Es kommen Umwege auf die Reichenberger und die Bewohner des Reichenberger Grunds zu: Vom kommenden Montag, 10. Dezember, um 6 Uhr morgens, ist die Stuttgarter Straße unter der Heidingsfelder Talbrücke bis voraussichtlich Ende Februar komplett gesperrt. Wer in Heidingsfeld arbeitet oder einkaufen möchte, muss über die Bundesstraße 19 ausweichen. Anlass ist der Rückbau der alten Heidingsfelder Talbrücke der A3.
Eine Ausnahme gibt es nur für Fußgänger und Radfahrer, diese können die Sperrung zunächst entlang des Heigelsbaches auf dem Schattbergweg umgehen bzw. umfahren. Im Zuge des Bauablaufes wird im Januar kommenden Jahres auch dieser Weg gesperrt werden müssen. Laut Autobahndirektion Nordbayern soll dann eine andere Umgehung geschaffen werden. Die Kreuzung Stuttgarter Straße/ Giebelstädter Steige/Reichenberger Straße/Rottenbauerer Grund ist von der Sperrung nicht betroffen. Für die Buslinien gelten geänderte Fahrpläne und Strecken, wie schon an den beiden Samstagen, an denen die Straße an der selben Stelle wegen bauvorbereitender Maßnahmen auf der Brücke gesperrt war.
Seit März rollte der Verkehr auf der neuen, nördlichen Talbrücke, seit April läuft der Rückbau des alten, aus den 1960er Jahren stammenden Bauwerks. Vor Ort ist es nicht zu übersehen, die Arbeiten sind in vollem Gange. Mehrere bereits abgelassene Brückenteile liegen auf aufgeschütteten Erdhaufen unter der alten Brücke. Ein weiterer Erdhaufen wurde dort aufgeschüttet, wo bis vor kurzem noch die Fahrbahn der Stuttgarter Straße unter der Brücke hindurch führte. Autofahrer müssen nun in einer kühnen Schleife um diesen Erdhaufen herum fahren. Doch damit ist ab Montag Schluss. Auf jeder Zufahrt weisen seit dieser Woche bereits Schilder auf die kommende Sperrung hin.
"Wir werden bis Ende Februar die beiden Brückenfelder rechts und links der Stuttgarter Straße herablassen", erläutert Baurätin Malgorzata Lewandowska von der Autobahndirektion Nordbayern im Baubüro an der Stuttgarter Straße unter der Brücke. Wenn alles wie vorgesehen läuft, soll das Feld direkt über dem Erdhaufen noch vor Weihnachten auf der darunter aufgeschütteten Erde ruhen. Dazu wird das rund 80 Meter lange, etwa 2000 Tonnen schwere Brückenteil auf beiden Seiten kurz vor den Pfeilern, auf denen es liegt, herausgetrennt und dann mittels acht großer sogenannter Litzenheber zu Boden gelassen.
Litzenheber sind eine Art hydraulischer Flaschenzüge mit hochvergüteten Stahlseilenund wurden auch schon beim Brückenvorschub der neuen Brücke eingesetzt. Etwa sechs bis acht Meter Höhe schaffen die Litzenheber pro Stunde. "Aber nur, wenn es gut läuft", sagt Matthias Freitag vom Höchberger Ingenieurbüro Team Plan, das am Brückenrück- und neubau mitarbeitet. Derzeit werden aber noch die beiden Brückenteile, die herabgelassen werden sollen, in ihrer Struktur verstärkt. "Sonst würden sie beim Herablassen zusammenknicken", sagt Lewandowska.
Noch vor Weihnachten soll auch einer der Pfeiler in Richtung Frankfurt, der schon von seiner Brückenlast befreit wurde, umgelegt werden. "Dazu wird er in seiner Struktur geschwächt und dann mit Drahtseilen umgezogen", erläutert Lewandowska. Das gleiche Schicksal blüht dann im kommenden Jahr auch den beiden fast 60 Meter hohen Pfeilern, die jetzt noch das Brückenteil tragen, das abgelassen werden soll. Diese sollen so umgelegt werden, dass sie auf das abgelassene Teil der Brücke fallen. "Durch das Schüttpolster aus Erde darunter und das Brückenteil wird die Fallhöhe verringert und damit gibt es auch weniger Erschütterungen in Umfeld", so die Baurätin. Sie schränkt aber ein: "Alles was wir derzeit planen ist außerdem sehr abhängig von der Witterung."
Zeitgleich mit den Rückbaumaßnahmen wird begonnen, vom Widerlager auf der Frankfurter Seite her, die Pfeiler für die neue südliche Brücke zu gießen. Auf der nördlichen Brücke rollt der Verkehr ja bereits seit dem Frühjahr dieses Jahres. Auf einen genauen Zeitplan, wann welche Maßnahme fertiggestellt sein wird, wollte sich Baudirektor Tobias Bäumler von der Autobahndirektion Nürnberg bei einem Ortstermin im Augustnicht festlegen. Bei Baubeginn waren die Planer von einer Fertigstellung der sanierten Trasse bis Ende kommenden Jahres ausgegangen, im Mai war bekannt geworden, dass sich dieser Termin um zwei Jahre auf den Herbst 2021 verschoben hat. Als Grund hatte die Autobahndirektion "erhebliche bauvertragliche Auseinandersetzungen mit den Auftragnehmern des Streckenbaus und der Talbrücke" genannt.