der Grüne Bürgermeister nicht informiert gewesen?
Dass ihm sowas durch die Lappen gehen konnte?!?!
Eigentlich so überflüssig wie ein Kropf!
Wenn nicht hier, wo dann?
Mal ehrlich, es musst schon Menschen mit weniger Unfähigkeit gehen… ok, jetzt kommen die Scheuer-Fans wieder an Bord!
Das ist richtig teuer
How much...wieviel teurer.
und wer gar höhere Bildung für seine Kinder will, muss halt (erstmal) zahlen... sollen doch die Kinder der Leute, die sich das nicht leisten können, mit dem Mittelschulabschluss abgehen, wir brauchen ja schließlich Fachkräfte...
Mal sehen ob ich das Zitat noch hinkriege: "in keinem anderen Land hängt der Schulabschluss der Kinder in solchem Maß vom sozialen Stand ihrer Eltern ab wie in Deutschland" - so ähnlich stand es doch im "OECD-Bildungsbericht"?
Sie haben aber doch genau das Problem benannt. Welche Schule jemand besucht, sollte doch nach seiner Begabung ausgerichtet sein, nicht nach dem Einkommen der Eltern. Bildung sollte kein Privileg für Reiche sein. Genau das ist es, was dieser OECD Bericht bemängelt.
Deswegen sollten eben nicht die Kinder derjenigen, die sich das nicht leisten können, die Mittelschule besuchen. Das führt am Ende dazu, dass Leute auf's Gymnasium gehen, die auf der Mittelschule besser aufgehoben wären und umgekehrt. Ich dachte, genau das wollten wir nicht.
Mich würde mal interessieren, von welchen Beträgen wir reden, würde der Schulweg auch für die höheren Klassen übernommen werden. Schätze mal, so hoch wird der Betrag nicht sein. Wir verblödeln so viel Steuergeld für unnütze Dinge, sparen aber an der Bildung und zwar an allen Schulformen, nicht nur an den höheren Schulen. Es wird Zeit, dass hier andere Prioritäten gesetzt werden.
Allerdings ist der Vergleich zum Semesterticket ein guter Ansatz, dass man da die Schüler/Azubis gleichzusetzen versucht. Bravo Landkreis!