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Marktheidenfeld
Schiefertafel statt Notizblock: "Fräulein Albert" unterstützt seit 70 Jahren beim Schuleinkauf
Hildegard Albert steht seit über 70 Jahren bei Büro Albert im Geschäft und verkauft Schulmaterial. Wie haben sich Angebot und Kundenwünsche verändert?
Schulbedarf früher und heute: Hildegard Albert und Thomas Albert von Büro Albert arbeiteten zu unterschiedlichen Zeiten im Familiengeschäft. 
Foto: Lucia Lenzen | Schulbedarf früher und heute: Hildegard Albert und Thomas Albert von Büro Albert arbeiteten zu unterschiedlichen Zeiten im Familiengeschäft. 
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:56 Uhr

Ein Schulanfang ohne Schultüte? Für alle Erstklässler im Jahr 2022 unvorstellbar. In den meisten Familien wird der Tag, an dem der "Ernst des Lebens" beginnt, zumindest ein wenig zelebriert. Oma und Opa kommen, es gibt ein schönes Essen und eben die tolle Tüte mit dem noch viel tolleren Inhalt. 

Für Hildegard Albert aber war der Tag ihrer Einschulung ein ganz einfacher Tag. Und er fand im Jahr 1943 ohne Schultüte statt. 1949 hat die mittlerweile 87-Jährige ihre Schulzeit in Marktheidenfeld beendet. Später dann stieg sie als junge Frau im Geschäft ihres Vaters, Eugen Albert, ein. Sein Betrieb: Die Buchbinderei und der Papierhandel "Eugen Albert" in der Obertorstraße 15. Heute betrieben von seinem Enkel Thomas Albert unter dem Namen "Bürobedarf Albert", der die Geschäftsleitung 1999 übernahm. 

Fräulein Albert hat Humor: "Das älteste Inventar des Geschäfts"

"Ich bin das älteste Inventar des Geschäfts", beschreibt Hildegard Albert sich humorvoll selbst und lacht. 70 Jahre lang verkaufte sie hier, den meisten bekannt als "Fräulein Albert", Schreibwaren und jede Menge Schulmaterial. Ein Schuleinkauf früher und heute? Ganz klar: Das sei nicht zu vergleichen.  

Hildegard Albert mit Ihrem Vater Eugen im Geschäft.
Foto: Büro Albert | Hildegard Albert mit Ihrem Vater Eugen im Geschäft.

Das fing schon mit dem Schulranzen an. Müssen Eltern von Erstklässlern heute entscheiden, wie ergonomisch die Büchertasche sein soll, wie viele Reflektoren dran sind, wie stimmig das Design ist und ob es noch einen Regenschutz braucht oder nicht, gab es früher nur zwei Varianten: "Die Büchertaschen von den Buben hatten einen langen Verschluss, die der Mädchen einen kurzen", erzählt Hildegard Albert. Ansonsten waren sie alle braun, nüchtern und aus Leder. Darüber hinaus gehörte in das Schulinventar der Nachkriegsjahre ein Griffelkasten mit Griffeln, Tafelkreide in verschiedenen Farben sowie eine Schiefertafel. Hier konnte zwischen einer Tafel mit poliertem Rahmen oder aus Holz ausgewählt werden. 

Um die Tafel möglichst lange zu benutzen, brachten sie die Leute nach dem Schuljahr zu Eugen Albert ins Geschäft. "Mein Vater hat sie dann mit dem Bimsstein abgeschliffen und mit einer Schablone und einem Metallstift die neue Lineatur eingeritzt", erinnert sich die 87-Jährige. Auch Tintengläser wurden aufgefüllt. Was den ein oder anderen Tintensee hinterließ. 

Bedarf an Schulmaterial sinkt mit der Höhe der Klassenstufe 

Auch Thomas Albert half als Kind bereits im Geschäft mit, das sein Vater später übernahm. Er erinnert sich an die große Verkaufstheke im Geschäft, an der die Kunden bedient wurden, ähnlich wie in einer Apotheke. "Mit der Zeit wurden die Schreibwarenläden mehr und mehr auf Selbstbedienung ausgelegt", erzählt er. Was auch daran lag, dass die Auswahl immer größer wurde. Mittlerweile allerdings ist das Angebot so umfangreich, dass der ein oder andere Kunden schon mal den Überblick verliert und die Bedienung wieder wichtiger macht. Die Hefte in Ökopapier oder doch extra glatt und weiß? Die Umschläge in Plastik, Pappe oder doch lieber mit Blümchen? Der Kleber auf Wasserbasis oder mit Lösungsmitteln? 

Auch noch im Familienbesitz: Ein alter Griffelkasten plus Griffel.
Foto: Lucia Lenzen | Auch noch im Familienbesitz: Ein alter Griffelkasten plus Griffel.

Acht Regal-Meter Schulmaterial finden sich bei "Büro Albert". Fünf Regalmeter stehen alleine für die Präsentation der Schulranzen zu Verfügung. Der Bedarf sei auch durch die wachsende Zahl an Schulen im Laufe der Jahre gestiegen, erinnert sich Hildegard Albert. Realschule, Gymnasium, Mittelschule, Fachoberschule, Förderzentren – jeder hat seine eigenen Wünsche. Wobei der Bedarf an Schulmaterial mit der Höhe der Klassenstufe mittlerweile sinkt. Ab der weiterführenden Schule hört es auf mit den detaillierten Listen für den Schulanfang. "Die älteren Schüler brauchen mittlerweile eigentlich nur Block und Stift", so Albert. Im Zeitalter der Digitalisierung selbst die immer weniger. 

Auch der Zeitpunkt des Einkaufs hat sich verändert: "Als es die Obertorschule noch gab, haben die Schüler immer noch schnell vor Schulbeginn bei uns gekauft, was gefehlt hat", erinnert sich Hildegard Albert. Deshalb öffnete das Geschäft auch schon um halb acht Uhr morgens. Mittlerweile wird das Meiste bereits in den Ferien vor Schulstart gekauft. 

Fokus vieler Kunden liegt auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Was 2022 beim Schulmaterial-Einkauf auffällt: Der Fokus vieler Kunden liegt auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit. "Da wird eher mal drauf geachtet, das Heft noch zu Ende zu beschreiben oder beim Malkasten lieber Ersatzfarben zu kaufen als einen komplett Neuen", beschreibt Thomas Albert. Dabei spielt auch die derzeitige Preisentwicklung eine Rolle. Wobei sich diese bei Albert erst nach Schulanfang auswirken wird. Er hatte seine Schulware bereits früh im Jahr geordert. Zu diesem Zeitpunkt war der Markt noch entspannt. 

Solche Tintenflaschen hat Hildegard Albert damals noch im Laden aufgefüllt. Die rote Tinte stammt wahrscheinlich von einem Lehrer.
Foto: Lucia Lenzen | Solche Tintenflaschen hat Hildegard Albert damals noch im Laden aufgefüllt. Die rote Tinte stammt wahrscheinlich von einem Lehrer.

Dass es teurer wird, das sei wohl leider nicht abzuwenden. Dabei sei es manchmal egal, woher die Ware kommt: Wird der Schulranzen in Deutschland produziert, ist es der Mindestlohn, der ihn teuer macht. Kommt er aus Asien, sind es die schwierigen Lieferbedingungen, die die Kosten steigern, erläutert Albert ein Beispiel. 

Einzig die Schultüte wird absehbar wohl erschwinglich bleiben – zumindest ihre äußere Hülle.  Die machen viele Eltern tatsächlich noch selbst, teils über den Kindergarten organisiert. Dass das Thema Schule heute viel positiver besetzt sei, als früher, darin sind sich die Gesprächspartner einig. Schließlich hat Hildegard Albert noch ganz andere, unangenehme Unterrichtsmethoden kennengelernt. Auch ihren Schulranzen musste sie zwangsläufig im Laufe ihrer Schulzeit gegen die Aktentasche ihres älteren Bruders hergeben. Ihre Büchertasche hingegen wurde eingetauscht – gegen Brot und Eier. 

 
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Kommentare
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  • S. K.
    und wieder muss der Mindestlohn dafür herhalten
    dass alles teurer wird...
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  • G. K.
    Super Laden, da stimmt alles das Sortiment und vor allen Dingen die Beratung. 👍👏Weiter so.
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