
In mittlerweile 24 Publikationen hat der Historische Verein Markt Werneck alle möglichen Facetten aus der Geschichte der Gemeinde und ihrer 13 Gemeindeteile beleuchtet. Das jüngste, 88 Seiten starke Heft, lässt die Postgeschichte Wernecks lebendig werden: „Vom Postreiter zur Gegenwart“, so sein Titel.
Im Wesentlichen ist die Veröffentlichung von einem kleinen Team um Roland Bappert erstellt worden, erklärt Vereinsvorsitzender Heinz Kruppa. Dabei greifen die Autoren zum einen auf ältere Publikationen und Sammlungen zurück, gerade wenn es um überregionale Zusammenhänge geht. Darüber hinaus haben Roland Bappert und Ludwig Schmitt vor allem die Geschichte der Briefzustellung und der Beförderung von Personen und Sachen für alle Wernecker Gemeindeteile zusammengestellt und dabei manche überraschende Geschichte zutage gefördert.
Die Zustellung der Briefe, die in Werneck zunächst an die Posthalterei gekoppelt war, wurde in den verschiedenen Dörfern mal mehr, mal weniger zuverlässig von den unterschiedlichsten Figuren übernommen. Nicht nur die organisatorische Gliederung der Poststellen wird sehr differenziert nachgezeichnet. Gegeben wird auch ein Einblick in das dörfliche Leben und dessen Familienzusammenhänge.
Detailreich aufbereitet wurde zudem die Entstehung der Poststation und Posthalterei Werneck: Mit dem Bau der neuen Straße 1779 von Würzburg über Werneck nach Meiningen war die alte Poststraße über Schwanfeld nach Schweinfurt nicht mehr haltbar. Reichsfürst Karl Anselm von Thurn und Taxis, dessen Familie seit 1490 im Auftrag des damaligen deutschen Kaisers eine feste Postverbindung organisierte, verlegte die Station nach Werneck. Der dortige Gastwirt Johann Kreb hatte sich mit einem „großen, wohl eingerichteten Haus und geräumigen Stallungen“ empfohlen, so dass er 1785 das Patent als Posthalter erhielt und von seinem Schwanfelder Vorgänger Pferde und Postkutsche übernahm.
Manche kuriosen Ereignisse in der Folgezeit werden niedergeschrieben: Etwa dass sich Krebs Witwe und Sohn nicht um die Anordnung scherten, in Poppenhausen die Pferde zu wechseln, sondern den Ort links liegen ließen und ihre Passagiere direkt nach Münnerstadt und Bad Kissingen brachten. Oder dass ihr Nachfolger wegen ungedeckter Fehlbeträge 1878 vom Dienst suspendiert wurde, so dass der Gasthausbesitzer „Zur Krone und Post“, Nicolaus Bötsch, als Posthalter eingesetzt wurde.
Wenn auch die Geschichte des Wernecker Postwesens vor allem für die Region interessant ist, so enthält das Büchlein doch auch weiterreichende Aufklärung: Etwa über den Begriff „Schmiergeld“, der bei der Postkutsche eine feste Gebühr war, die jeder Fahrgast für regelmäßiges Schmieren der Achsen zahlen musste. Zu schnellerem Fahren konnten die Reisenden den Postillion dadurch nicht bewegen, schließlich war dieser, wie der Posthalter auch, Staatsbeamter. Und der wäre für Bestechlichkeit doch bestraft worden...
Die Broschüre „Vom Postreiter zur Gegenwart“ des Historischen Vereins ist für 7,50 Euro erhältlich an der Kasse des Rathauses sowie in der Buchhandlung „Lesezeichen“. Im Rathausfoyer ist eine Ausstellung mit historischen Utensilien wie Posthalteruniform, Briefmarken und Stempel zu sehen.