
Im Kessler Field Süd, einem ehemaligen Gelände der US-Army in Schweinfurt, soll ein Modellprojekt entstehen, das nachhaltiges und einfaches Bauen mit intelligenten Haussystemen und regenerativer Energieversorgung zusammenbringt. Mit möglichst wenig Energie möglichst viel Komfort erreichen? Klingt utopisch, ist aber realistisch, sagen Experten. Auch, wenn das Quartier nicht von heute auf morgen entstehen wird. Das machten Schweinfurts Baureferent Ralf Brettin und Projektleiter Rigo Lang vor dem Bauausschuss des Stadtrats deutlich.
Worum es geht: ein Quartier zu planen und Schritt für Schritt zu bauen, das zum einen den Ausstoß von Kohlendioxid minimiert und zum anderen Wohnen an das sich verändernde Klima anpasst. Stichwort Hitze, Stichwort Starkregen und Trockenheit.
Schweinfurt gehört mit dem Projekt Klimaquartier zu einer von acht Modellkommunen in Bayern für Klimaanpassung im experimentellen Wohnungsbau. Hier soll entwickelt werden, was Schule machen könnte: eine ganz neue Art von Bauen, von Wohngebieten.
Wie Planer sich das Modellprojekt in Schweinfurt vorstellen
Bisher gibt es das Klimaquartier nur auf Papier. Erste Planungen für ein grünes Wohngebiet mit viel Freifläche und eine konkrete Vorlage, wie hier gebaut werden soll: Das Klimaquartier besteht aus fünf Höfen, um jeden gruppieren sich drei hohe Gebäude. Bis zu sieben Stockwerke hat jedes Haus. 90 Prozent der Fläche sind für Wohnen geplant, zehn Prozent für gewerbliche Nutzung. Rund 700 Menschen sollen hier einmal leben.

Der Entwurf für den ersten Musterhof steht: 80 Wohnungen soll er bieten. Die Häuser sind komplett aus Holz gebaut. Ganz allgemein setzen die Pläne für das Klimaquartier auf nachhaltige Baustoffe wie Holz und Lehm; aber auch Recycling-Beton. Die Häuser sollen so gebaut werden, dass sie möglichst wenig Energie benötigen.
Woher kommt die Energie, die im Klimaquartier gebraucht wird?
Die Energie, die noch gebraucht wird, soll regenerativ erzeugt werden. Und zwar über verschiedene Komponenten. Eine erste Studie hat verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt. Eine große Rolle spielen Wärmepumpen in verschiedenen Varianten, eventuell ergänzt mit Geothermie, Eisspeichern oder auch Fernwärme. Was genau infrage kommt, was besser ist, finanziell interessanter, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen.
Generell überprüft hat ein anderes Büro das Thema Mobilität. Das spielt im Klimaquartier eine neue Rolle. Denn: an sich bleiben Kraftfahrzeuge hier außen vor. Weniger Stellplätze als üblich – 0,7 pro Wohneinheit – sollen im Klimaquartier Kessler Field angeboten werden. Die, die es gibt, befinden sich in einem Mobilitätshub am Rande des Quartiers, einer Art Parkgarage, die aber auch Gewerbeflächen und Carsharing oder Leihfahrräder anbieten könnte.
Projektleiter: Klimagerecht bauen kann wirtschaftlich sein – und das muss es auch
Etwa drei Minuten dauert der Fußweg zur am weitesten entfernten Wohnung. Neu in den Plänen ist eine kleine Ringstraße, die Transport- und Lieferdienste oder auch Anwohner direkt an die Häuser bringen wird. Dazu gibt es eine kleine Kurzzeitstellplatzzone.
Unter dem Strich ein Projekt, das funktionieren kann, wo praktikabel gewohnt werden kann, meint Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Gedacht ist es für alle Bevölkerungsschichten, sagt Projektleiter Lang, der keine Zweifel daran hat: klimagerecht Bauen kann wirtschaftlich sein. Und das muss es auch, damit sich Investoren finden.
Wie es weitergeht und wie das Klimaquartier bei Entscheidungsträgern ankommt
Im nächsten Schritt soll ein Handbuch erstellt werden, das die wichtigsten Vorgaben aufführt. Dann könnten sich auch Investoren bewerben. Eine Markterkundung soll abklopfen, wie Energieversorger und Wohnungsbauer die Pläne sehen. Realisiert werden soll das Quartier dann in zwei großen Bauabschnitten.

Damit es Wirklichkeit wird, muss man erst einmal die Menschen hier überzeugen, meint CSU-Stadtrat Oliver Schulte. "Nur dann finden sich Investoren, wenn sie denken, dass sie hier vermieten können." Dass die Stadt werben muss, darin war er sich mit Projektleiter Lang von der Stadtentwicklung einig.
Ein "tolles Projekt", das auch Anregung für weitere Stadtteile geben könnte, findet Johannes Petersen, SPD. Das Klimaquartier ist für ihn eine "sehr große Chance für die Stadt". Dass man mit der Ringstraße und einer Kurzzeitparkzone eine pragmatische Lösung gefunden habe, sei gut. Von den Grundsätzen solle man aber nicht abweichen: "Die Menschen werden hierhin bewusst ziehen, weil sie anders leben wollen", so Petersen.
Gefördert wird das Projekt auch vom Staat. Schon für die Rahmenplanung gibt es laut Baureferent Brettin Zuschüsse. Für jedes einzelnes Projekt könnte es weitere geben, so Lang auf die Nachfrage von Theresa Schefbeck (CSU).
"Nachhaltige Baustoffe wie Holz" erwies sich als Irrweg! Lehm ist gut, wenn er gebrannt ist! Warum nicht Ziegel-Massivbauweise? Hat bestes Raumklima & bauphysikalische Eigenschaften, mittlerweile gute Wärmedämmumg & kliamaschonende Herstellung, ist am nachhaltigsten (100 J. plus x) - gilt aber als Altbacken.
Fazit: Ein Allerwelts-Modequartier auf der Woge des Zeitgeistes
Nichts gelernt aus den Erfahrungen! Sowas führte bisher immer in die Irre: Schlechter Lebenszyklus mit Vollsanierungen bzw. Abbruch nach 40-50 Jahren. Eine Bauweise die unser Land derzeit ruiniert, mit Billionen-Altlasten aus 70er ff.
Ringstraße ist Verbesserung. Warum nicht dazu Einbahnstraßen mit beidseitigen Längsparken durchs Quartier - spart frauenfeindliches Parkhaus und bringt Leben & Urbanität. Statt Tristesse & toter Füßgängerzone am Stadtrand! Ist ganz schlimm im Winterhalbjahr!
SW hat viel zu verlieren. In der Ära Grieser wurden in der Architektur von der Fachwelt im ganzen Land beachtete Maßstäbe gesetzt!