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Schweinfurt
Zu wenig Kinderärzte in Stadt und Landkreis Schweinfurt? Warum die GesundheitsregionPlus eigene Daten erhebt
Der Raum Schweinfurt hat mehr als genug Kinderärzte, sagt die Kassenärztliche Vereinigung. Viele Eltern sehen das anders, immer wieder gibt es Klagen. Und jetzt?
Die Klage von Eltern ist nicht neu: Nach den Erfahrungen vieler gibt es zu wenig Kinderärztinnen und -ärzte im Raum Schweinfurt. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht das anders.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa | Die Klage von Eltern ist nicht neu: Nach den Erfahrungen vieler gibt es zu wenig Kinderärztinnen und -ärzte im Raum Schweinfurt. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht das anders.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 21:32 Uhr

Dass viele Eltern verzweifelt nach einer Kinderarztpraxis suchen, ist kein Geheimnis. Auch in Sozialen Medien klagen viele, dass die Praxen in Stadt und Landkreis Schweinfurt überlaufen sind, dass sie keine Praxis finden, die ihre Tochter, ihren Sohn aufnehmen kann. Nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) ist die Kinderarztversorgung im Raum Schweinfurt dagegen nicht nur ausreichend. Sie spricht sogar von einer Überversorgung, sagt Anja Lehmeyer, Geschäftsführerin der GesundheitsregionPlus.

Diese ist ein gemeinsames Projekt von Stadt und Landkreis. Gegründet im Juli 2019, will sie die regionale Gesundheitsversorgung für die Zukunft sichern, aber auch Gesundheitsförderung und Prävention stark machen. Und sie greift auch das Thema Kinderarztmangel auf, als eines von vielen. Weil die Wahrnehmung in der Bevölkerung eine ganz andere sei als die der verantwortlichen Stellen, hat die GesundheitsregionPlus eine Befragung unter Eltern gestartet. Die Daten, so Geschäftsführerin Lehmeyer, müssen noch ausgewertet werden.

Was den Praxen vor Ort helfen könnte, ist ein anderes Projekt, in dem die GesundheitsregionPlus involviert ist, das sie mit vorantreibt: die Gründung eines Weiterbildungsverbundes, wie es ihn für den Bereich Allgemeinmedizin schon gibt. Er soll im Juli neu aufgestellt und reaktiviert werden. Im Prinzip geht es darum, Nachwuchs für die Arztpraxen zu gewinnen, Studierenden Praxiserfahrung und Weiterbildungsmöglichkeiten in Praxen, Ambulanzen und Kliniken in Stadt und Landkreis Schweinfurt anzubieten.

Was überlaufenen Kinderarztpraxen in Stadt und Landkreis ein Stück weit helfen könnte

Dass dann auch Ärztinnen und Ärzte während der Weiterbildung vor Ort mitarbeiten, kann "überlaufene Kinderarztpraxen" auch entlasten, sagt Lehmeyer. Allerdings: Die Auswirkungen des Projekts werden oft nicht sofort bemerkbar sein, schwächte die Geschäftsführerin ab. "Wir hätten da schon zehn Jahre vorher anfangen müssen."

Wofür die GesundheitsregionPlus, steht, was sie bisher erreicht hat, stellte Geschäftsführerin Lehmeyer dem Sozialausschuss des Stadtrats vor. Grob gesagt, bringt das Projekt Entscheider aus der Kommunalpolitik und Praktiker aus Praxen und Kliniken zusammen, holt Unikliniken mit ins Boot, um Ärztinnen und Ärzte anzuwerben, auf die Region aufmerksam zu machen. Stichwort Hausärztemangel in den ländlichen Regionen: Im Raum Schweinfurt holt man laut Lehmeyer in Zusammenarbeit mit dem Stipendium-Programm der Uni Würzburg Studierende in die Region, die sich damit für ein Praxisjahr auf dem Land verpflichten.

Ein Erfolg des Projekts GesundheitsregionPlus: die Hebammenzentrale am Leopoldina

Was läuft gut, was schlecht, was wünschen sich Experten, was die Bürger: Mit dieser Fragestellung ist die GesundheitsregionPlus 2019 gestartet. Daraus ergeben haben sich verschiedene Themenschwerpunkte, mit denen sich dann Arbeitsgruppen befassen. Neben dem Ärztemangel in bestimmten Bereichen stand auch das Thema Hebammenversorgung im Fokus. Daraus formiert hat sich ein Netzwerk, das am Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt eine Koordinierungsstelle eröffnet hat, die "sehr, sehr gut läuft", wie Lehmeyer betonte. Bei der Hebammenzentrale können Schwangere anrufen, um eine Hebamme vermittelt zu bekommen, die noch Kapazitäten hat.

Noch mehr tun muss sich laut Geschäftsführerin im Bereich der Pflege. Hier will man ein Schweinfurter Pflegenetzwerk aufbauen, um Fachkräfte in die Region zu bringen – nicht nur mit Imagekampagnen. Auch der Ausbildungsverbund der Pflegeschulen in Schweinfurt und Haßfurt soll gestärkt und ausgebaut werden.

Projekt gegen Depression im Alter: eine Stadt und drei Landkreis schließen sich zusammen

Auch im Bereich Prävention hat die GesundheitsregionPlus Angebote neu geschaffen oder auch mehr publik gemacht. Angefangen von einer Laufgruppe gegen Depression, die 2020 gegründet worden ist, über das Angebot von bewegten Pausen an Schulen, über Schwimmkurse für Kinder, den Spaziergang mit Begleitung bis hin zu der Auflage eines Aktionstages für Herzgesundheit, der am 1. Juni in Werneck stattfinden wird. Ein neues Präventionsprojekt gegen "Depression im Alter" ist aktuell in Arbeit, daran beteiligt seien neben Stadt und Landkreis Schweinfurt auch Rhön-Grabfeld und die Haßberge.

GesundheitsregionPlus

In Bayern gibt es aktuell 60 GesundheitsregionenPlus, in Schweinfurt ging das Projekt im Juli 2019 offiziell an den Start. Gefördert wird es zu 70 Prozent vom Freistaat Bayern. Den Rest teilen sich – nach Einwohnerzahlen – Stadt und Landkreis. Für die Stadt bedeutet das einen jährlichen Beitrag von 17.000 Euro. Die Förderung für die GesundheitsregionPlus sollte 2022 auslaufen, wurde laut Sozialreferent Jürgen Montag aber um weitere fünf Jahre verlängert werden.
Quelle: kab
 
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