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Hettstadt/Marktheidenfeld
Abschiedsbrief der "Prophetin"? "Universelles Leben" reagiert mit Videobotschaft auf Tod von Gabriele Wittek
Details zum Tod der Sektengründerin gibt es in dem veröffentlichten UL-Film nicht. Auch wie lange Wittek schon tot ist, bleibt unklar. Dafür fallen Endzeitbotschaften auf.
Das Haus der Gemeinschaft, die ehemalige UL-Zentrale, am Haugerring in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Das Haus der Gemeinschaft, die ehemalige UL-Zentrale, am Haugerring in Würzburg.
Benjamin Stahl
 und  Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 31.10.2024 02:41 Uhr

In einem knapp einstündigen Video hat sich das "Universelle Leben" (UL) zum Tod seiner "Prophetin" Gabriele Wittek geäußert. Der Film mit dem Titel "Ein Abschiedsbrief an alle, die Gabriele noch gekannt haben" kursiert seit spätestens Mittwoch auf den TV-Kanälen, die die umstrittene Sekte betreibt.

"Nun ist die Zeit gekommen, dass Gabriele, die Prophetin und Botschafterin Gottes, zurückkehrt in das ewige Vaterhaus", geben darin zwei Mitglieder der UL-Spitze den Tod Witteks etwas umständlich bekannt. 

Gabriele Wittek wurde 1933 geboren.
Foto: Suchefort/MP | Gabriele Wittek wurde 1933 geboren.

"Als Mensch Gabriele wollte sie nie etwas Besonderes sein. Aus Liebe zu Gott und dem Reich Gottes hat sie das schwere Los des Prophetenamtes angenommen und fünf Jahrzehnte getragen", heißt es in dem Film, der der Redaktion vorliegt. Und weiter: "Über ihre hohe geistige Herkunft zu wissen, war ihr immer eine Last, die sie als Mensch zu erdrücken schien."

Unterdessen bleibt unklar, wann Wittek, die am 7. Oktober 1933 geboren worden war, gestorben ist. Die zuständigen Meldeämter in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) und Hettstadt (Lkr. Würzburg) bestätigen zwar den Tod, geben aber keine Auskunft über das Sterbedatum und verweisen auf rechtliche Gründe. Das UL ließ eine Anfrage der Redaktion zum Tod der selbsternannten "Posaune Gottes" unbeantwortet.

UL-Video: Letzte Offenbarung im Mai und Abschiedsbrief im August

In dem Video heißt es, dass Wittek im Mai 2024 eine letzte Offenbarung erhalten habe. Am 16. August habe Gott "durch Gabriele, seine Prophetin und Botschafterin", darum gebeten, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Dabei sei es "Gabi", wie einer der Sprecher sie nennt, da "dem Alter entsprechend gut" gegangen.

Sie wusste, dass sie heimgeholt werde, "ganz kurz, bevor der Untergang der Menschheit beginnt", heißt es weiter. Sie habe "nicht daran gezweifelt, dass das Massenaussterben der Menschheit unmittelbar bevorsteht".

Es sind diese "klaren Endzeitbotschaften", die Dr. Matthias Pöhlmann in dem Video besonders auffällig findet. So sei auch davon die Rede, dass sich die Materie auflöse, erklärt der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen bei der evangelischen Landeskirche. Und es werde darauf Bezug genommen, dass schon mehrfach vor dem Ende der Welt gewarnt worden sei.

Er beobachte in dem Beitrag, dass die Rolle der "Prophetin" weiterhin zunehmend überhöht werde, sagt Pöhlmann. Sie werde zur "Inkarnation der göttlichen Weisheit" erhoben. Der sogenannte Abschiedsbrief werde "im Wesentlichen als medial empfangene Botschaft von Jesus selbst dargestellt".

Weltanschauungsbeauftragter: Witteks Tod ist eine Zäsur

Der Weltanschauungsbeauftragte des Bistums Würzburg, Dr. Jürgen Lohmayer, nennt den Tod von Gabriele Wittek eine Zäsur. Allerdings sei unklar, "wie stark und wie bestimmend" die betagte Sektengründerin noch tatsächlich gewirkt habe. Spirituell sei das UL in den vergangenen Jahren ohnehin "eher unsichtbar" gewesen.

Lohmayer ist deshalb auch nicht überrascht, dass das UL um den Tod von Wittek kein Aufhebens macht. Wie viele Anhängerinnen und Anhänger das UL hat, dazu macht die Glaubensgemeinschaft keine offiziellen Angaben. Experten gehen mittlerweile von weniger als 1000 Mitgliedern aus.

Die zahlreichen Betriebe im Umfeld würden ohnehin weiterlaufen, ist Lohmayer sicher. Die religiöse Komponente des UL werde jedoch stagnieren: "Das Spirituelle wird weiter ausdünnen." Spätestens dann, wenn auch die Anhänger der ersten Stunde, die der UL-Spitze zuzurechnen sind, gestorben sind.

Kein neues Kreuz an "Gedenkstätte" am "Zelt Gottes" in Altfeld

Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger Witteks wird es jedenfalls nicht geben. Das hat das UL selbst immer wieder betont. Pöhlmann glaubt, man werde nun das Erbe der "Prophetin" verwalten. Eine Archivierung ihrer "sogenannten Prophezeiungen hat ja längst stattgefunden", sagt der Sektenexperte: "Man hatte auch genügend Zeit, sich auf die Post-Gabriele-Ära vorzubereiten."

Was in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt, sind sich die Weltanschauungsbeauftragten einig, seien die diversen Bautätigkeiten des UL. Einerseits habe das UL "immer auf die Kirche als Institution und auf Kirchen aus Stein geschimpft", erinnert Pöhlmann. Andererseits trete "seit geraumer Zeit eine Institutionalisierung beim UL selbst ein" und es existierten Bauten wie das "Zelt Gottes" in Altfeld (Lkr. Main-Spessart).

In Altfeld im Landkreis Main-Spessart hat das 'Universelle Leben' ein 'Zelt Gottes' gebaut.
Foto: Thomas Obermeier | In Altfeld im Landkreis Main-Spessart hat das "Universelle Leben" ein "Zelt Gottes" gebaut.

In dem riesigen Kuppelbau mit angeschlossener UL-Bibliothek wies auch am Donnerstag nichts auf den Tod Witteks hin. Hinter dem sakralbauartigen Gebetszelt stehen 17 große Kreuze. Eine "Gedenkstätte für alle wahren Gottespropheten" – von Abraham über Jesus bis Stephanus. Ein Kreuz für Gabriele Wittek fehlt.

 
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Kommentare
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  • Helga Henschel
    Kann man dem UL gegenüber vielleicht mal etwas toleranter sein? Für mich sind manche Lehren anderer, auch christlicher Glaubensrichtungen, ebenfalls suspekt. Ich teile sie nicht und kann sie auch nicht verstehen. Ich akzeptiere trotzdem die Entscheidung gläubiger Menschen und die Freiheit zur jeweiligen Lehre als Basis für ihr Leben. Solange niemand gezwungen wird, dort Mitglied zu werden, darf in unserem Land doch jeder Mensch glauben, was ihn glücklich macht und keinem anderen schadet. Das ist meine Meinung zur ewigen Meckerei am UL. Die verstorbene Frau Wittek ruhe in Frieden.
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  • Bernhard Schebler
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  • Walter Stöckl-Manger
    Was machen die Armen jetzt nur, wo ihre Quelle der Erleuchtung versiegt ist? Ich wünsche viel Kraft - und dereinst womöglich gar Einsicht.
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  • Kai Hofstetter
    Kommt jetzt, da die Prophetin tot ist und der Weltuntergang unmittelbar bevorsteht, der bei solchen Sekten immer wieder vorkommende Massen(selbst)mord? Die Geschichte zeigt da leider zahlreiche Beispiele: Jonestown (Guyana), Sonnentempler (Schweiz), Heaven's Gate (Kalifornien), Kanungu (Uganda)....
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  • Christa Bullmann
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  • Barbara Fersch
    Warum interessiert es hier jemanden, wann diese "Prophetin" gestorben ist ???
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  • Klaus B. Fiederling
    stimmt Herr Koch, auf Herrn Reinshagen fehlt mir auch jedlicher menschlicher Verstand.
    Ich denke, Herr Reinshagen will damit beschreiben dass er der Frau Wittek sehr nahe stand,
    kann er auch, aber sollte er bitte doch solche eher skurilen Vergleiche unterlassen.
    Manche essen gerne Rehbraten, das UL hingegen bezeichne Rehe und Tiere als seine Brüder und Schwestern. Lassen wir jeden nach seiner Art glücklich werden und hoffen dass Frau Wittek nun den ewigen Frieden gefunden hat und sich ihre selbst zusammengeschmiedete Religion bald in wohlgefallen auflöst.
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  • Fred Reinshagen
    @Klaus Fiederling
    Wie können Sie so einen Unsinn aus meinem Kommentar schlussfolgern! Und mir das Wort im Mund verdrehen! Sie sind hier nicht in der Quatschbude Facebook, sondern in einer Tageszeitung.
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  • Fred Reinshagen
    An ihrem 90. Geburtstag war der Überfall der Hamas auf Israel - der schlimmste Terrorakt seit dem Bestehen Israels! Ein unangenehmer Zufall für das UL? Wohl eher ein geistlicher Fingerzeig auf eine Irrlehre.
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  • Peter Koch
    Wie kommt man denn auf solche Gedanken?
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  • Peter Koch
    In Kürze erfolgt also der Weltuntergang durch Auflösung der Materie. Das ist doch mal eine gute Nachricht weil damit auch das UL endgültig erledigt wäre.
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  • Thomas Hemmerich
    Was bitte soll dieser Kommentar? Er trägt nichts zur Sache bei , auch ihre Wortwahl lässt mich stutzen. Denn bezieht sich ihr Kommentar auf den Tod der Person, dann sollte die MP diesen Kommentar schleunigst löschen.
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  • Peter Koch
    Ich beziehe mich auf die Weltungergangsvorhersage der sicherlich total erleuchteten Prophetin.
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  • Helga Henschel
    Es gab doch bereits von verschiedenen Sekten solche Vorhersagen, die natürlich nicht eintrafen. Das kann man, muss aber nicht daran glauben. Warum diese Diskussion ???
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