
Igel-Retter sollten durch ein bayerisches Förderprogramm für ihre ehrenamtliche Arbeit belohnt werden. Das forderte die SPD-Fraktion kürzlich im Umweltausschuss des Landtags. "Vereine und Organisationen, die kranke Fundtiere pflegen und aufpäppeln, sollen die Möglichkeit bekommen, bei der Vorlage von etwa Tierarztrechnungen öffentliche Gelder zu erhalten", heißt es im Antrag. Außerdem soll die Staatsregierung erfassen, wo es Igelschutz-Vereine gibt, welche Unterstützung sie brauchen und wo neue Organisationen notwendig sind.
In Bayern gibt es zahlreiche Ehrenamtliche, die viel Zeit und Geld in die Pflege von Igeln stecken, sagte die SPD-Abgeordnete Anna Rasehorn im Ausschuss. Ihre Arbeit sei unerlässlich für den Igelbestand in Bayern, der seit Jahren vielen Bedrohungen ausgesetzt ist. "Wenn der Igel schon Wildtier des Jahres 2024 ist, können wir uns ihm auch annehmen", findet sie.
Für CSU und Freie Wähler ist der Antrag in der Praxis nicht umsetzbar
Der Ausschuss sah den Antrag kritisch. So fragte Benno Zierer von den Freien Wählern, wie die Staatsregierung erfassen soll, wo Igelstationen gebraucht werden. Zudem wisse man nicht, wie viele Ehrenamtliche sich überhaupt um Igel kümmern und wie man das überprüfen soll. "Für die Förderung der Ehrenamtlichen sind die Kommunen zuständig", merkte er an. Für die Freien Wähler sei solch ein Förderprogramm "in der Praxis nicht umsetzbar".
Auch der zweite Antrag der SPD, Mähroboter mit einem Warnhinweis zu versehen, der auf die Gefährdung von Wildtieren bei Nutzung in der Nacht hinweisen soll, konnte den Ausschuss nicht überzeugen. "Wo fangen wir da an und wo hören wir auf? Sollen wir dann auch auf Mikrowellen Kleber anbringen, dass man Katzen darin nicht trocknen darf?", kritisierte Frank Dierl (CSU).

Und die CSU-Abgeordnete Tanja Schorer-Dremel merkte an: "Die Wenigsten lassen ihren Mähroboter nachts fahren. Bevor wir neue Bürokratie aufbauen, sollte man lieber an die Obst- und Gartenvereine herantreten und sie darüber aufklären." Ohnehin könne Bayern solch eine Kennzeichnung gar nicht umsetzen, das sei Aufgabe der EU. Letztendlich wurden beide Anträge abgelehnt.
Igel-Retter wünschen sich mehr Unterstützung von der Politik
Sehr schade findet das Katrin Kritzner, Vorsitzende der Tierhilfe Schweinfurt, die sich auch um hilfsbedürftige Igel kümmert. Denn aktuell steht der Braunbrustigel auf der Vorwarnliste der roten Liste, weshalb aktiver Tier- und Artenschutz dringend notwendig sei, teilt sie auf Anfrage der Redaktion mit. Igel würden zum größten Teil durch Mähgeräte verletzt. Dass Ehrenamtliche die Pflege dieser Tiere oft selbst finanzieren, sei kein Dauerzustand. "Außerdem besteht in unserer Region ein Mangel an Pflegeplätzen für hilfsbedürftige Igel."
Auch Elke und Melissa Füller, die seit 2019 in Rottendorf (Lkr. Würzburg) eine der wenigen Igelpflegestellen in Unterfranken betreiben, bedauern, dass sie zukünftig keine Unterstützung von der Politik bekommen. "Dieses Jahr hatten wir fast 65 Tiere bei uns – doppelt so viele wie vergangenes Jahr", sagt Melissa Füller. Die Lage sei ernst: Immer wieder würden Igelmütter verhungern, weil es zu wenig Insekten gibt. Oder sie werde von Autos überfahren oder von Mähgeräten schwer verletzt, sodass sie sich nicht um ihre Jungen kümmern können.
Die Aufzucht der Jungtiere ist teuer, ebenso die Behandlung verletzter Igel beim Tierarzt. Die teilweise sehr hohen Kosten übernehmen die Füllers selbst. Deshalb wünschen sie sich eine gesetzliche Regelung, dass Tierärzte, die Wildtiere behandeln, die Kosten dafür vom Staat erstattet bekommen. So würden die Igel-Retter finanziell entlastet und weniger Menschen davor zurückschrecken, verletzte Igel zum Arzt zu bringen. "Das Wildtier gehört zu unserem Leben. Wenn sich aufgrund der Kosten niemand mehr um die Igel kümmert, gibt es irgendwann keine mehr", sagt Elke Füller.
"Es ist schwierig, ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere dafür bezahlt werden, sie kaputtzumachen."
Vielleicht bräuchte man viele ehrenamtliche Tätigkeiten tatsächlich nicht, wenn die entsprechenden Handlungen zum Kaputtmachen nicht stattfänden?
Ach so, dann geht die Wirtschaft den Bach runter, bevor sie mangels Masse an noch Kaputtzumachendem mit einem leisen Wimmern den Betrieb einstellen muss...