Johann Gottfried von Aschhausen ist sicher nicht der bekannteste in der langen Reihe der Würzburger Fürstbischöfe. Er war der direkte Nachfolger von Julius Echter und regierte von 1617 bis 1622. Eingang in die Geschichtsbücher fand er vor allem, weil unter seiner Herrschaft die Hexenverfolgungen dramatische Ausmaße angenommen haben. Er hat aber auch etwas Positives hinterlassen: Denn er gilt als Gründer der seit 1619 bestehenden Würzburger Universitätsbibliothek (UB), die folglich im nächsten Jahr ihr 400-jähriges Bestehen feiern kann. Seither existiert sie ununterbrochen in Würzburg, ist damit die älteste kontinuierlich an einem Ort bestehende Uni-Bibliothek in Bayern und gehört zu den ältesten Hochschulbibliotheken in Mitteleuropa.
Wechselvolle Geschichte
Im Laufe ihres vierhundertjährigen Bestehens wurde die Bibliothek einige Male von heftigen Schicksalsschlägen ereilt. Im 30-jährigen Krieg wurden zwischen 1631 bis 1634 große Teile ihres Gründungsbestandes zusammen mit der Hofbibliothek Julius Echters als Kriegsbeute nach Schweden und England gebracht. Im Gegensatz dazu wurde die UB während der Säkularisation 1803 mit Büchern überschüttet. Damals wurden die Kloster- und Stiftsbibliotheken in Mainfranken aufgelöst und mussten ihre wichtigsten Bestände an die Uni-Bibliothek abliefern. Am härtesten aber traf es die Uni-Bibliothek am 16. März 1945, als bei der Zerstörung Würzburgs auch das Gebäude der Bibliothek völlig ausbrannte. 80 Prozent des Bestandes verbrannten, nur ein ausgelagerter Teil des Altbestandes blieb von den Brandbomben verschont.
1981 konnte die modernisierte Universitätsbibliothek schließlich ihren Neubau auf dem Hubland-Campus beziehen. Es folgte die Einführung der EDV-Technik und ab 2000 die Digitalisierung. Die UB ist zwischenzeitlich ein Servicezentrum, nicht nur für die Studierenden und Lehrenden, sondern für alle Menschen in Würzburg und der Region. Den Kontakt zwischen der Hochschulbibliothek und der Bevölkerung zu intensivieren ist eines der Ziele im Jubiläumsjahr, erklärte Bibliotheksdirektor Hans-Günter Schmidt im Kulturbeirat der Stadt Würzburg, wo er die Eckpunkte des Jubiläumsprogramms vorstellte.
Blick zurück und nach vorne
Offiziell gefeiert wird der runde Geburtstag am 2. Mai 2019 mit einem Festakt in der Zentralbibliothek am Hubland. Schätze aus 400 Jahren zeigt eine Ausstellung, die vom 3. Mai bis 31. Juli 2019 am Hubland zu sehen sein wird. Bei der Ausstellung werden Exponate aus der „Schatzkammer“ gezeigt, die ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Darunter befinden sich prunkvolle Evangeliare, Exemplare mit mittelalterlicher Buchmalerei, Matrikeln und Handschriften aus der Erstgründungszeit der Universität im Jahr 1582 sowie Bücher aus Würzburg oder über die Würzburger Geschichte. Von Mai bis Oktober wird die Bibliothek an wechselnden Orten in der Stadt die Medieninstallation „Sehen, Hören, Fühlen“ präsentieren. Dabei geht es darum, welche Medien die Zukunft der Bibliothek bestimmen.
Von Mai bis Oktober 2019 wird eine in Kooperation mit der Professur für Museologie und dem Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule eine Installation die Ursprünge der Universitätsbibliothek in den Blickpunkt rücken. Die Installation wird im Foyer der Alten Universität in der Domerschulstraße, der "Geburtsstätte" der Unibibliothek, zu sehen sein. Zum Jubiläum wird auch ein Ausstellungskatalog und eine neue Imagebroschüre der Bibliothek erscheinen. Unter dem Motto "Hallo, wir sind die die UB" wird am 3. Oktober 2019 ein Tag der offenen Tür veranstaltet, an dem die Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Dabei stehen ihnen auch Bereiche offen, die an normalen Öffnungstagen nicht zugänglich sind. Außerdem werden das ganze Jahr über Sonderführungen zu einzelnen Services und besonderen Stücken aus den Sammlungen angeboten.
Bibliothek ist in die Jahre gekommen
Die Unibibliothek blickt aber nicht nur in ihre Vergangenheit zurück, sondern auch in die Zukunft. Denn das Gebäude am Hubland ist etwa genauso alt wie die benachbarte Mensa, die gerade generalsaniert wird. Eine umfassende Sanierung benötige auch das Bibliotheksgebäude, sagte Direktor Schmidt im Kulturbeirat. Klimaanlage, Fenster und Teppichböden müssten dringend erneuert werden, außerdem gebe es ein großes Problem mit dem Magazin. Zudem leiden die Mitarbeiter so unter dem Mensa-Baulärm, dass man für sie sogar schon einen Automaten mit Ohrenstöpseln aufgestellt hat, berichtet der Bibliotheksdirektor.