
Einst große Freude, jetzt große Ernüchterung: Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid gegen ein Einkaufszentrum mit einem Rewe-, Lidl- und Drogeriemarkt auf einem Acker am Ortsrand von Oberndorf steht man wieder am Anfang. Die Bindungsfrist des Bürgerentscheids ist bereits am 8. Oktober 2024 abgelaufen und damit das Votum der damals 13.609 Wahlberechtigten für den Erhalt der Ackerfläche nicht mehr gültig. Die Karten können neu gemischt werden.
Wird es nun einen neuerlichen Anlauf für ein Einkaufszentrum geben? Der Stadt lägen keine Informationen vor, dass es einen neuen Interessenten gibt, sagt Pressesprecher Werner Duske. Auch der ursprüngliche Investor habe keinerlei Aktivitäten mehr gezeigt.
Laut Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), eine der Initiatorinnen des Bürgerentscheids "Natur gegen Beton", soll der Discounter Lidl aber nach wie vor Interesse haben, seine Präsenz "in dieser Ecke" zu vergrößern. Lidl hat bereits ein Geschäft in rund 700 Metern Entfernung in Bergrheinfeld. Zur Debatte steht eine Erweiterung dort oder ein Neubau bei Oberndorf. Ein Unternehmenssprecher habe ihr zugesichert, die Bürgerinitiative bei weiteren Schritten ins Boot zu holen.
Bürgerinitiative verhinderte Einkaufszentrum
Rückblick: Die Auriga Handels- und Gewerbebauträger GmbH aus Bayreuth wollte 2023 auf der rund zweieinhalb Hektar großen Ackerfläche am Ortsrand von Oberndorf ein Einkaufszentrum errichten. Rund 4000 Quadratmeter sollten dafür überbaut werden. Drei Schweinfurterinnen – die Oberndorfer Landwirtin Kathrin May, die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) und Anette Klotzek von Lokale Veggies SW – hatten nach Bekanntwerden dieser Pläne die Bürgerinitiative "Natur statt Beton" gegründet und einen Bürgerentscheid initiiert, bei dem sich eine klare Mehrheit gegen das Einkaufszentrum ausgesprochen hatte.
Damit lag der Ball wieder bei der Stadt, nach einer anderen Lösung für die seit langem versprochene Nahversorgung in Oberndorf zu suchen. Im Gespräch war ein Dorfladen in der Dorfmitte. Dazu hatte es schon im Vorfeld Bemühungen seitens des Agenda-2030-Arbeitskreises gegeben. Roland und Angela Merz stellten den Kontakt zu zwei Jungunternehmern aus Oberfranken her, die digitale 24-Stunden-Dorfläden unter dem Namen Arudu ("Alles. Rund um die Uhr") betreiben. Sie hatten Interesse bekundet, in Oberndorf einen solchen Einkaufsmarkt zu eröffnen. Es wäre der zweite in der Region gewesen, in Donnersdorf gibt es seit Ende Oktober 2023 bereits dieses neuartige Konzept. Das Projekt hat sich allerdings zerschlagen.

Die weitere Suche nach einer Nahversorgung für Oberndorf sei bis jetzt ergebnislos geblieben, heißt es aus dem Rathaus. Alle bisher angedachten Planungen seien von den jeweiligen Unternehmern nicht realisiert worden. Ist der Dorfladen in Oberndorf also gestorben? Die offizielle Auskunft der Stadt: "Wir sind weiter dran", so Pressesprecher Duske, leider gebe es zurzeit aber keine neuen Konzepte und auch keinen Unternehmer, der einen Dorfladen realisieren würde.
Baureferent Ralf Brettin sagt allerdings was anderes: Es gebe Interesse eines regionalen Unternehmens an einer Bestandsimmobilie in der Oberndorfer Mitte. Ein Besichtigungstermin stehe an. Die Stadt sei hier vermittelnd tätig und hoffe, dass es diesmal mit der Ansiedlung eines Dorfladens klappt.
Stadt sucht weiterhin nach einer Nahversorgung für Oberndorf
Zurück zum Bürgerentscheid: Mit der Verhinderung des Einkaufszentrums wollten die Initiatorinnen auch ein Zeichen gegen den Flächenfraß setzen. Für den Acker am Dorfrand gibt es aber keine Zukunftsgarantie, dass dieser immer auch ein Acker bleiben wird. Denn das Areal ist im Flächennutzungsplan als "gewerbliche bzw. gemischte Baufläche" ausgewiesen. Das heißt: Hier kann jederzeit ein Produktionsbetrieb angesiedelt und Natur versiegelt werden.
Stadträtin Ulrike Schneider ist das ein Dorn im Auge. Sie hatte deshalb im vergangenen Jahr den Antrag gestellt, den Flächennutzungsplan zu ändern und das Gebiet als Ackerland ausweisen. Dies würde dafür sorgen, dass eine dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung gesichert sei, so ihre Argumentation. Diesen Schritt wollten aber weder Bauverwaltung noch Bauausschuss gehen, der Antrag wurde mit 4:10 Stimmen abgelehnt.
Auch der Vorschlag von Schneider, die Stadt Schweinfurt möge den Acker kaufen, "um das Grundstück ein für allemal vor solchen Vorhaben zu schützen", findet im Rathaus kein Gehör. "Die Stadt hat keine Rückkaufoption und auch keine Kaufabsichten", stellt Pressesprecher Duske klar. Gerade in der jetzigen angespannten Haushaltslage wäre es "völlig unerklärlich, dass die Stadt was kauft, von dem sie keinen Nutzen hat".
Von daher kein Wunder, wenn sich da in Oberndorf wenig tut.
Zum Thema Dorfladen: das war doch von Anfang an eine Nebelkerze, weil die dafür nötigen Voraussetzungen in Oberndorf nicht existieren. Ein solcher Laden würde mit LIDL in Bergrheinfeld und EDEKA am Bergl konkurrieren. Das lohnt sich also nicht.