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Schweinfurt
Zukunft der Schweinfurter Innenstadt: Gehen Stadt und Werbegemeinschaft getrennte Wege?
Der bei der Stadt angestellte Citymanager Thomas Herrmann ist auch qua Amt Geschäftsführer von "Schweinfurt erleben". Warum die Freien Wähler fordern, das zu ändern.
Mehr Menschen in Schweinfurts Innenstadt bringen (hier ein Bild vom verkaufsoffenen Sonntag im Oktober) ist Ziel der Stadt und der Werbegemeinschaft.
Foto: Lamber Josef | Mehr Menschen in Schweinfurts Innenstadt bringen (hier ein Bild vom verkaufsoffenen Sonntag im Oktober) ist Ziel der Stadt und der Werbegemeinschaft.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Die Zukunft der Schweinfurter Innenstadt liegt allen im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppen am Herzen. Die Frage ist nur, wie man mehr Frequenz und Einkaufserlebnis erzeugen kann, um die teilweise von der Corona-Pandemie stark betroffenen Geschäfte in der Innenstadt zu unterstützen. Erst im September gab es eine eigene Stadtratssitzung zum Thema Innenstadt.

Nun gab es einen Antrag der Freien Wähler, der in eine überraschende Richtung ging: Die Entflechtung von Stadtverwaltung und Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben", die sich neben dem Kreisverband des Handelsverbandes intensiv für die Belebung der Stadt einsetzt und unter anderem die verkaufsoffenen Sonntage und das Stadtfest organisiert.

Freie-Wähler-Fraktionssprecher Stefan Labus forderte zum einen eine weitere Stelle in der Wirtschaftsförderung, um den vielen Aufgaben gerecht zu werden. Und, dass der bei der Stadt angestellte Citymanager Thomas Herrmann nicht mehr Geschäftsführer von "Schweinfurt erleben" sein soll. Etwas überraschend wurde dieser Antrag durchaus wohlwollend von der Verwaltung behandelt. Eine Entscheidung wird erst im nächsten Jahr fallen. "Ich empfehle die Entflechtung", erklärte Oberbürgermeister Sebastian Remelé.

Werner Christoffel, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Schweinfurt erleben e. V.“ (links), und Citymanager Thomas Herrmann freuen sich über den Bayerischen Stadtmarketingpreis, der ihnen im Jahr 2020 verliehen wurde.
Foto: Marie Friedrich | Werner Christoffel, 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Schweinfurt erleben e. V.“ (links), und Citymanager Thomas Herrmann freuen sich über den Bayerischen Stadtmarketingpreis, der ihnen im Jahr 2020 verliehen wurde.

Stefan Labus forderte die Entflechtung, damit der Citymanager mehr Kapazitäten für die Weiterentwicklung und vor allem Belebung der Innenstadt bekommt. "Ein Shoppingerlebnis gehört neben dem Kulturgenuss und der Unterhaltung zu den Reisemotiven im Städtetourismus", so Labus. Er forderte "eine Vision", wohin sich Schweinfurts Innenstadt entwickeln solle.

"Es geht um mehr Freiheit und Kompetenz für seine eigentliche Arbeit als Citymanager."
Freie-Wähler-Fraktionschef Stefan Labus über die Entflechtung von Werbegemeinschaft und Stadtverwaltung.

Im Zuge der Entwicklung eines solchen Konzeptes sei es aber wichtig, dass gerade der bei der Stadt angestellte Citymanager die notwendige Neutralität gegenüber allen Beteiligten habe und keine Verpflichtungen gegenüber einer Partei, in dem Fall der Werbegemeinschaft. Es gehe um "mehr Freiheit und Kompetenz für seine eigentliche Arbeit als Citymanager", so Labus.

Wirtschaftsförderin Pia Jost, in deren Abteilung Thomas Herrmann arbeitet, erläuterte das grundsätzliche Konstrukt zwischen Stadt und Werbegemeinschaft, das seit vielen Jahren so praktiziert wird. Der Citymanager ist Vorstandsmitglied und Geschäftsführer des Vereins, der auch Räume im Rathaus hat. Insgesamt drei Personen arbeiten in unterschiedlicher Ausprägung für "Schweinfurt erleben".

Gutscheinsystem wird durch die Stadtverwaltung abgerechnet

Die meiste Zeit nimmt dabei die Verwaltung und Buchhaltung für die Gutscheinkarten in Anspruch. Alleine im vergangenen Jahr wurden Karten im Wert von 350 000 Euro verkauft, die in verschiedenen Geschäften in der Stadt eingelöst werden können. Die Geschäfte bringen dann die eingelösten Karten zurück zur Stadt, die nach Abzug einer geringen Gebühr das Geld wieder an die Firmen überweist.

Angesichts der Menge an Karten, die auch gesäubert und für den Wiederverkauf vorbereitet werden müssen, eine sehr aufwändige Angelegenheit, die ehrenamtlich nicht zu bewältigen ist. "Für den Handel sind die Gutscheine ein ganz wichtiges Element", betont Pia Jost, denn diese Umsätze bleiben in der Innenstadt.

Jost betonte auch, dass eine schnelle Entscheidung über den Antrag nicht möglich sei, da man intensiv mit der Werbegemeinschaft besprechen müsse, welche Aufgaben sie selbst leisten könne und welche die Stadt. Werbegemeinschafts-Vorsitzender Werner Christoffel war als CSU-Stadtrat nicht bei der Sitzung. Auf Nachfrage erklärte er, der Vorstand werde sich zu dem Thema erst beraten und das Gespräch mit der Stadt suchen.

Vereinsinteressen und städtische Interessen können verschieden sein

SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann sieht das Citymanagement als "gewinnbringend", es müsse aber auch personell entsprechend ausgestattet sein. Es gebe durchaus Situationen, in denen sich die Meinung des Werbegemeinschafts-Vorstandes und der Stadt widersprächen, was den Citymanager als Geschäftsführer in eine missliche Lage bringe. "Manchmal sind ja auch aus Sicht der Werbegemeinschaft politische Äußerungen nötig."

Der OB verwies darauf, dass die Entflechtung "die Schlagkraft im Verein für die Innenstadt nicht erhöht", plädierte aber dennoch für eine klare Abgrenzung, zumal die Stadt ja auch Zuschüsse für das Stadtfest und andere Aktivitäten gewähre. Während Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) mahnte, die Geschäftsführung des Vereins bei der Stadt zu belassen, forderte Stefanie Stockinger-von Lackum (CSU) die Gleichbehandlung aller Vereine in der Stadt, da es diese Konstellation nur mit der Werbegemeinschaft gebe. Um "das Kind nicht mit dem Brunnen auszuschütten", wie es Klaus Rehberger (CSU) formulierte, wurde der Antrag vertagt, bis klärende Gespräche geführt sind. 

 
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