Auf dem Volksfest und im Festzelt trägt man Dirndl. Ein Brauch, der sich auch in Würzburg in den vergangenen Jahren immer weiter durchgesetzt hat. Seit vergangenem Wochenende findet auf der Talavera wieder Kiliani statt und viele Frauen und Mädels holen ihre Dirndl aus dem Schrank – wie auf dem Münchener Oktoberfest.
Dirndl gibt es in vielen verschiedenen Varianten: klassisch oder modern, einfarbig oder mit Mustern, aus unterschiedlichen Stoffen und in unterschiedlicher Länge. Diese Redaktion hat sich, gemeinsam mit Modeexperte Dominik Kunz, im Würzburger Kiliani-Festzelt umgesehen und sechs schöne Dirndl-Looks unter die Lupe genommen.
1. Das moderne Dirndl, getragen von Sabine Habermann aus Gerbrunn (Lkr. Würzburg)
Sabine Habermann trägt ein sehr modernes Dirndl in hellen Cremefarben mit altrosa Verzierungen und eingearbeitetem glänzenden Goldstoff. "Die Trachtenbluse aus weißer Spitze passt wunderbar zum gewählten Dirndl", erklärt Dominik Kunz. Die Schürze des Dirndls greift das Spitzenmuster des Mieders wieder auf. "Besonders gefällt mir, dass sie passend zum Outfit ganz dezenten Perlenschmuck gewählt hat, der sich auch in den Stickereien der Schürze wiederfindet." Abgerundet wird der Kiliani-Festzelt-Look mit den farblich passenden Stiefeletten in Creme.
2. Der ausgefallene Trachten-Look, getragen von Sandra Göbel aus Würzburg
Mit ihrem österreichischen Feuerwehrrock zieht Sandra Göbel im Kiliani-Festzelt alle Blicke auf sich. Oben trägt sie eine schlichte Trachtenbluse, darüber eine traditionell österreichische Trachtenweste. "Das Feuerwehr-Thema hat sie dann ganz wundervoll mit ihrem roten Trachten-Filzhut wieder aufgegriffen", sagt der Modeexperte. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass an mehreren Stellen des Outfits liebevolle Stickereien zu finden sind, die das Feuerwehr-Thema ebenfalls aufgreifen, beispielsweise eine Feuerwehraxt. Auch am Fuß findet sich das Thema in den knallroten Pumps wieder.
3. Das farbenfrohe Dirndl, getragen von Lucy Michel aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen)
"Lucy Michel trägt ein ganz klassisches Patch-Work-Dirndl mit Paisley-Muster", so Kunz. Der Look ist sowohl im Mieder, als auch im Rock aufgegriffen. Darüber trägt sie eine dunkelgrüne Schürze, die wieder etwas Ruhe in das Gesamtbild bringt. Das Dirndl sticht vor allem durch seine vielen verschiedenen Farben in ihrer Kombination hervor. Es ist eine Mischung aus Altrosa, Hell- und Dunkelblau, Beige, Hellgrün, Türkis und Olive. "Weil die Muster einheitlich sind, passen die Farben insgesamt alle zusammen, ohne dass es unruhig wirkt." Die Dreiviertelarm-Bluse besteht aus leicht transparentem Feinstrick. Gemeinsam mit den sportlichen Sneakern in Weiß wirkt damit der Look insgesamt farbenfroh, mutig und modern.
4. Das hochgeschlossene Dirndl, getragen von Heike Müller aus Hergoldshausen (Lkr. Schweinfurt)
Heike Müller trägt ein sommerlich, maritim angehauchtes Dirndl. Beides spiegelt sich sowohl im Mieder als auch im Rock und der Schürze des Dirndls wider. Ihre hochgeschlossene Bluse endet am unteren Hals mit einer feinen seidenen Schleife. Trotz des hochgeschlossenen Looks wirkt das Dirndl aber nicht bieder. "Das liegt auch an der Bluse aus transparentem verspielten Spitzenstoff, die ihr sehr gut steht", sagt Kunz. In der Schürze wird das Blumenmuster der Bluse wieder aufgegriffen. "Der Gesamtlook wirkt durch die leichten Pastellfarben sehr sommerlich."
5. Der Pärchen-Look, getragen von Patricia Fuchs und Thorsten Sperber aus Reichenberg (Lkr. Würzburg)
Gemeinsam machen Patricia Fuchs und Torsten Sperber eine besonders gute Figur im Kiliani-Zelt. "Sie trägt ein modern interpretiertes Dirndl in einer an sich schlichten Farbe, aber aufgrund des ornamentalen Musters und den glitzernden Stickereien auf der Bluse sticht das Dirndl hervor", erklärt der Modeexperte. Das Dirndl liegt auch durch die dunklere Farbwahl voll im Trend, sowohl das Muster, als auch der Ton finden sich in allen Teilen des Kleides wieder.
"Ihr Partner trägt passend dazu auch einen dunklen Look, aus traditionellem Hemd, einer Stoff-Weste und der Lederhose mit Wadenwärmern." Passend dazu kombiniert er die traditionellen Haferlschuhe. "Selbst die Socken hat er passend zu den Wadenwärmern gewählt", stellt Kunz begeistert fest. Zusammen verkörpern die beiden ein schönes Beispiel für einen abgestimmten Trachten-Partnerlook.
6. Das traditionelle Dirndl, getragen von Christa Müller aus Liederbach im Taunus
"Christa Müller zeigt wunderbar, wie man ein traditionelles Dirndl im Festzelt trägt", sagt der Würzburger Modeexperte. Angefangen von den traditionellen Puffärmeln über den klassisch eckigen Ausschnitt bis hin zum rot-weiß karierten Rock im Landhausstil. "Sehr passend dazu hat sie eine rote Schürze gewählt, auf der beim genauen Hinsehen feine goldverzierte Bordürestreifen erkennbar sind", so Kunz. Auffällig ist auch die traditionelle Kette aus einer roten Kordel mit silbernem Herzanhänger, die wieder an den Landhausstil der Voralpenregion erinnert. Ebenfalls traditionell sind die kleinen Perlmuttknöpfe am Mieder des Dirndls.
Übrigens kann man auch die fränkische Tracht modifizieren.
Von der "kulturellen Aneignung" , in nachgeäffter Gewandung eines benachbarten Volksstammes daherzulaufen und auch dortige Drogenrituale (zu teures Rauschgebräu in unförmige Humpen) und Eßgewohnheiten kritiklos zu kopieren ist da noch gar nicht die Rede.
Aber solches Tun wird ja im Freistaat Bayern als angebliche Kultur auch noch politisch befördert.
(Im Info-Block "Woher kommt der Brauch mit dem Dirndl?" unterhalb des Artikels).
Etwas beschönigend, denn dieses (vor)alpenländische "Dirndl" (daher kann es hierzulande auch kaum "traditionell" sein) wurde im Laufe des frühen (bis mittleren) 20. Jh. weniger modernisiert, als vielmehr vor ideologischem Background von der Innsbruckerin Gertrud Pesendorfer unter Wohlwollen eines einschlägig bekannten Österreichers neu entworfen, insbesondere dabei auch die ausgeschnittene Dirndlbluse. Die heute oft auf Volksfesten zu sehende, vermeintliche "Trachten"mode geht letzendlich auf diese Zeitspanne zurück. Traditionell ist da nicht viel. Übrigens fehlt in der obigen Umfrage der Auswahlbutton "Keins"...