Erst einmal die gute Nachricht: Zum 1. Juli 2020 steigen die Renten, und zwar in Westdeutschland um 3,45 Prozent und in Ostdeutschland um 4,20 Prozent. Eine solche Steigerung bedeutet aber auch, dass mehr Rentner künftig eine Steuererklärung abgeben müssen. Denn wer 2020 in den Ruhestand gehen will, muss der Deutschen Rentenversicherung zufolge auf 80 Prozent seiner Altersbezüge Einkommenssteuer zahlen. Im Jahr 2040 beträgt die Besteuerung 100 Prozent. Rentner und Pensionäre in Deutschland haben im Jahr 2019 insgesamt 40,82 Milliarden Euro Einkommensteuer bezahlt – mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren.
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Warum sind Renten steuerpflichtig?
Renten werden seit 15 Jahren stärker der Steuer unterworfen, um die ungleiche Behandlung von Pensionen und Renten zu beenden. Das folgte 2002 aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die damalige rot-grüne Koalition beschloss daraufhin, die Besteuerung der Renten zwischen 2005 und 2040 in kleinen Schritten umzubauen. Das Bundesverfassungsgericht urteilte im Jahr 2002, dass bei der Rentenbesteuerung eine Doppelbesteuerung ausgeschlossen werden muss. Egmont Kulosa, Richter am Bundesfinanzhof, konnte im Herbst 2019 allerdings nachweisen, dass während der Umstellungsphase bis 2040 bei bestimmten Jahrgängen eine Doppelbesteuerung vorliegt.
"Die Gleichstellung von Pensionären und Rentnern ist absolut richtig", sagt Professor Hans Fehr, Lehrstuhlinhaber für Finanzwissenschaften an der Universität in Würzburg. Er vermutet, dass es für den Übergang noch eine Sonderregelung geben wird. Die nachgelagerte Besteuerung hält er für besser. Berufstätige könnten so in jüngeren Jahren immer mehr Ausgaben zur Altersvorsorge von der Steuer absetzen. "Das soll jüngeren Steuerzahlern größere Anreize zur Altersvorsorge geben. Bis 2025 werden die Beiträge für den Aufbau der Altersversorgung steuerfrei sein", sagt Fehr.
Wer muss als Rentner eine Steuererklärung abgeben?
Allein die Rentenerhöhung im Juli 2020 führt vermutlich dazu, dass viele Rentner steuerpflichtig werden. Laut Schätzungen der Deutschen Rentenversicherung müssen 51 000 Rentner in diesem Jahr erstmals eine Steuererklärung abgeben. Die Zahl der steuerpflichtigen Rentner steigt kontinuierlich. Das liegt daran, dass für jeden neuen Rentnerjahrgang ein immer höherer Anteil der gesetzlichen Rente zu versteuern ist. Wer 2020 in Rente geht, muss 80 Prozent seiner Rente versteuern. Wer im nächsten Jahr in Rente geht, für den sind es 81 Prozent. Das gilt aber nur für den ursprünglichen Rentenbetrag. Der steuerfreie Anteil wird quasi für das restliche Leben festgeschrieben. Künftige Rentenerhöhungen (ab dem zweiten Jahr nach Rentenbeginn) sind zu 100 Prozent steuerpflichtig.
Wie wirken sich Rentenerhöhungen auf die Steuer aus?
Rentenerhöhungen werden dem steuerpflichtigen Teil der Rente zugeschlagen. Daher können Rentner, die aktuell noch keine Steuererklärung abgeben müssen, später in den Bereich rutschen, in dem sich das ändert. Das große Problem an der Sache: "Viele Rentner wissen überhaupt nicht, dass sie eine Steuererklärung abgeben müssen. Kommt dann Post vom Finanzamt, ist das Entsetzen oft groß", sagt Nicole Gerner, Beratungsstellenleiterin beim Lohn- und Einkommensteuer Hilfe-Ring in Würzburg.
Welcher Teil der Rente ist steuerfrei?
Wie groß der steuerfreie Anteil ihrer Einkünfte ist, hängt vom Jahr des Renteneintritts ab. Nicole Gerner nennt ein Beispiel: "Sind Sie bis einschließlich 2005 in Rente gegangen, steht Ihnen ein steuerfreier Anteil von 50 Prozent zu. Mit jedem Jahr, das Sie später in Rente gegangen sind, sinkt dieser Prozentsatz." Alle folgenden Rentenerhöhungen werden besteuert. Wer 2018 erstmals Rente bezogen hat, bekommt nur noch 24 Prozent als steuerfreien Teil angerechnet. Bis 2040 wird der steuerfreie Anteil schrittweise bis auf null abgesenkt.
Gibt es auch steuerfreie Renten?
Einig Renten sind komplett von der Steuerpflicht befreit. Das sind unter anderem Zahlungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung, Berufsgenossenschaftsrenten, aber auch Kriegs-, Wehrdienst und Zivildienstrenten und Renten für Schwerbeschädigte. "Die Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung werden nie besteuert – es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einmalige Auszahlungen, um monatliche Rentenzahlungen oder um Ausgleichszahlungen für verminderten Lohn aufgrund einer Berufskrankheit handelt", erklärt Gerner vom Lohnsteuerhilfeverein. Die Steuerfreiheit liegt ebenfalls vor, wenn ein Hinterbliebener die Zahlung erhält, zum Beispiel als Halbwaisenrente.
Wie hoch ist der Grundfreibetrag für Rentner?
Er liegt 2020 bei 9408 Euro pro Jahr für Alleinstehende und 18 816 Euro für Ehepaare. "Wenn ein Rentner noch weitere Einkünfte hat, kann schnell eine Steuerzahlung anstehen", sagt Nicole Gerner. "Das kann der Fall sein, wenn Zinsen oder Vermietungseinkünfte vorliegen. Ebenso wenn bei Ehepaaren ein Partner bereits Rente bezieht und der andere noch arbeitet."
Welche Steuervorteile gibt es für Rentner?
"Genau wie Arbeitnehmer können auch Rentner ihr zu versteuerndes Einkommen senken, etwa mit Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen." Das sind laut Gerner unter anderem Zuzahlungen für Arztbesuche, Medikamente, Brillen und Hörgeräte, Pauschbeträge für Behinderungen und Spenden. Außerdem kann für Pflegedienstleistungen, Handwerker- und andere Dienstleistungen im Haushalt eine Steuerermäßigung gewährt werden. Der Pauschbetrag für Werbungskosten in Höhe von 102 Euro wird dagegen immer in voller Höhe gewährt.
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Wie erfährt das Finanzamt davon, dass ich eine Steuererklärung abgeben muss?
Die Finanzämter erhalten seit 2009 jährlich alle Daten über die Rentenzahlungen. Mit diesen Informationen können die Finanzämter prüfen, ob die Rentner eine Steuererklärung abgeben müssen. "Rentner, die keine Steuererklärung eingereicht haben, obwohl sie dazu verpflichtet waren, werden vom Finanzamt angeschrieben", sagt Nicole Gerner.
Was passiert, wenn trotz Abgabepflicht keine Steuererklärung eingereicht wird?
Gerner: "Dann kann das Finanzamt zu Steuernachzahlungen auffordern und schätzen. Und es werden – je nach Höhe der Nachzahlungen – eventuell Zwangsgelder und Verspätungszuschläge verhängt. Steuernachzahlungen werden mit sechs Prozent jährlich verzinst."
Nein ich bin nicht neidisch. Warum sollte ich es sein. Auch meine Rente ist auskömmlich, zumindest da mein Reihenhaus bezahlt ist.
Das sehe ich relativ.
Ich habe Bekannte, die liegen bei der gesetzlichen Rente recht nah an der Oberkante und bekommen zusätzlich eine Betriebsrente. Insgesamt ist ihr Einkommen höher als das vieler aktiver Arbeitnehmer.
Warum sollten diese Menschen keine Steuern aufs Einkommen zahlen?
Oh, vielen Dank! Von was soll ich meine Altersvorsorge aufbauen, wenn ich nicht oder gerade genug zum Leben verdiene oder gar arbeitslos bin?