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Würzburg
Stadt und Landkreis Würzburg wollen den ÖPNV verbessern
Hand in Hand wollen Stadt und Land künftig zusammen arbeiten. Und es gibt schon das erste konkrete Vorhaben: Landkreisbewohner sollen schneller nach Würzburg kommen.
Aus dem Landkreis mit dem Bus an die Stadtgrenze und dann mit der Straba weiter. Das wünschen sich alle Stadtrats- und viele Kreistagsfraktionen. 
Foto: Fabian Gebert | Aus dem Landkreis mit dem Bus an die Stadtgrenze und dann mit der Straba weiter. Das wünschen sich alle Stadtrats- und viele Kreistagsfraktionen. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 15.02.2024 16:43 Uhr

Bei den Nachnamen der Kreisräte kommt Oberbürgermeister Christian Schuchardt noch durcheinander. Auf die Atmosphäre bei der ersten Sitzung des neuen interkommunalen Ausschusses stadt.land.wue hatte dies freilich keinen Einfluss. Auch, dass Stadt- und Kreisräte reichlich Abstand zueinander halten, ist der Zusammenarbeit nicht hinderlich.

Stadt und Landkreis Würzburg wollen an einem Strang ziehen. Mindestens zweimal im Jahr soll künftig der interkommunale Ausschuss, besetzt mit jeweils elf Stadt- und Kreisräten, tagen und den jeweiligen Gremien in Stadt und Landkreis Empfehlungen geben. Aufhänger war ein gemeinsamer Mobilitätsworkshop, der sich vergangenes Jahr im November erstmals traf. Es soll aber nicht nur der Verkehr zwischen Stadt und Landkreis, auch wenn dieser die "bestmögliche Verknüpfung" (OB Schuchardt) zwischen beiden ist, eine Rolle spielen. Auch um gemeinsamen Umwelt- und Klimaschutz, Wohnungsbau oder soziale Fragestellungen soll es gehen. 

Ein historischer Augenblick erfordert historische Reden

Zuvor aber gibt es politische Lippenbekenntnisse - und Feststellungen. "Ein Landkreis ist etwas anderes als eine Stadt", weiß OB Schuchardt, der den Vorsitz hat. Aber wo "Würzburg draufsteht, ist auch Würzburg drin" und so seien beide "gemeinsam zum Erfolg bestimmt", sagt der OB. Und Landrat Thomas Eberth ist ebenso klar in seiner Rhetorik. Er hofft, der Ausschuss trage dazu bei, die Region "fruchtbar und zielführend zu gestalten". Freilich mit einer "ideologiefreien Klima- und Umweltpolitik". Das alles im "Herzen Europas", wo "nicht mehr in Grenzen, sondern für die Regionen" gedacht werden soll. 

"Ein Landkreis ist etwas anderes als eine Stadt."
Christian Schuchardt, Oberbürgermeister

Gestalten – das möchten auch die verschiedenen Fraktionen im interkommunalen Ausschuss. Und weil sie alle, wie der Kommunalwahlkampf gezeigt hat, den öffentlichen Personennahverkehr verbessern möchten, befasst sich auch der erste interfraktionelle Antrag damit. Bis auf die CSU- und UWG/FW-Kreistagsfraktion haben alle übrigen das sehr detailliert ausgearbeitete Papier unterzeichnet. Im Wesentlichen geht es darum, die Buslinien zu gewissen Straßenbahnhaltestellen zu führen, drei Umstiegshaltestellen im Stadtgebiet einzurichten und den Straßenbahntakt zu erhöhen.

Thomas Eberth (Landrat, Landkreis Würzburg, links) und Christian Schuchardt (Oberbürgermeister Würzburg) unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung zur Zusammenarbeit. Zum ersten Mal tagte der gemeinsame Ausschuss stadt.land.wü
Foto: Thomas Fritz | Thomas Eberth (Landrat, Landkreis Würzburg, links) und Christian Schuchardt (Oberbürgermeister Würzburg) unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung zur Zusammenarbeit.

Die Straba-Haltestellen am Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau, in der Königsberger Sraße (Sanderau) und in der Wörthstraße  (ebenfalls Zellerau) sollen Umstiegshaltestellen werden, damit dort die Fahrgäste aus dem Landkreis Würzburg, die mit den Linien 11, 470, 480, 490, 510, 520 und 550, beispielsweise von Veitshöchheim, Zell, Margetshöchheim oder Erlabrunn, in die Stadt kommen, einen guten Anschluss an die Straba haben. Und nicht nur das: Die entsprechenden Haltestellen sollen so umgebaut werden, dass dort auch Fahrräder oder Autos abgestellt werden können. 

Weniger Busse in der Stadt, dafür mehr Strabas

"Damit entlasten wir den Verkehr in der Stadt um 400 Busfahrten", sagt Sebastian Hansen (Kreisrat Bündnis90/Die Grünen). Vier zusätzliche Straßenbahnen würden benötigt, weil alle Straßenbahnlinien an Werktagen von 6 bis 18 Uhr dann generell alle zehn Minuten fahren sollen. Für einige Ortschaften im Landkreis bedeute dies eine wesentliche Verbesserung der Anbindung. "Teilweise alle 15 Minuten, andernorts gibt es eine halbstündige Verbindung in die Stadt", so Hansen. Damit dass alles auch funktioniert, liegen dem Antrag bereits ausgetüftelte Fahrpläne bei.

"Was nützt der allerbeste ÖPNV, wenn man aus dem letzten Zipfel des Landkreises für 15,80 Euro nach Würzburg kommt?"
Andrea Rothenbucher, Bürgermeisterin und CSU-Kreisrätin

Noch vor der stadt.land.wue-Sitzung hat die CSU-Kreistagsfraktion in einer Pressemitteilung ihre Bedenken geäußert. "Einige Ortschaften im Landkreis Würzburg werden dann abgeschnitten", sagt Björn Jungbauer, Bürgermeister in Kirchheim und CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. Er sei auch überrascht, dass die anderen Kreistagsfraktionen auf diesen Zug aufspringen. Beispielsweise würde der bereits gut funktionierende Busverkehr aus Veitshöchheim "zwanghaft verschlechtert" werden, heißt es in der Pressemitteilung. Grundsätzlich sei aber auch die CSU für eine bessere Vertaktung der Bus- und Straßenbahnlinien, aber nicht für "überstürzte Schnellschüsse".

Erst prüfen, dann entscheiden

"Dieser Antrag beinhaltet so viele richtige Ansätze", sagt dagegen Wolfgang Roth, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. ""Wir begrüßen jede Möglichkeit, CO2 einzusparen", spricht Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz für die CSU-Kreistagsfraktion. "Aber die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs müssten das auch akzeptieren. "Wenn ich von Veitshöchheim zum Würzburger Bahnhof 20 Minuten länger brauche, fahre ich mit dem Auto." Für die CSU-Kreisrätin Andrea Rothenbucher, Bürgermeisterin in Hettstadt, ist das "Wabensystem überholt". "Was nützt der allerbeste ÖPNV, wenn man aus dem letzten Zipfel des Landkreises für 15,80 Euro nach Würzburg kommt."

Bevor die Politik den Antrag umsetzen will, sollen die jeweiligen Verkehrsexperten nun auf Wolfgang Roths Vorschlag hin prüfen, ob alles umsetzbar ist. In diesem Punkt sind sich Stadt und Land dann wieder einig. 

 
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  • O. K.
    Ich nutze immer wieder mal die Linie 550 aus dem südlichen Landkreis und fahre mit 1 x Umsteigen nach Höchberg.
    Alle Busse der Linie 550 werden derzeit zum Sanderring oder zum Hauptbahnhof durchgebunden. Dort ist die Verknüpfung an den städtischen ÖPNV und an einige Buslinien in den westlichen Landkreis (u. a. auch nach Höchberg) hervorragend gegeben.
    Sollten die Busse tatsächlich zukünftig an der Königsberger Straße enden, so wäre dies ein Rückschritt! Es handelt sich hier nämlich um einen Linienbruch und nicht wie im Artikel angegeben um eine Verknüpfung! Für mich persönlich würde es bedeuten statt einmal, 2 x umsteigen zu müssen. So wird es vielen anderen Fahrgästen wohl auch gehen. Das Argument, die Straßenbahn steht ja nicht im Stau kann ich nicht gelten lassen, da dies aus Richtung Randersacker so gut wie nie vorkommt.
    Bevor ich mit den Füßen bzw. mit dem Auto abstimme und diese Linie überhaupt nicht mehr nutze, werde ich mich an die Politiker vor Ort wenden. Vielleicht kann dan
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  • M. R.
    Ich finde das immer lustig, wie sich so manche Leute in den Kommentarspalten aufregen, dass alles, was vermutlich hier auch mit wissenschaftlichen Mitteln erarbeitetet wurde, alles ganz großer Mist ist.

    Mit Sicherheit gibt es Fahrzeitenverschlechterungen. Aber ein Großteil der Fahrzeiten wird optimiert. Die ganzen Meckerer sollen einfach mal den 113-seitigen Entwurf von Felix Wyczisk überarbeiten oder einfach mal inhaltlich überprüfen, bewerten und ihre Verbesserungsvorschläge anbringen.

    Ach ja, das macht ja eh keiner, weil Meckern meckern ist und Überprüfung Arbeit.
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  • G. S.
    Dann werden Sie uns sicher sagen können, wo man diesen Entwurf einsehen oder noch besser herunterladen kann.
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  • P. S.
    Wenn die Leute Angst vor Ansteckung haben werden sie nicht den ÖPNV benutzen sondern lieber im eigenen Auto fahren. Offensichtlich haben zu viele Leute Angst vor Ansteckung. Fast nur die, die kein Auto haben sitzen noch in Straba und Bus....
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  • J. G.
    Wenn die Leute umständlich bei den öffentlichen Verkehrsmitteln umsteigen müssen, dann nehmen sie lieber das Auto. Außerdem sind manche Ortschaften nahverkehrstechnisch noch in der Steinzeit. Hier muss eine deutliche Verbesserung (bessere Taktung bzw. mehr Fahrten) erfolgen, damit der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr attraktiv wird. Pferdefuß sind natürlich auch die Fahrpreise, die in Würzburg und Landkreis im Vergleich zu anderen Verkehrsverbünden relativ hoch sind. Man kann Würzburg zwar nicht mit Berlin vergleichen, aber dort kann man im Bereich AB (teilweise fast 50 Km) für nicht mal drei Euro fahren. Zudem ist das Wabensystem nicht zielführend. Früher konnte man z. B. mit einem Fahrschein der Zone 3 zu einem Ziel innerhalb der Zone von A nach B fahren.
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  • C. H.
    Durch unser Konzept kriegt eine größere Menge an Ortschaften besseren Takt, zum Teil bis hin zu einem 15 Minuten-Takt, mehr Quer- und Tangentialverbindungen auch in andere Ortschaften und einen zuverlässigeren Fahrplan. Dass man im ÖPNV umsteigen muss, ist völlig normal und übrigens auch jetzt bereits gang und gäbe. Ich steige täglich um, wenn ich zur Uni fahre - und für bessere Verbindungen und mehr Zuverlässigkeit, weil die Busse nicht mehr im Stau stehen, ist ein Umstieg verkraftbar.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ja, es stimmt dass für einige Relationen dann ein Umstieg auf die Straba notwendig wird, wo man bisher direkt fahren konnte. Aber: dafür wird der Takt der Busse deutlich erhöht und die Fahrzeiten sind zuverlässig, da der Bus nicht mehr in Würzburg im Stau steht sondern Sie mit der Straba am Stau vorbeifahren. Wenn man das Umsteigen attraktiv gestaltet (garantierte Anschlüsse, Überdachungen, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung usw.) werden die Vorteile für viele Fahrgäste überwiegen. Wo Sie und auch die zitierte CSU-Kreisrätin völlig Recht haben, ist dass wir den Wabentarif abschaffen müssen. Wir brauchen ein einfaches und günstiges Tarifsystem. Die Grünen haben dafür sogar ein konkretes Konzept: nur noch nach Zeit abrechnen statt nach Entfernung: Es gibt dann nur noch Tickets für 2 Stunden, 24 Stunden, 1 Monat oder 1 Jahr. Einfach einsteigen und mitfahren statt Wabenzählen...
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  • J. K.
    Ich empfände das angedachte Konzept keineswegs als Verbesserung sondern als eine deutliche Verschlechterung. Bislang fahre ich täglich mit dem Bus bequem und direkt zum Hbf um von dort aus mit dem Zug zur Arbeit weiterzufahren. Zurück gehts genauso.

    Wenn ich aber zwischendrin auch in die Straba umsteigen müsste und -abgesehen davon dass Umsteigen stets lästig ist- damit noch mehr Zeit "auf der Strecke" bliebe, würde ich wieder mit dem Pkw fahren. Schneller und bequemer geht es damit ohnehin.

    Ich denke, ich werde da sicher nicht der Einzige sein, der das genauso sieht.
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  • C. H.
    Vergleich:
    Fahrtzeit Waldbüttelbrunn - HBF derzeit: 25 Minuten
    Fahrtzeit Waldbüttelbrunn - HBF mit unserem Konzept, Umsteigen bereits mit einberechnet: 26 Minuten
    Nun bedenken Sie bitte, dass derzeit der Fahrplan quasi nie eingehalten wird, da der Bus in der Innenstadt im Stau steht. Die Straßenbahn steht jedoch nicht im Stau und der Bus in unserem Konzept dank der bereits beschlossenen Busspur zur Wörthstraße auch nicht. Außerdem können Sie in unserem Konzept mindestens halbstündlich, in einige Orte sogar viertelstündlich, mit dem Bus fahren, was bisher nicht möglich ist und sich auch nicht weiter verändern wird, es sei denn man investiert mehr Geld in die Landkreisbusse (ist bei unserem Konzept nicht nötig). Insofern reisen Sie mit unserem Konzept gleich schnell, zuverlässiger und haben einen besseren Takt. Da sollte der Umstieg zu verkraften sein.
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  • H. A.
    @HansenWB
    Waldbüttelbrunn, das fast neben der Zellerau liegt als Beispiel zu nennen, kann man kaum als Beispiel nennen. Wenn ich lese das man mit der Linie 11 von Veitshöchheim in der Zellerau umsteigen soll, da kann ich nur ungläubig den Kopf schütteln. Die einzigen die aus dieser Richtung in den Stadtteil wollen , sind frühmorgens die Schüler ansonsten hat sich Veitshöchheim über die Jahre selbst fast zur einen kleinen Stadt entwickelt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und Industriegebiet, da fahren die wenigsten in die Zellerau. Wenn dann fahren sie in den benachbarten Stadtteil Dürrbachau mit weiteren Einkaufsmöglichkeiten. Bei solchen nicht nachvollziehbare Gedankenspiele, weis man schon im voraus das da am Ende nichts vernünftiges bei rauskommen wird. Erst entfernen sich das Kommunalunternehmen und die Stadt Würzburg und kochen mit eignen Liniennetzen und fragwürdigen Ausschreibungen ihr eigenes Süppchen und jetzt wollen sie urplötzlich wieder zusammenarbeiten, das passt nicht.
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