
Gleich mit zwei Urkunden aus dem Jahr 1223 kann der Ort Werneck schwarz auf weiß belegen, dass er heuer mindestens 800 Jahre alt wird. Wobei Siedlungsspuren wie Scherben oder Knochen auf eine Besiedelung schon vor mehreren tausend Jahren hinweisen. Für Werneck als Zentrum der größten Gemeinde im Landkreis ist das Jubiläum der ersten schriftlichen Erwähnung jedenfalls der Anlass, ein ganzes Festjahr voller Aktionen und Veranstaltungen zu kreieren.
Seit über zwei Jahren erarbeitet ein Organisationsteam um Edeltraud Baumgartl das Programm für das Jubiläumsjahr. "18 Sitzungen hatten wir seit November 2020", erinnert sich die Altbürgermeisterin. "Wir", das sind noch Bernd Göbel, Vorsitzender des Historischen Vereins, Rainer Klingert, Peter Vanselow, Roland Maul, die örtlichen Gemeinderäte und die Vorsitzenden der drei Vereine, die 2023 ebenfalls ein Jubiläum feiern: die Freiwillige Feuerwehr ihr 150-jähriges, der Obst- und Gartenbauverein sein 125-jähriges und der Eigenheimerverein sein 60-jähriges Bestehen.
Herausgekommen ist eine attraktive Mischung aus Geschichte, Musik, Theater, Sport und kulinarischen Erlebnissen. "Wir wollen mit den Bürgern und für die Bürger feiern", erklärt Baumgartl. Wohl wissend, dass für diverse Veranstaltungen auch viele helfende Hände nötig sind.

Natürlich wird die Historie des Ortes ausreichend und kreativ in Szene gesetzt. Eine eigens geschriebene Chronik in sechs Bänden zu je 100 Seiten hat der Historische Verein herausgegeben. Hauptautor ist Vorsitzender Bernd Göbel, der sich seit sechs Jahren intensiv dem Forschen und Schreiben der Wernecker Geschichte widmet. Ganz abgesehen von den zehn Jahren davor, in denen er unzählige Ereignisse recherchierte und sammelte. "Wie Puzzlestücke, die jetzt zusammengesetzt wurden", sagt er.

Passend zu den einzelnen Bänden vermitteln im Jubiläumsjahr sechs Vorträge mit Rahmenprogramm einen Eindruck vom Leben im alten Werneck. Für die entsprechende Kulisse sorgen historische Veranstaltungsorte wie das alte Forsthaus, die ehemalige Ziegelei, das Schloss oder das Hotel Krone Post.

Beim Neujahrsumtrunk vermittelte die Altbürgermeisterin den etwa 100 Gästen in wohlgesetzten Worten des Mittelalters, worum es bei der ersten schriftlichen Erwähnung von Werneck geht: "Es ist Herr Bodo, der nach weisem Rat, mit Fug und Recht beschlossen hat, sein Besitztum Werneck zu verschenken, geistlich Leut‘ damit zu bedenken, dass Gott seiner Seele gnädig sei und mache ihn von Sünden frei."
Zur Buße hat ein Ravensburger das Gut an den Deutschen Orden verschenkt
Die Aussage bezieht sich auf die Urkunde vom 9. April 1223, in der Papst Honorius III. die Schenkung des Gutes Werneck – es war wohl eine befestigte Wasserburg – durch den niederen Adeligen Bodo von Ravensburg III. an den Deutschen Orden bestätigt. Die Ravensburger waren ursprünglich Lehensleute und Stiftsministerialen, also Dienstleute, des Würzburger Bischofs mit Stammsitz auf dem Ravensberg bei Thüngersheim. Bodos Vater, Bodo II., hatte 1202 den Würzburger Bischof Konrad von Querfurt ermordet. Die Schenkung des "castrum in Wernecke" war wohl als eine Art Buße gedacht.
Allerdings waren Bodos Schwäger damit nicht einverstanden. Daher regelte der erst zwölfjährige König Heinrich (VII.) in einer zweiten Urkunde mit dem Namen Wernecks vom 10. August 1223 das Verhältnis zwischen dem Deutschen Orden und diesen Erben.

Das Siegel dieses Heinrich ist auch auf einer eigens geprägten Silbermünze zum Jubiläum verewigt. Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge verkauft die Gedenkmünze ab Ende Januar in der Wernecker Filiale.
Zweimal wurde die Burg zerstört, einmal im Bauernkrieg
Der beschriebene Amtssitz und das Dorf Werneck gehören in ihrer Geschichte immer zusammen. "Der Ort war früher eine Art Vorhof zur Burg beziehungsweise zum Schloss", weiß Bernd Göbel. Dienstleister wie Gastwirt, Schlachter, Bader oder Bäcker sorgten in den wenigen Gebäuden für den Wirtschaftsbetrieb.

Zweimal wurde die Burg zerstört: im Bauernkrieg 1525 und 1553 von Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth. Fürstbischof Julius Echter ließ 1601 umfangreiche Baumaßnahmen an der Burg vornehmen. Doch 1723 – vor 300 Jahren – vernichtete sie ein Brand fast vollständig.
Ein Schloss als Sommerresidenz für den Fürstbischof
Das heutige barocke Schloss, gebaut 1733 bis 1745 von Balthasar Neumann im Auftrag von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, diente ursprünglich als dessen Sommerresidenz. Es war auch der Ort, an dem 1802 das Ende des Hochstifts Würzburg besiegelt wurde: Der damalige Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach unterschrieb dort den Verzicht auf seine weltlichen Ämter.
Zur "Kreisirrenanstalt" wurde das Schloss 1855 umgebaut. Heute beherbergt es eine Psychiatrische und Orthopädische Klinik des Bezirks Unterfranken.
Was vom Jubiläumsjahr in Werneck am Ende bleiben soll
Rund um das Schloss, im englischen Park, soll am 23. Juli der Höhepunkt des Jubiläumsjahres gefeiert werden. Der Vorabend dieses Schlossparkfests gehört der konzertanten Musik der Bläserphilharmonie Werneck. Zudem soll nach elf Jahren wieder der legendäre Schlossparklauf am 21. Juli aufleben.

Damit die Geschichte des Ortes den Einheimischen wie Besuchern auch nach dem Jubiläumsjahr vor Augen bleibt, wurden bereits große Informationsstelen mit Bildern an verschiedenen Plätzen und Gebäuden aufgestellt. Diese "Fenster in die Vergangenheit" verdeutlichen, welche Entwicklung Werneck genommen hat.