40 Millionen Euro für 146 neue Mietwohnungen mit knapp 10 000 Quadratmetern Gesamtwohnfläche: Die Stadtbau GmbH hat im neuen "Bossi-Viertel" in Grombühl am Donnerstag Richtfest gefeiert. Bis zum Sommer 2021 entstehen hinter der Kirche St. Josef in Grombühl zehn neue Häuser mit grünen Höfen und Mietergärten für rund 350 Menschen.
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Die Neubauten sind ein klassisches Beispiel für innerstädtische Nachverdichtung: Auf dem Grundstück standen vorher Mietshäuser aus den 1940er und 1950er Jahren, in denen 180 Menschen wohnten. Jetzt werden hier auf einer um rund 50 Prozent größeren Wohnfläche doppelt so viele Mieter wohnen können. Knapp die Hälfte der Wohnungen wurde mit staatlicher Wohnungsbauförderung aus dem "Wohnungspakt Bayern" realisiert, die geförderten Mietpreise werden zwischen 5,50 Euro und 7,50 Euro pro Quadratmeter liegen.
OB: Kompetenz zum Bauen wurde neu entwickelt
"Die Stadtbau hat in den letzten Jahren die Kompetenz zum Bauen vor dem Hintergrund des steigenden Wohnraumbedarfs wieder neu entwickelt und baut vor allem für die Menschen dieser Stadt. Das Thema Nachverdichtung ist elementar, weil es schwierig ist, weiter in die Fläche hinaus zu gehen", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris erinnerte daran, dass die Schaffung von neuem und bezahlbarem Wohnraum die alleinige politische Überschrift war, als das Projekt "Bossi-Viertel" von der städtischen Wohnungsgesellschaft 2016 in Angriff genommen wurde. "Inzwischen gibt es neue Überschriften, nämlich die Frage nach der Zukunft des Planeten und nach dem Klimaschutz. Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs und der Unsicherheit."
Sonnenenergie zur Erzeugung von warmen Wasser
Die Dächer der Neubauten sind auf der Nordseite begrünt und nutzen auf der Südseite die Sonnenenergie zur Erzeugung von warmen Wasser, zusätzlich wird aber auch der fossile Brennstoff Erdgas eingesetzt. Trotz der innenstadtnahen Lage mit einer sehr guten ÖPNV-Anbindung "mussten wir einen hohen Millionenbetrag in eine Tiefgarage mit 75 Stellplätzen stecken", so Sartoris weiter.
Nachdem die allgemeinen Baukosten im vergangenen Jahr erneut um rund fünf Prozent gestiegen sind, befürchtet der Stadtbau-Chef künftig einen nur schwer lösbaren Konflikt zwischen Klimaschutz und bezahlbarem Wohnraum. "Wenn weitere Anforderungen an den Klimaschutz dazu kommen, stoßen wir irgendwann an unsere Grenzen und können nicht mehr auf diesem Niveau bauen, weil bezahlbarer Wohnraum mit den Baukosten nicht mehr vereinbar ist", so Sartoris.
Einige Herausforderungen wegen der Hanglage
Architekt Florian Krieger aus Darmstadt, der das Bossiviertel geplant hat, sprach unter anderem über die Herausforderungen des Bauens in einer Hanglage. Im Gegensatz zu den vorherigen Gebäuden "haben wir versucht, auch die Hanggeschosse nutzbar zu machen und Mietergärten anzubieten." Die Planer haben die Zeilenbebauung aus der Nachbarschaft aufgegriffen "und durch Versetzen der Gebäude zu etwas Neuem transformiert. Das schafft Räume und Wohnhöfe", so Krieger weiter.
Rund 100 Arbeiter aus fünf Ländern sind auf der Baustelle beschäftigt. Aktuell sind sechs der zehn Gebäude im Rohbau fertiggestellt und 200 von 1000 Fensterelementen eingesetzt. Eine Besonderheit des Projekts ist ein Gemeinschaftsraum für die Bewohner und eine Kinderbetreuung mit zwölf Plätzen, hauptsächlich für den Nachwuchs der künftigen Mieter.
Es entsteht ein breit gefächertes Wohnungsangebot mit 1 bis 5-Zimmerwohnungen zwischen 34 und 165 Quadratmetern Wohnfläche. Die ersten Mieter können bereits in einem Jahr einziehen, Vermietungsstart wird im März 2020 auf der Webseite der Stadtbau (stadtbau-wuerzburg.de) sein.