
Schon einige Zeit hat die Familie Rommel in ihrem Garten in Bahra einen Igel. Als die Rommels am vergangenen Sonntag nach Hause fuhren, entdeckten sie am Straßenrand einen toten Igel. Er war von einem Auto überfahren worden.
Zu diesem Zeitpunkt wussten sie noch nicht, dass es sich um die Mutter von vier kleinen Igelchen handelt. Zu Hause angekommen, fand Gabi Rommel im Hof vier noch blinde und offensichtlich die Nähe des Muttertiers suchende Igelkinder. Dass so junge Igel außerhalb des Nests und noch dazu alleine unterwegs sind, konnte nicht normal sein. Und so tat sie genau das Richtige: Sie setzt die Kleinen in einen Karton und holte sich Hilfe per Telefon.
In der Igelpflegestelle werden die Kleinen aufgepäppelt
Nach Rücksprache mit einer Bekannten, die Tierärztin am Landratsamt in Bad Neustadt ist, war klar: Nun war schnelle und professionelle Hilfe gefragt. "Die noch blinden und von Muttermilch abhängigen Igelkinder würden sonst verhungern", erklärte die Tierärztin. Bekannte wurden kontaktiert und auch Dieter Jetschni, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bunds Naturschutz in Bad Königshofen, half bei der Suche nach einem freien Platz bei einer Igelauffangstation.
Gabi Rommel suchte im Internet nach Ansprechpartnern einer Igelpflegestelle und wurde in Rottendorf bei Würzburg fündig. Nach Rücksprache mit Elke und Melissa Füller fuhr sie zum Übergabepunkt nach Werneck, wo die beiden Frauen ihr aus Würzburg entgegenkamen.
Natürlich blieb man in Kontakt, und so erfuhr Gabi Rommel, dass zwei der vier Igelkinder gerettet werden konnten. Sie freute sich ebenso wie die Tierärztin über zugeschickte Fotos zur geglückten Igelrettung.
Für die Aufzucht der kleinen Igel ist viel Knowhow notwendig
Einfach so dürfen junge Igel, die offensichtlich fit und in der Gruppe unterwegs sind, nicht eingefangen werden, da meistens die Mutter nachts kommt und sie mitnimmt, heißt es vonseiten der Igelpfleger. Einzige Ausnahme ist, wenn, wie in Bahra, die Mutter tot ist und die verwaisten, jungen, halbnackten und blinden Igel dringend Hilfe brauchen.

"In Bahra sind sie vermutlich vor Hunger aus dem Nest gekrochen, weil die Mutter nicht mehr gekommen ist", sagt die Tierärztin. Deshalb habe Gabi Rommel korrekt gehandelt, indem sie die Kleinen zunächst gesichert und sich vergewissert hat, dass tatsächliche eine Notsituation vorliegt, bevor sie die kleinen Igel bei einer Igelauffangstation abgegeben hat. Für die Aufzucht der kleinen Igel ist viel Knowhow und Engagement notwendig, damit sie eine Chance auf ein Überleben und die Auswilderung haben.
Hilfe für Igel: Katzenfutter und Wasser im Garten bereitstellen
Igel haben es nicht leicht, zu überleben. Durch den Rückgang der Nahrungsgrundlage in der Natur, also trockene Sommer oder auch Insektensterben, sei es erforderlich, die Tiere ganzjährig und auf jeden Fall bis zum Winterschlaf ausreichend zu füttern, sagen Experten. Sind sie im Garten zu finden und haben sie dort womöglich auch ihren Unterschlupf, sei es meistens ausreichend, ihnen jeden Abend 200 bis 400 Gramm Katzendosenfutter und ein Schälchen Wasser bereitzustellen. Keinesfalls sollte man Milch geben, da sie davon krank werden und sterben können.
Das Futter könne man katzensicher mit einer wasserdichten Kiste oder ähnlichem abdecken, mit einem Stein beschweren und mit einem Loch versehen, durch das nur ein Igel kommt. Dieses sollte so groß wie eine Männerfaust sein.
Igelkinder nicht aus dem Nest nehmen
Informationen gibt es immer bei der nächstgelegenen Igelstation. Was unter keinen Umständen getan werden darf: Igel dürfen nicht eingefangen und in den Wald getragen werden. Igelnester dürfen nicht zerstört werden und Igel, die noch im Nest sind, dürfen nicht angefasst oder aus dem Nest entfernt werden.
Igel sind Wildtiere und durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Die Aufnahme eines Igels ist nur ausnahmsweise bei verwaisten, noch vom Muttertier abhängigen, verletzten oder kranken Tieren erlaubt. Danach müssen sie unverzüglich wieder freigelassen werden. Der Igel steht unter Naturschutz, und bei Verstößen kann ein Bußgeld bis 50.000 Euro verhängt werden.