
Wenn der größte Schweinfurter Arbeitgeber mit seinen 9500 Beschäftigten aus zwei Betriebsversammlungen eine macht, sind die eigenen Hallen zu klein, um den tausenden Mitarbeitern Platz zu bieten. Deshalb hat der ZF-Standort Schweinfurt auf dem Volksfestplatz das größte Zelt errichten lassen, das jemals auf Schweinfurter Boden stand. Um 10 Uhr hat an diesem Montag die Betriebsversammlung begonnen. Aus den verschiedenen Werken wurden Tausende Beschäftigte mit Bussen zum Versammlungsort transportiert. Die Versammlung ist nicht presseöffentlich. Genaue Zahlen wird der Betriebsrat wohl später mitteilen.
Was die Themen sein könnten
Was könnten die wichtigen Themen sein? Ganz sicher die Zukunft des Standorts Schweinfurt, der wie alle großen Betriebe der Kfz-Zulieferindustrie vor einem Umbruch zu Automatisierung und Elektrifizierung steht. Die Frage wird sein, welche Produkte für die Herstellung klassischer Fahrzeuge mit Verbrennnungsmotor auch künftig noch gebraucht werden und in welchen Bereichen mittel- oder gar kurzfristig etwa Antriebsstränge auf E-Mobile umzustellen sind. Ein neues Zentrum für E-Mobilität wurde in Schweinfurt erst im Sommer feierlich eröffnet.
Eine gute Nachricht erhielt ZF schon im Frühjahr: Innerhalb kurzer Zeit bekam die Firma zwei Milliardenaufträge von BMW und Fiat-Chrysler. Weil es sich dabei um ein weiterentwickeltes, auch für Elektro- und Hybridautos geeignetes 8-Gang-Automatikgetriebe handelt, wird mit positiven Auswirkungen unter anderem auf Schweinfurt gerechnet, wo das weltweite ZF-Zentrum für Elektromobilität, die E-Mobility, ja sitzt.
ZF: Gute Nachrichten - und Protest
Andererseits wurden erst Ende September die ZF-Mitarbeiter verunsichert, als der ZF-Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider in einem Interview gesagt hatte, dass es schwierig werden könnte, alle 50 000 Arbeitsplätze in Deutschland zu halten. Dafür machte er steigende Entwicklungskosten, teure Investitionen und mögliche Zölle verantwortlich, die sich auf den Export auswirken könnten. Dazu hatte sich der ZF-Betriebsrat kritisch geäußert. Nach Angaben des Schweinfurter Betriebsratsvorsitzenden Oliver Moll wurden dem Wirtschaftsausschuss des Gesamtbetriebsrats damals nähere Angaben verweigert. Er sah das als Versuch, "uns hinzuhalten".
Und: Bei der Protestaktion der IG Metall vergangenen Mittwoch hatte Moll moniert, dass die Belegschaft "nach zehn Jahren Champagnerlaune , in denen das Unternehmen gutes Geld verdient hat", schon in der ersten etwas schwierigeren Phase "den Geldbeutel aufmachen soll". Er verlangte vielmehr weitere "Investitionen in Produkte der Zukunft". Das dürfte – wie für alle großen Schweinfurter Metallbetriebe – das bestimmende Thema sein.