Jetzt ist es also passiert. Schweinfurt überspringt die nächste Hürde und zieht die "Notbremse". Knapp zwei Wochen nach Beginn des bayerischen Stufenplanes wird die Kugellagerstadt aufgrund steigender Infektionszahlen neu eingestuft und hat mit drastischen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen zu rechnen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 112,3. Damit liegt Schweinfurt am dritten Tag in Folge über dem Schwellenwert 100. Wie es die bayerische Verordnung vorsieht, treten dadurch neue Regeln ab Samstag, 20. März, in Kraft. Deutlichste Änderung: Der Einzelhandel muss, bis auf einige Ausnahmen, seine Geschäfte wieder schließen.
Wie die Stadt am Nachmittag bestätigte, kehrt Schweinfurt in den Zustand des "harten Lockdowns" zurück. Private Treffen werden ab Samstag nur noch mit einer weiteren Person außerhalb des eigenen Haushalts erlaubt sein. Zudem gilt dann eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr. Auf "nicht zwingend notwendige" Reisen und auch Familienbesuche soll grundsätzlich weiter verzichtet werden.
Museen müssen wieder schließen
Im Handel dürfen nur noch "Läden des täglichen Bedarfs" aufmachen, zu denen auch Buchläden gehören. Auch Gärtnereien, Blumenläden, Baumschulen sowie Bau- und Gartenmärkte bleiben offen. Für den restlichen Einzelhandel ist nur "Click&Collect“ möglich. Bestellte Ware darf also ausgeliefert oder vom Kunden abgeholt werden. Der Wochenmarkt soll stattfinden. Zudem bleiben Friseure sowie Dienstleistungsbetriebe der Fußpflege, Maniküre, Gesichtspflege im hygienisch oder pflegerisch erforderlichen Umfang unter Hygieneauflagen mit Terminreservierungen und Kontaktnachverfolgung geöffnet.
Die Museen müssen wieder schließen, Musikschule und VHS stellen auf Distanzunterricht um. Stadtbücherei und Stadtarchiv dürfen unabhängig vom Inzidenzwert öffnen. Das Stadtarchiv und die Wissenschaftliche Stadtbibliothek der Stadt Schweinfurt haben sich jedoch dafür entschieden, nur für die Buchausleihe und die Buchrückgabe, und dies nur nach vorheriger Terminvereinbarung, zu öffnen, hieß es in der Bekanntmachung.
Änderungen im Landkreis ab Freitag
Für Schulen und Kitas hat die Überschreitung des Inzidenzwerts der drei Tage vorerst keine Auswirkung. Für sie gilt das sogenannte Stichtagsprinzip. Jeden Freitag erfolgt eine entsprechende Bekanntmachung, welche Unterrichts- beziehungsweise Betreuungsform in der darauffolgenden Woche möglich ist. Hierfür sei der Inzidenzwert am Freitag ausschlaggebend, so die Stadt Schweinfurt.
Für den Landkreis Schweinfurt meldete das Robert-Koch-Institut am Donnerstag einen Inzidenzwert von 58,9. Ab Freitag treten dort die Regeln der Kategorie "zwischen 50 und 100" ein, nachdem der Schwellenwert 50 seit Montag durchgehend überschritten wurde. Einkaufen ist dann nur noch mit Terminvereinbarung ("Click&Meet") möglich. Auch Kulturstätten wie etwa Museen dürfen nur noch mit Terminvereinbarung besucht werden. Sport ist nur noch kontaktfrei unter Beachtung der Kontaktbeschränkungen sowie unter freiem Himmel in Gruppen von bis zu 20 Kindern unter 14 Jahren erlaubt.
Bei fast 70 Prozent der Fälle Corona-Mutation nachgewiesen
Die steigenden Fallzahlen im Raum Schweinfurt stehen unmittelbar mit der Ausbreitung der Virus-Mutationen in Zusammenhang. Bereits Anfang der Woche sprach Ordnungsreferent Jan von Lackum davon, dass sich ein Großteil der Infizierten mit der sich besonders schnell ausbreitenden britischen Variante angesteckt habe. Wie das Schweinfurter Gesundheitsamt nun mitteilte, gibt es in Stadt und Landkreis derzeit (Stand 17. März) insgesamt 207 Corona-Infizierte. Davon seien 136 Fälle auf die britische Mutation zurückzuführen. In sechs Fällen sei die südafrikanische Variante nachgewiesen worden.
Insgesamt sind damit in Stadt und Landkreis Schweinfurt 68,5 Prozent der aktuell mit Corona Infizierten mit einer der oben genannten Mutanten infiziert, vorwiegend mit der britischen. Die britische Variante des Coronavirus ist mittlerweile die vorherrschende im Raum Schweinfurt, was den deutschlandweiten Trend widerspiegelt, so das Landratsamt. Demzufolge habe sich auch das Testverfahren angepasst. Seit Anfang Februar würden demnach bei allen positiven PCR-Testergebnissen Screenings auf "besorgniserregende Virusvarianten" durchgeführt. Im Falle einer positiven Probe müsse nun noch für die Bestätigung eines Verdachts auf die südafrikanische und die brasilianische Variante eine technisch aufwendige "Gesamtgenomsequenzierung" angeschlossen werden. Für die Identifikation der britischen Virusvariante sei das gewöhnliche "PCR-Verfahren" ausreichend.
In einer früheren Version lautete die Überschrift "Schweinfurt macht die Läden dicht" beziehungsweise hatten wir im Text geschrieben, dass der Einzelhandel komplett schließen muss. Um Missverständnisse zu vermeiden, wurde dies geändert, da Geschäfte des täglichen Bedarfs weiterhin geöffnet haben.