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Würzburg
Ärger mit neuen Schnelltests für Würzburger Schulen: Viele falsch positive Ergebnisse
Die zuletzt angewandten Antigen-Schnelltests hatten sich bewährt. Warum nun Schnelltests anderer Hersteller unter Eltern und Lehrern für Verwirrung sorgen.
Testen, Testen, Testen: Je nach Test reagiert dieser allerdings mal mehr, mal weniger sensibel auf die Coronaviren, abhängig von der Höhe der Viruslast.
Foto: dpa/Sebastian Gollnow | Testen, Testen, Testen: Je nach Test reagiert dieser allerdings mal mehr, mal weniger sensibel auf die Coronaviren, abhängig von der Höhe der Viruslast.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:46 Uhr

Seit kurzem werden an den Würzburger Schulen neue Antigen-Schnelltests für die Corona-Testungen verwendet. Das stiftet reichlich Verwirrung. Einige Lehrer und auch Eltern monieren, dass diese weniger sensibel auf das Coronavirus reagierten als die bisher angewandten Tests namens Clinitest des Herstellers Siemens.

Wie Würzburgs Schulbürgermeisterin Judith Jörg mitteilte, würden derzeit Tests von drei verschiedenen Herstellern an die hiesigen Schulen verteilt, so die Tests Flowflex, Nadal und Newgene. Diese würden der Stadt Würzburg vom Staatsministerium zugeteilt. "Wir als Stadt haben keinen Einfluss darauf, welche Tests das sind", so Jörg.

Stadt hat keinen Einfluss auf die Marke der Tests

Sie sei von mehreren Seiten informiert worden, dass es Probleme mit derzeit verwendeten Tests gebe, so Jörg. Es zeige sich, dass vor allem der Test Nadal des Öfteren falsch positive Ergebnisse anzeige. Sebastian Roth, Stadtratsmitglied (Die Linke) und Lehrer an der Würzburger Wolfskeel-Realschule, hat selbst Erfahrungen mit diesen Tests gemacht. Laut Roth schlug der Schnelltest an einem Tag sogar bei zehn Kindern positiv an, "dann haben wir mit dem Siemens-Tests nachgetestet und es waren nur noch vier". Diese seien zum PCR-Test geschickt worden, bei zwei Kindern habe sich dann die Corona-Infektion bestätigt. Da seien die Ergebnisse mit Clinitest zuverlässiger gewesen, so der Lehrer. Bei seinen Schülern und Schülerinnen löse ein positives Ergebnis  immer einen großen Schrecken aus, da sollte es möglichst nicht zu oft vorkommen, dass Tests falsch positiv ausschlagen, meint Roth.

Weiter meldete sich ein besorgter Vater, der ebenfalls Lehrer an einer Schule in der Region ist und der darauf hinwies, dass momentan nur "mit minder sensitiven Tests" getestet werde. Es wundere ihn, dass man die bewährten Siemens-Tests durch – in seinen Augen – "minderwertigere" ersetzt habe. Laut einer aktuellen Liste des Paul-Ehrlich-Instituts hat der Siemens-Schnelltest eine Gesamtsensitivität (berechnet aus drei verschiedenen Faktoren) von 76 Prozent, der Test von Nadal weist eine Gesamtsensitivität von 36 Prozent, der von Flow Flex eine von 34 Prozent auf. Der Test Newgene, von dem die Stadt noch am meisten vorrätig hat - fast 300 000 - weist indes eine Gesamtsensitivität von 78 Prozent auf.

Sorge, dass nur schwere Fälle mit hoher Viruslast aufgedeckt werden

Der Vater von zwei Schulkindern, dessen Name der Redaktion bekannt ist, sorgt sich, dass minder sensitive Tests wie FlowFlex bei mittleren und geringen Viruslasten nur wenig Infektionen aufdecken und, "dass die Fallzahlen deshalb deutlich sinken werden". Es werde Eltern und Schülern "ohne weitere Erläuterung eine Sicherheit vorgespielt, die es mit den neuen Tests nicht gibt", sagt er. In seinen Augen sei das besorgniserregend. Er hätte sich gewünscht, dass auf diesem Gebiet mehr Kommunikation und Transparenz stattfinde.

Auch Martin Weinert, Schulleiter des Matthias-Grünewald-Gymnasiums, hat in der Handhabe mit FlowFlex festgestellt, "dass die Tests, die nicht ganz eindeutig sind, zugenommen haben". Man versuche das durch nochmaliges Testen aufzuschlüsseln, sagt er. "Bezogen auf die hohe Anzahl an Tests, die wir wöchentlich durchführen, hält sich das aber noch im Rahmen." Dennoch, fügt Weinert an, habe das mit den zuvor genutzten Tests besser funktioniert. Froh ist er, dass für seine fünfen und sechsten Klassen nun - wie schon seit Längerem für die Grundschüler - der Lolli-Pooltest kommt. Das bringe durch die Auswertung im PCR-Verfahren noch ein Stück mehr Sicherheit.

Zwischenzeitlich existiert ein großer Markt an Schnelltests

Auf Nachfrage dieser Redaktion im Staatsministerium für Pflege und Gesundheit heißt es, dass sich dieses im Frühjahr 2021 ein Kontingent von Selbsttests weniger verschiedener Hersteller – darunter Siemens - gesichert habe. Zu diesem Zeitpunkt habe sich der Schnelltest-Markt im Aufbau befunden.

Wie eine Ministeriumssprecherin mitteilt, gebe es nun aber eine Vielzahl von Selbsttests auf dem deutschen Markt, die zunächst durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überprüft würden und danach ein medizinproduktrechtliches Bewertungsverfahren durchliefen. Erst dann würden die Antigen-Schnelltests mit dem CE-Kennzeichen ausgestattet. Bei der Beschaffung der Tests durch die öffentliche Hand sei das Vergaberecht zwingend zu beachten, heißt es weiter: "Die in der Folge an den Schulen in Bayern eingesetzten Selbsttests wurden unter Beachtung der vergaberechtlichen Vorschriften beschafft, nach denen eine Auswahl von besonderen Herstellern gerade nicht möglich ist."

Was die angesprochene Problematik mit den Selbsttests von Nadal und Flowflex angeht, verweist das Ministerium auf die Studie „Vergleichenden Evaluierung der Sensitivität von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests“, die das Paul-Ehrlich-Institut gemeinsam mit weiteren Laboren durchgeführt hat. Demnach seien beide Tests "als ausreichend sensitiv und als uneingeschränkt geeignet zum Einsatz an den Schulen zu werten". Durch den regelmäßigen Testrhythmus an den Schulen montags, mittwochs und freitags sei eine engmaschige Kontrolle auf mögliche Infektionen mit dem Coronavirus gewährleistet, so die Ministeriumssprecherin weiter.

Ministerium: Tests streng nach Gebrauchsanweisung abwickeln

Speziell über den Nadal-Test heißt es aus München, dass dessen Sensitivität dazu führe, dass auch schwach infizierte Personen mit nur geringer Viruslast im Schnelltest detektiert würden. Das „Ausschlagen“ des Tests auch bei niedriger Viruslast könne also sporadisch dazu führen, dass „anfällige“ Negativproben falsch-positiv im Schnelltest reagierten.

Zudem könne das "Probenhandling" Auslöser sein: Laut Stellungnahme des Herstellers kann ein unzureichendes Probenvolumen beispielsweise den Probenfluss vermindern und Einfluss auf das Testergebnis haben. Die Tests müssten streng nach Gebrauchsanweisung abgewickelt werden. Im Winter wird zudem empfohlen, die Tests ausschließlich bei Raumtemperatur durchzuführen, so die Ministeriumssprecherin weiter.

Einen Einblick in die Bewertungen der Tests gibt es auf der Internetseite des Paul-Ehrlich-Instituts in der Vergleichenden Evaluierung der Sensitivität von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests. 

 
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  • petrapp@gmx.de
    Mit solch einem Handwerkszeugs die Kinder
    auch noch "kirre" machen "traurig".
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  • rainergaiss
    Ich bin wahrlich kein Impfgegner und bin auch geimpft und geboostert. Aber was hier gerade alles erzählt und widerrufen wird, wie soll man da noch an etwas glauben oder vertrauen? Ich hab's aufgegeben.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Werft unsere Landesregierung aus dem Amt. Kann nix und tut nix.
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  • Winfriedvath@web.de
    Zur Tabelle des PEI: Die ersten beiden Cq-Werte müssen möglichst hoch sein. Flowflex hat beim zweiten Wert nur 4,3 Prozent. Dieser Test sollte also auf jeden Fall ausscheiden.
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  • FamilieGoetz
    Ein Schelm der böses dabei denkt, dass ausgerechnet jetzt die Tests gewechselt werden. Schlechte Tests bringen bessere Inzidenzen und ohne positiven Schnelltest, kein Zugriff auf PCR, ohne bestätigtes positives PCR Testergebnis keine Möglichkeit einer Unfallmeldung der Schüler bei der BG, ohne Unfallmeldung keine Möglichkeiten später auftretende Erkrankungen über die BG behandeln zu lassen...

    Davon unabhängig, impft doch auch die Kinder. Warum bringt ihr einem Virus, das soviel Krankheit und Tote hervorgebracht hat, soviel Vertrauen entgegen? Und warum seid ihr bei einer Impfung, die jetzt wirklich endlos oft erprobt wurde so zurückhaltend? Warum sollte der Körper eines Kindes im Vergleich zu dem eines Erwachsenen gefühlt dem Mars zugeordnet sein und nicht - in Bildern gesprochen - einem Nachbarland?
    Es ist übrigens nachgewiesen, dass die Impfung wirksam gegen PIMS schützt. Eine entzündliche Gefäßerkrankung. Allein diese zu vermeiden wäre doch schon viel wert?
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  • crazycszocker@t-online.de
    Keine Ahnung was genau ich da jetzt gelesen habe.
    Aber mein Aluhut glüht jetzt auf einmal hellrot!
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  • k.a.braun@web.de
    Wäre man böswillig, könnte man mutmaßen dass die Kinderdurchseuchung offenbar gewollt ist ...
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  • klafie
    nur tests allein helfen nichts - impfen, impfen, impfen! auch kinder.
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  • Blum66
    Klafie und dann? Dann haben wir Geimpfte Positive Kinder. Impfen schützt doch nicht vor Ansteckung. Alle mir bekannten Positiv getesteten 2022 waren 2 oder 3 Mal geimpft.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Wie sieht Ihre Statistik aus?

    "Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigen, dass eine zweifache Immunisierung mit dem Impfstoff des Herstellers BioNTech/Pfizer eine Wirksamkeit von rund 91 Prozent gegen das PIMS-Syndrom bei den Zwölf- bis Achtzehnjährigen erreicht. "Allen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren rate ich zur Impfung - gar keine Frage", betont auch Jörg Dötsch"
    https://www.dw.com/de/corona-pandemie-kinder-jetzt-oberste-priorit%C3%A4t/a-60825679
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  • r.kerber@web.de
    Was genau soll jetzt das Impfen bei Kindern bringen?
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