Seit Beginn der Sommerferien sind Eltern mit ihren (angehenden) Schulkindern in den Schreibwarengeschäften in Unterfranken unterwegs, um alles für den Schulstart einzukaufen. Mit dabei: eine mindestens zweiseitige Auflistung von Materialien, die das Kind für das kommende Schuljahr benötigt.
Dass besonders beim Einkauf des Schulbedarfs für Erstklässler, wo noch nicht auf Stifte, Mäppchen oder Malblock aus dem Vorjahr zurückgegriffen werden kann, einiges zusammenkommt, liegt nahe. Wie teuer der Inhalt eines Schulranzens aktuell jedoch wirklich ist und wie sich die Preise im Vergleich zum vergangenen Jahr entwickelt haben, hat diese Redaktion in einem Praxistest überprüft.
Das Experiment: 118,85 Euro für den Inhalt eines Erstklässler-Ranzens im Fachgeschäft
Als Grundlage dafür hat diese Redaktion aktuelle Materiallisten unterfränkischer Schulen genommen. Die Beispiel-Liste umfasst über 60 zumeist klar definierte Posten - vom Federmäppchen über die "Bastelschere mit abgerundeter Spitze", bis hin zum Wasserfarbkasten in "Markenqualität".
"Das ist so üblich", sagt Rosemarie Bienek-Pfeiffer, die seit 69 Jahren, mittlerweile als Seniorchefin, bei Papier Pfeiffer in Würzburg Kundinnen und Kunden beim Einkauf von Schreibwaren unterstützt. Das Familienunternehmen in vierter Generation führt alles, was die Materialliste fordert. "Natürlich bekommt man Einzelteile wie die teuren Malkästen oder Markenstifte bei der Konkurrenz teilweise zu Spottpreisen, aber da haben Sie auch nicht die gleiche Beratung wie hier", sagt die 86-Jährige.
So umfasst der Service in dem Geschäft auf Anfrage auch das Zusammensuchen solcher Schulbedarfslisten - was die Einkaufsdauer deutlich senkt. Eine halbe Stunde dauert es, bis mit Hilfe der gelernten Einzelhandelskauffrau alles gefunden ist. Die abschließende Rechnung ergibt: 118,85 Euro.
Der Vergleich: 10,8 Prozent Preissteigerung zum Vorjahr
Eine stolze Summe, die sich zwar durch die Weiterverwendung von Stiften, Farbkästen und Blöcken in den Folgejahren deutlich reduziert, jedoch auch später noch mit einem Mittelwert von etwa 70 Euro pro Schuljahr zu Buche schlage, so Bienek-Pfeiffers Erfahrung. Dazu kommt die anhaltende Preissteigerung besonders bei Papierprodukten wie Heften und Blöcken. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik liegt die Teuerungsrate hier bei 18,6 Prozent.
Aus den Preissteigerungen der verschiedenen Materialgruppen - die Kosten für Schreibmaterial stiegen etwa weit weniger drastisch als die von Papierprodukten - errechnet sich anhand der Daten des Landesamts für Statistik für diesen speziellen Testeinkauf eine Gesamtteuerungsrate von 10,8 Prozent. Ein Wert, der damit noch über dem aktuellen Rekordinflationswert von 8,4 Prozent liegt. 2021 hätte der Preis für denselben Einkauf demnach bei 107,27 Euro gelegen.
Der Tipp: Auf langlebige Materialien setzen
Für Matthias Zeuner-Hanning, zuständig für Umweltbildung und Umweltberatung bei der Verbraucherzentrale Bayern, ist das durchaus ein Grund, teurere, aber langlebigere Materialalternativen günstigen Materialien wie Plastik, die schneller kaputt gingen, vorzuziehen. Zudem sei ein Federmäppchen aus Leder oder Stoff nicht nur meist robuster als die Konkurrenz aus Kunststoff, sondern vor allem frei von gesundheitsbedenklichen Weichmachern.