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Gerolzhofen
Zwangsversteigerung: Privatmann gibt höchstes Gebot für Hotel-Gasthof "Wilden Mann" in Gerolzhofen ab
Der Besitzerwechsel für das aus Geldnot gescheiterte Bauprojekt ist dennoch noch nicht vollzogen. Die Stadt lag mit ihrer Offerte weit hinter dem Höchstgebot.
Der leerstehende Hotel-Gasthof 'Wilder Mann' hat einen Interessenten gefunden. Dieses Ergebnis brachte die zweite Runde der Zwangsversteigerung vor Gericht. Der Besitzwechsel steht noch aus.
Foto: Stefan Pfister (Archivfoto) | Der leerstehende Hotel-Gasthof "Wilder Mann" hat einen Interessenten gefunden. Dieses Ergebnis brachte die zweite Runde der Zwangsversteigerung vor Gericht. Der Besitzwechsel steht noch aus.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 04.12.2024 02:37 Uhr

Es deutet alles darauf hin, als ob für den Hotel-Gasthof "Wilder Mann" samt dazugehöriger Freifläche in Gerolzhofen ein neuer Besitzer gefunden ist. Dahinter steckt – was durchaus überraschend ist –nicht die Stadt. Dieses Ergebnis brachte der für Mittwoch angesetzte zweite Termin zur Zwangsversteigerung des Objekts mitten in der Altstadt. Dennoch erhielt der Höchstbietende, ein Privatmann, an diesem Tag (noch) keinen Zuschlag.

Anfang März dieses Jahres war ein erster Termin zur Zwangsvollstreckung, wie das Verfahren juristisch korrekt eigentlich heißt, am Amtsgericht Schweinfurt auf Betreiben der VR-MainBank einstweilig eingestellt worden. Der Bank als Gläubigerin der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG war das damals von Bürgermeister Thorsten Wozniak im Namen der Stadt Gerolzhofen abgegebene Gebot von 487.200 Euro nicht hoch genug.

Es geht um fast 1500 Quadratmeter im Herzen der Stadt

Deshalb traf man gut acht Monate später vor Gericht erneut zusammen, um nach weiteren Interessenten zu suchen, die den "Wilden Mann" übernehmen möchten. Zu dem Komplex zählen das 310 Quadratmeter große Grundstück, auf dem der repräsentative historische Hotel-Gasthof steht. Hinzu kommt die brachliegende, 1119 Quadratmeter große Baugrube, in der die Tiefgarage für ein darüber stehendes Inklusionshotel mit 122 Betten entstehen sollte. Das Projekt von Krapf Immobilien ist aus Geldnot gescheitert. Das Unternehmen ist, wie vor Gericht bekannt wurde, hoch verschuldet, was sich auch an entsprechenden Grundschuldeinträgen ablesen lässt.

Während des Zwangsversteigerungstermins im März blieb es bei einem einzigen Gebot – dem der Stadt Gerolzhofen. Dieses Mal wiederholte Bürgermeister Wozniak sein Gebot vom Frühjahr, in identischer Höhe. 487.200 Euro sei die einzige, man könnte auch sagen, maximale Summe, auf die sich der Stadtrat einigen konnte, erklärte der Bürgermeister im Anschluss an die Verhandlung gegenüber dieser Redaktion.

Doch dies reichte, wie sich jetzt zeigte, bei Weitem nicht aus, um den "Wilden Mann" zu ersteigern. Denn unter den etwa 15 Interessierten im Gerichtssaal gab es einen weiteren Bieter. Dieser erhöhte das von der Stadt abgegebene Gebot zunächst knapp, auf 488.000 Euro. Nach einem vor der Tür geführten vertraulichen Gespräch mit Thomas Endres und Franz-Josef Hartlieb, den anwesenden Vorständen der Gläubiger-Bank, war klar, dass es dabei nicht bleiben wird.

Gebot übertrifft deutlich den Verkehrswert

Am Ende der Bieterfrist erhöhte der Privatmann vor Gericht seine Offerte auf 760.000 Euro, was deutlich über dem von einem Gutachter auf 696.000 Euro festgelegten Verkehrswert des Objekts liegt. Eine Sicherheitsleistung in Höhe von zehn Prozent des Verkehrswerts hatte der Mann nach Auskunft des Richters, der das Zivilverfahren leitete, vorab an die Landesjustizkasse überwiesen. Gefordert hatte diese der Rechtsanwalt, der den nicht anwesenden Rainer Krapf, den Geschäftsführer der insolventen Krapf Immobilien, vor Gericht vertrat.

Gegenstand der Zwangsversteigerung ist auch die brachliegende Baugrube im Anschluss an den 'Wilden Mann'. Dort sollte eine Tiefgarage entstehen, wozu es jedoch nicht gekommen ist.
Foto: Stefan Pfister | Gegenstand der Zwangsversteigerung ist auch die brachliegende Baugrube im Anschluss an den "Wilden Mann". Dort sollte eine Tiefgarage entstehen, wozu es jedoch nicht gekommen ist.

Damit wären die formalen Voraussetzungen grundsätzlich erfüllt gewesen, um die Zwangsversteigerung am Mittwoch zu einem gütlichen Ende zu führen. Dass dies nicht der Fall war, lag an der Gläubiger-Bank. Diese beantragte einen separaten Zuschlagstermin, dem der Richter zustimmte. So wird der unterbrochene zweite Termin zur Zwangsversteigerung eine Woche später fortgesetzt.

Die Bank-Vorstände begründen dieses Vorgehen auf Nachfrage dieser Redaktion damit, dass bis dahin bankinterne Gremien dem vorliegenden Gebot noch zustimmen müssten. Eine Ablehnung seitens der Bank darf aber als unwahrscheinlich gelten.

Höchstbietender äußert sich zu seinen Plänen

Doch welche Pläne hat der mutmaßliche neue Besitzer mit dem "Wilden Mann"? Während der Verhandlung hat er öffentlich erklärt, er wolle das Objekt "für sich alleine" erwerben. In einem kurzen Statement unmittelbar nach Beendigung des Gerichtstermins äußerte er sich gegenüber dieser Redaktion wie folgt: Er möchte mit Rainer Krapf zusammenarbeiten. Zugleich machte er unmissverständlich deutlich, dass er und Krapf keine Geschäftspartner seien. Er werde als Geldgeber in der Sache ab sofort das Sagen haben und die Fäden in der Hand halten, machte der Bieter klar.

Ziel sei es, "das Beste aus dem Objekt zu machen", sagte der Höchstbietende. Er werde dafür auch "auf die Stadt zugehen". Konkret bedeute dies: Es werde daran festgehalten, in Gerolzhofens Mitte ein größeres Hotel zu errichten. Allerdings, schränkte der Mann ein, müsse das Ganze sich wirtschaftlich darstellen lassen.

Sollte es so weit kommen, dass Krapfs ursprüngliche Pläne in neuer Konstellation doch verwirklicht werden sollten, dann sei dies aus Sicht der Stadt auf jeden Fall begrüßenswert, meint Bürgermeister Wozniak.

 
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Kommentare
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  • Wolfgang Keller
    Es ist nicht nur das "Gerolzhöfer Loch", was die Stadt unattraktiv und nicht sehr einladend macht. Das Stadtbild in seiner Gesamtheit lässt sehr zu wünschen übrig. Für Touristen ist der Ort ein No-Go.
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  • Peter Koch
    Das Stadtbild ist doch gar nicht so schlecht. Was im Vergleich zu Würzburg fehlt ist ein Hügel mit einer Burg drauf.
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  • Peter Koch
    So wie es aussieht wird uns das Gerolzhöfer Loch noch lange als zweitberühmteste Sehenswürdigkeit in GEO erhalten bleiben.
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