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Schweinfurt
ZF-Erweiterung in Tschechien: Schweinfurter Linke übt scharfe Kritik und fordert mehr Einfluss für Betriebsräte
Die Pläne von ZF, den Standort Ostrov auszubauen, stoßen bei der Linke auf Widerstand. Die Partei wirft dem Konzern soziale Verantwortungslosigkeit vor.
Agnes Conrad, Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin der Partei die Linke, prangert die Erweiterungspläne von ZF in Tschechien an.
Foto: René Ruprecht | Agnes Conrad, Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin der Partei die Linke, prangert die Erweiterungspläne von ZF in Tschechien an.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 03.02.2025 02:33 Uhr

Die Schweinfurter Linke übt in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an den Plänen des Automobilzulieferers ZF, den tschechischen Logistikstandort Ostrov auszubauen. "Diese Entscheidung zeigt erneut, wie die Profitgier großer Konzerne und die Dominanz von Renditeerwartungen über soziale Verantwortung und langfristige wirtschaftliche Stabilität gestellt werden", erklären die Kreisvorsitzende und Bundestagskandidatin Agnes Conrad und ihr Co-Vorsitzender Wolfgang Gutgesell in der Mitteilung.

Erst kürzlich hatte der Konzern die Neuausrichtung seines Aftermarket-Bereichs verkündet. Teile der Belegschaft in Schweinfurt hatten die Entscheidung verurteilt und gemeinsam mit der Gewerkschaft IG Metall zu Protesten aufgerufen. Die Arbeitnehmer befürchten, dass durch diesen Schritt mittelfristig mehr als 120 der aktuell 886 Stellen im Schweinfurter Werk wegfallen könnten. Über die Ersatzteil- und Servicemarke vertreibt ZF unter anderem Ersatzteile und Kupplungen an Werkstätten und größere Autobauer.

Schweinfurter Linke: Mitbestimmung bei entscheidenden Fragen oftmals verwehrt

Aus Sicht der Linke seien Betriebsräte und Gewerkschaften die einzigen, die das Prinzip der unternehmerischen Verantwortung ernst nehmen würden. Obwohl diese unmittelbar von den Folgen derartiger Entschlüsse, wie Lohndumping oder Arbeitsplatzverlust, betroffen seien, bleibe ihnen die Mitbestimmung bei "entscheidenden wirtschaftlichen Fragen oftmals verwehrt", so die beiden Vorsitzenden.

Die Bundestagskandidatin Agnes Conrad fordert deshalb eine "verbindliche Mitbestimmung der Arbeitnehmervertretungen bei wirtschaftlichen Entscheidungen, die Standorte, Arbeitsplätze und ganze Regionen betreffen." Die einseitige Orientierung an kurzfristigen Renditezielen schade nicht nur den Beschäftigten, sondern gefährde auch die wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Verantwortung.

Partei will über wirtschaftspolitische Lage in der Region sprechen

Die Globalisierung werde, so Conrad weiter, zunehmend als Vorwand genutzt, um unternehmerische Verantwortung abzubauen und Kosten auf dem Rücken der Beschäftigten zu sparen. "Wenn Unternehmen wie ZF ihre Gewinne maximieren, indem sie Standorte in Niedriglohnländer verlagern, leidet nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern auch das soziale Gefüge vor Ort."

Man rufe daher alle Beschäftigten und Gewerkschaften auf, gegen diese Entscheidungen vorzugehen. "Wir stehen geschlossen an der Seite der Belegschaft von ZF Schweinfurt und fordern die Unternehmensführung auf, die Verlagerungspläne zu stoppen und Verantwortung für die Menschen in der Region zu übernehmen", so der Linke-Co-Vorsitzende Wolfgang Gutgesell. 

Hinweis: Die Linke lädt am 9. Februar zu einer Diskussionsrunde über die wirtschaftspolitische Lage in der Region ins Naturfreundehaus Schweinfurt ein, mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow.

 
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  • Roland Albert
    Die Linke fordert…
    Es ist unerheblich, was die Linke von sich gibt, sie sind einfach nicht relevant.
    Also was solls, lasst reden. Es wird nicht umgesetzt werden…
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  • Erich Spiegel
    Ich finde den Arbeitsplatz-Abbau nicht gut. Aber mal ehrlich. Man konnte in der Vergangenheit mit Demos zwar höhere Abfindungen aushandeln, aber den Abbau von unrentablen Arbeitsplätzen nicht stoppen. Was tun? Zunächst müsste bei Teilen der Gesellschaft (z.b. Linkspartei) der Groschen fallen. Hart ausgedrückt: Akzeptiert die Gesetze der Marktwirtschaft. Arbeitsplätze, die sich nicht rechnen, kann und will auf Dauer niemand finanzieren. Nicht rentable Arbeitsplätze durchzuschleppen hat schon in der DDR nicht funktioniert. In Ländern wie Venezuela, Kuba. etc. haben es linke Politiker auch ergebnislos versucht. Ich empfehle der Linkspartei eine Studienreise in diese abgewirtschafteten Länder, die ihre linken Brüder runter gerockt haben. Vielleicht fällt dann der Groschen, wenn man die Misere mit eigenen Augen sieht. Damit es wieder besser wird muss sich das ganze Land am Riemen reißen. Ohne Einschnitte wird es nicht gehen. Viele bisher heilige Kühe müssen geschlachtet werden.
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  • Wolfgang Gutgesell
    Zum einen empfehle ich zunächst, sich einmal gründlich zu informieren.
    Denn unsere Arbeitsplätze sind hochprofital.
    Und zweites durch abschätzige Bemerkungen wird ihr Beitrag null inhaltsreicher.
    Sie diskutieren hier auf einem sehr sehr niedrigen Niveau.
    Und Niveau ist keine Creme!
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  • Kathrin May
    wir Landwirte machen seit 2019 auf die schlechte wirtschaftliche Lage für uns Landwirtschaftliche Familien Betriebe aufmerksam. Wir haben auch immer wieder zu bedenken gegeben dass es auch in anderen mittelständischen Unternehmen kaum noch möglich ist wirtschaftlich zu produzieren. Das es uns mit unserem Landwirtschaftlichen Betrieben nicht möglich ist ins lukrative Ausland abzuwandern. Das es auch Handwerksbetrieben genau so geht.
    Wie sagte darauf unsere damalige CDU Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner so schön. Auf das flehen die deutschen Standarts auch für Importware gelten zu lassen. "Das ist doch deren Diversität, deren Umwelt die dort zerstört wird."
    Arbeitslosigkeit zerstört auch die Region, mit weniger Kaufkraft mit Unzufriedenheit, mit Armut und der daraus resultierenden Kriminalität.
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  • Wolfgang Gutgesell
    Nur zur Info, der Aftermarket ist der mit Abstand profitabelste Bereich bei ZF
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  • Allan Muschel
    Die aktuelle Entwicklung in Schweinfurts Industrie ist frustrierend. Statt die Konsequenzen der schlechten Lage zu beklagen, wünschte ich mir von Frau Conrad mehr Ursachenbekämpfung.
    Es muss doch den Beteiligten klar gewesen sein, dass die Verzögerungen bei der Windstromtrasse und das Abschalten vieler Großkraftwerke auch negative Auswirkungen auf den Industriestandort Schweinfurt haben.
    Für Schweinfurt kommt der Ausblick auf die Infrastruktur noch erschwerend hinzu. Für die Logistik der ZF-Ersatzteile, mit Hochregallager direkt am Main, sind die geplanten Brückenbaustellen auch nicht hilfreich.
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  • Wolfgang Gutgesell
    Sorry, aber sie werden hier alles durcheinander.
    Was hat jetzt die erfolgreiche Abschaltung der gefährlichen Atomkraftwerke mit der Erweiterung unserer Hochregallager zutun?
    Oder mit den Brücken?
    Fakt ist die Erweiterung unserer Hochregallager wäre möglich und auch kostengünstig etc. etc.
    ZF hat strategisch anders entschieden und wird aus meiner Sicht in Zukunft bereuen, den Tschechien wird von Jahr zu Jahr auch teuerer!
    Ich kann das beurteilen, denn ich arbeite seit gut 42 Jahren beim "Handel".
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  • Walter Stöckl-Manger
    Die Globalisierung, liebe Linke Traumtänzer, ist leider kein Vorwand sondern brutaler Fakt.
    Ob's in Ostrov auch so viel Protest geben wird, wenn wider alles Erwarten doch Schweinfurt präferiert werden sollte? Man weiß es einfach nicht.
    Die Globalisierung der Arbeitnehmerinteressensvertretung bleibt hingegen tatsächlich ein Traumschloss. Komisch eigentlich.
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  • Klaus Schröder
    Ich finde, wir alle sollten um jeden Arbeitplatz kämpfen. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpfen will, soll seinen Kopf in den Sand stecken, damit sie/er nicht sieht, wer ihr/ihn in den Hintern tritt.
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  • Wolfgang Gutgesell
    Als Vorsitzender des Betriebsrats vom Aftermarket und Linker kann ich Ihnen versichern, dass wir alles andere als "Traumtänzer" sind.
    Agnes Conrad ist Referentin des Konzernbetriebsrats eines großen Zuliefers.
    Warum muss man immer Menschen beleidigen, die ggf. eine andere Sicht auf die Dinge haben?
    Ihre Umgangsformen lassen echt zu wünschen übrig.
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