zurück
Thüngersheim
1400 Unterschriften gegen Kahlschlag in Thüngersheim
Der Bund Naturschutz fordert einen Abbaustopp im Steinbruch der Firma Benkert bei Thüngersheim. Mit den Unterschriften erhöht der BN zugleich den Druck aufs Landratsamt.
Der Steinbruch der Firma Benkert bei Thüngersheim, im Hintergrund die gerodete Fläche. 
Foto: Herbert Ehehalt | Der Steinbruch der Firma Benkert bei Thüngersheim, im Hintergrund die gerodete Fläche. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

Der Widerstand gegen die Abholzung von bis zu zehn Hektar Wald bei Thüngersheim geht weiter: Die Kreisgruppe Würzburg des Bund Naturschutz (BN) hat am Dienstag rund 1.400 Protest-Unterschriften an die Regierung von Unterfranken übergeben.

Zwar hatte die Firma Benkert als so genannten "Kompromiss" zugesichert, vorerst nur fünf Hektar Wald zur Erweiterung ihres Thüngersheimer Steinbruchs roden zu wollen - mit dieser "Salami-Taktik in drei Abschnitten" sind die Naturschützer aber nicht zufrieden, wie Geschäftsführer Steffen Jodl im Gespräch mit der Redaktion betonte: "Aus unserer Sicht wurden bisher bereits mehr als sechs Hektar abgeholzt und es sind nur noch drei Hektar übrig." Insgesamt sollen in Thüngersheim in den nächsten Jahrzehnten 30 Hektar Wald für die Erweiterung des Steinbruchs gefällt werden.

BN: Genehmigungs-Verlängerung kam nur wegen fehlender Untersuchungen zustande

Die Firma Benkert hat eine wirksame Genehmigung zur Erweiterung des Steinbruchs aus dem Jahr 2009, konnte diese und vor allem die Verlängerungen 2012 und 2015 vom Landratsamt nach Jodls Auffassung aber nur bekommen, "weil die nötigen Untersuchungen nicht gemacht wurden". Zwar wurde vor der ersten Genehmigung vor zehn Jahren eine artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt, seit dieser Zeit aber nicht mehr, obwohl es im Thüngersheimer Forst laut BN entscheidende Veränderungen gegeben hat.

Der Bund Naturschutz will aber nicht nur eine neue artenschutzrechtliche Prüfung, sondern zusätzlich auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die das Landratsamt laut Jodl bisher für nicht notwendig erachtet hat. In Thüngersheim wird Muschelkalk bis in eine Tiefe von 110 Metern abgebaut: "Mögliche Auswirkungen des Abbaus auf das Grundwasser sind aus unserer Sicht nicht ausreichend geprüft worden, obwohl das zwingend erforderlich wäre", so Jodl.

Neben dem Rodungs- wird auch ein auch Abbaustopp gefordert

Bis die Überprüfungen durchgeführt sind, fordert der BN nicht nur einen Rodungs-, sondern auch einen Abbaustopp im Thüngersheimer Steinbruch. Wie berichtet prüft das Landratsamt derzeit, ob für die Rodungen wegen der Gefährdung geschützter Pflanzen-, Tier und Vogelarten eine Ausnahmegenehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz erforderlich gewesen wäre. Landrat Eberhard Nuß hat außerdem zugesichert, dass die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nun nachgeholt wird.

1400 Unterschriften für einen Rodungsstopp in Thüngersheim haben Martina Alsheimer und Steffen Jodl (rechts) von der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz an Regierungsvizepräsidenten Jochen Lange übergeben. 
Foto: Johannes Kiefer | 1400 Unterschriften für einen Rodungsstopp in Thüngersheim haben Martina Alsheimer und Steffen Jodl (rechts) von der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz an Regierungsvizepräsidenten Jochen Lange übergeben. 

Thüngersheimer Bürger sind bereits gegen die Rodung auf die Straße gegangen, und es dauerte weniger als zwei Wochen, bis der BN die 1.400 Unterschriften gesammelt hatte, die Regierungsvizepräsident Jochen Lange entgegen nahm. Die Regierung als Rechtsaufsichtsbehörde will die Unterschriften an das Landratsamt weitergeben und sich über den Vorgang Bericht erstatten lassen. "Wir haben die Regierung gebeten, auf das Landratsamt einzuwirken", berichtete Jodl. Dabei geht es dem BN nicht nur um den Erhalt geschützter Arten wie Haselmaus, Uhu , Gelbbauchunke oder seltene Fledermäuse: "Auch für den Klimaschutz ist es wichtig, den Wald zu erhalten."

Am 20. Oktober demonstrierten rund 200 Menschen gegen die Rodung.
Foto: Daniel Peter | Am 20. Oktober demonstrierten rund 200 Menschen gegen die Rodung.

Im Rahmen ihrer Genehmigung ist die Firma Benkert verpflichtet, die Erweiterung ihrer Abbauflächen durch Wiederaufforstungen an anderer Stelle eins zu eins zu ersetzen - und zwar Zug um Zug mit den Rodungen. Daher lagen aktuell die rechtlichen Voraussetzungen für die Rodung von 5,9 Hektar Wald - und nicht für die ursprünglich geplanten 9,8 Hektar - vor, wie die Pressestelle des Landratsamts vor knapp zwei Wochen mitgeteilt hat.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Thüngersheim
Patrick Wötzel
Bundesnaturschutzgesetz
Eberhard Nuß
Regierung von Unterfranken
Regierungen und Regierungseinrichtungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Faggot
    Unglaublich ! Nicht die Rodung sondern die Frechheit der Leute, die meinen einer Firma somit den Todesstoß geben zu müssen. Jeder der sich hier oder sonst wo über diesen Steinbruch aufregt, der soll bitte nicht auf der Straße fahren und bitte auch nicht in seinem Haus wohnen! Am besten Strohhäuser!
    Und bzgl des Hambacher Forsts auch bitte keinen Strom mehr verbrauchen!
    Und die Neutralität und fundierte Faltenlage dieser Zeitung zu diesem Thema lässt sehr zu wünschen übrig! ( vgl. Otto Benkert, der bereits verstorben ist, hier aber anscheinend wieder auferstanden ist)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • waldtom1
    Seit wann entscheidet der BN über Genehmigungenn des Landratsamts? Habe ich da irgend etwas verpasst?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Vermutlich geht der Schuss für Benkert nach hinten los. Jetzt droht auch noch ein
    Abbaustopp. Warum für den Abbau des Muschelkalks nicht Flächen der Intensivkultur Wein mit mit ihrem massiven Gifteinsatz hergenommen wird, kann ich nicht nachvollziehen.
    Erstaunlich auch wie oft das Landratsamt wegen des Vorwurfs des Behördenversagens in die Schusslinie verästelt. 2000 tote Schweine in Gelchsheim. Unerlaubte Müllablagerungen im Auber Schotterwerk, fragwürdige Waldrodungen in Thüngersheim.
    Man könnte die Liste weiter fortsetzen.
    Eintweder in der Behörde wird geschlampt (was ich eher nicht glaube) oder die Behörde ist deutlich unterbesetzt. Da stellt sich dann aber schon die Frage nach der politischen Verantwortung auf Kommunal-und Landesebene.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G.Kneitz@gmx.de
    Von den 1400 Unterschriften möchte ich mal wissen, wieviele Personen bzw Haushalte da dabei sind, die mit Holz heizen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Gab es da auch Unterschriften aus Thüngersheim oder wieder nur von irgendwelchen nicht betroffenen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mawekar@gmx.de
    Armes Deutschland. Jeder jammert dem abgeholzt Regenwald nach, trauert um den Orang utan und selbst kriegt man es nicht gebacken, ein paar Hektar offensichtlich ökologisch wertvollen Waldes und ein paar seltenen Fledermäusen einen letzten Rückzugsort zu erhalten. Das ist eine Schande. Wehe es geht uns Deutschen ums Geld, hört es mit der Rücksicht auf die Natur auf. Vielleicht sollte der eine oder andere Kommentator hier darüber mal nachdenken...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • flyarcus@gmx.de
    Das Grüne Pack nimmt sich ganz schön viel raus.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • georg-ries@web.de
    Gäähhhnnn......
    Mehr kann man zu dem ganzen "gejodel" nicht mehr sagen. Wenn man sieht wieviel Wald da drum rum steht, ist das ganze Gezeter völlig überzogen. Aber heute ist es ja in, dass jeder selbsternannte Sachverständige glaubt über anderer Leute Eigentum verfügen zu können. Selbst nix gebacken kriegen, aber Demo is cool grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Was wäre es toll gewesen,Herr Jodl und seine Thüngersheimer Vasallen hätten sich bei der Planung der B26n mit gleicher Vehemenz eingesetzt!! Dem St.Florian Prinzip folgend und nach der Art der Grünen hielt man sich jedoch stets kleinlaut zurück!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • chrihand
    Wäre ja interessant, wer als erstes jammert wenn der Steinbruch einfach geschlossen würde...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten