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Bergrheinfeld
Winfried Hömer sammelt Sterbebildchen wie andere Menschen Briefmarken oder Panini-Sticker
Der 75-jährige Mesner ist bei vielen Beerdigungen mit dabei. Mittlerweile hat er eine stolze Summe Sterbebildchen gesammelt. Warum er das macht und was sie ihm bedeuten.
Winfried Hömer beim Einsortieren neuer Sterbebildchen. In den 15 Alben herrscht eine klare Ordnung. Die Sammlung ist entweder chronologisch oder nach Herkunftsfamilie und Beruf aufgebaut.
Foto: Stefan Menz | Winfried Hömer beim Einsortieren neuer Sterbebildchen. In den 15 Alben herrscht eine klare Ordnung. Die Sammlung ist entweder chronologisch oder nach Herkunftsfamilie und Beruf aufgebaut.
Stefan Menz
 |  aktualisiert: 10.02.2024 16:49 Uhr

Winfried Hömer ist so etwas wie ein Bergrheinfelder Original. Der 75-Jährige ist nicht nur Mesner in einer der beiden katholischen Kirchen, sondern auch leidenschaftlichen Jäger, davon über 40 Jahre in Verantwortung bei der Bergrheinfelder Jagdgenossenschaft, und gewissenhaften Siebener, bis heute sogar noch als Siebener-Obmann in seinem Heimatort im Einsatz. Über 40 Jahre lang hat er auch als ehrenamtlicher Sargträger in der Gemeinde die Verstorbenen zur letzten Ruhe begleitet.

"Heute werden wir kaum noch gebraucht", meint der rüstige Landwirt im Hinblick auf die Urnenbestattungen, die auch in Bergrheinfeld zugenommen haben. Aus seiner jahrzehntelangen Tätigkeit auf dem schönen parkähnlichen Friedhof hat sich ein besonderes Hobby entwickelt. Winfried Hömer sammelt Sterbebildchen. "Das hat sich halt einfach so ergeben hat", meint der 75-Jährige. Nach jeder Beerdigung habe er sich ein Sterbebildchen mitgenommen, um an den Verstorbenen zu denken und sich an ihn zu erinnern. "Die meisten habe ich ja oft persönlich gekannt", so Hömer. Mit der Zeit ist die Sterbebildchen-Sammlung auf über 1900 Exemplare angewachsen.

Dass sie ihm wichtig sind, erkennt man schon nach wenigen Augenblicken: Liebevoll und andächtig geht Hömer seine 15 Alben durch, in denen die Gedenkbildchen an die Verstorbenen Bergrheinfelds chronologisch oder auch thematisch geordnet sind. So findet sich eine eigene Abteilung für Hömers verstorbene Dorflehrer und Schulkollegen. Bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts lässt sich in einem der Alben die Chronik der Bergrheinfelder Pfarrer und Geistlichen zurückverfolgen. Im Laufe der Zeit kamen auch Sterbebildchen aus früheren Tagen hinzu, sie reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Eine wahre Fundgrube Bergrheinfelder Geschichte also. Auch Verwandte von Hömer und seine Ehefrau haben einen besonderen Platz.

Winfried Hömer kennt viele Familiengeschichten

Zu jedem der Verstorbenen fällt Hömer eine Anekdote oder eine besondere Familiengeschichte ein, darunter auch traurige. Zum Beispiel von der Bergrheinfelder Familie, die im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 vier ihrer Söhne verlor. "Nicht auszudenken, was die Menschen damals im Krieg aushalten mussten, und jetzt ist wieder Krieg", meint Hömer nachdenklich.

Wenn ihm ein Sterbebildchen aus einer Familie fehlt oder er einer historischen Person auf der Spur ist, geht der 75-Jährige er auch schon mal zu einer Familie und bitte um eine Kopie. "Manchmal bekomme ich ein Bildchen, wenn es noch doppelt vorhanden ist."

Sterbebildmotive haben sich im Lauf der Jahre verändert

Dass in der Volkskunde die Sterbebildchen ein wichtiger Spiegel der Gesellschaft und ihrer Zeit sind, dessen ist sich Winfried Hömer bewusst. Blickt er auf die Exemplare aus den ersten Jahren seiner Sammlung, so lassen sich fast ausschließlich religiöse Motive auf ihnen finden, meistens ein Kreuz oder eine Muttergottes, wie in Franken halt üblich. In den letzten Jahrzehnten sieht man mehr und mehr persönliche Motive, Landschaften, Urlaubsbilder oder ein Foto mit einem persönlichen Bezug oder Liedtext. "Es hat sich schon viel verändert, nicht nur auf dem Friedhof."

Früher sei er regelmäßig vom Schulunterricht freigestellt worden, wenn der Pfarrer Ministranten für die Beerdigung brauchte, erzählt Hömer. Die Bestattung fanden damals noch am frühen Vormittag statt. Auch wenn der Opa das Getreide mit einem Fuhrwerk in die Mühle nach Schweinfurt bringen musste und Hilfe brauchte, bekam er schulfrei. Das war mindestens viermal im Jahr. "So hat man schon früh Verantwortung gelernt beim Mittun. Geschadet hat es jedenfalls nicht", meint Hömer und blickt schmunzelnd auf seine Sterbebildchensammlung. Fast ein wenig so, als wolle er diese Lebenserfahrung der Altvordern in die heutige Zeit hinüberretten.

 
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Kommentare
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  • frosch86
    Unabhängig vom Inhalt des Artikels ist es wirklich erschreckend, wie in der Mainpost immer wieder Beiträge sog. Journalisten vor Fehlern strotzen.
    Das geht so weit, dass die Texte kaum noch verständlich sind aufgrund des mangelhaften Satzbaus.
    In Anlehnung an die zitierte Volksweisheit fällt mir dazu ein:
    Deutsche Sprache, schwere Sprache…
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  • Vbfuerlb
    Ich konnte den Artikel leicht verstehen. Den fehlende Plural in "Die Bestattung fanden damals" konnte ich ergänzen.
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  • k-hdann@t-online.de
    Ich kenne da noch jemanden der das macht...... und das ist auch kein Einzelfall.
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  • Thurny
    Ein sehr tolles Hobby, das die Historie einer Gemeinde widerspiegelt, denn eine Gemeinde lebt nur mit ihren Bewohnern.
    Ähnlich wie Herr Hömer gehe ich auch vor und versuche, so viele Sterbebildchen meines Dorfes wie möglich und Daten verstorbener Mitbürger zusammenzutragen.

    Viel Erfolg weiterhin an Herrn Hömer und gute Gesundheit, damit er dieser in meinen Augen wichtigen Tätigkeit noch lange nachgehen kann. Außerdem hoffe ich sehr, dass seine bemerkenswerte Sammlung irgendwann einen würdigen Platz findet und nicht in der Papiertonne landet. Dies ist nämlich auch meine große Sorge bezüglich meines Sammelwerks.
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