
Die Pläne für den Bau von drei Windkraftanlagen (WKA) zwischen Vögnitz und Traustadt sind aus Sicht des Projektentwicklers ABO Energy auf einem guten Weg. Das Genehmigungsverfahren läuft seit knapp einem Jahr. In zwei Jahren soll der kleine Windpark in Betrieb gehen. Im Vögnitzer Gemeindehaus informierte das Unternehmen am Montagabend Interessierte während einer Infomesse über das Vorhaben.
Die Veranstaltung im kleinen Sulzheimer Ortsteil verlief analog zu einer solchen in der Vorwoche in Gerolzhofen. Dort, zwischen Gerolzhofen, Frankenwinheim, Lülsfeld und Schallfeld, plant dasselbe Unternehmen den Bau von vier WKA. Auch in Vögnitz präsentierte ABO Energy etliche Schautafeln mit Angaben über den Natur- und Artenschutz, Schall und Schattenwurf, den Bau der WKA, Einnahmemöglichkeiten für die Gemeinden und Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger.

Auf großes Interesse stießen Visualisierungen, die die drei vorgesehenen, vom Boden bis zur Rotorspitze 267 Meter hohen Windräder aus verschiedenen Blickrichtungen zeigte, etwa vor dem Hintergrund der markant etwas oberhalb von Bischwind gelegenen Kappel oder benachbarter Ortsbebauungen. Über drei Stunden hinweg kamen geschätzt 70 bis 80 Frauen und Männer ins Vögnitzer Gemeindehaus.
Pläne für Windpark reichen weit zurück
ABO Energy war achtköpfig vor Ort vertreten, um Fragen zu beantworten. Als verantwortliche Teamleiterin des Unternehmens für Windpark-Projekte in Bayern zeigte sich Katja Krüdener im Gespräch dieser Redaktion zufrieden mit dem Stand des Vorhabens. ABO Energy verfolgte erstmals im Jahr 2012 Pläne für einen kleinen Windpark im Windkraftvorranggebiet WK 20 ("Westlich Traustadt"). Nach Lockerung der 10-H-Regeln in Bayern Ende 2022 nahm das Unternehmen die zwischenzeitlich ruhenden Pläne wieder in Angriff. Bis Ende dieses Jahres, so rechnet Krüdener, dürfte der Windpark genehmigt sein. Baubeginn wäre dann im kommenden Jahr. Ein Jahr später könnten die WKA laufen.
Mit größeren Verzögerungen beim Bau rechnet Krüdener nicht, trotz steigender Zahlen von WKA-Bauvorhaben im ganzen Land. Kritischer sei der Anschluss ans Stromnetz, hier an das des Betreibers Bayernwerk. Hierfür sei der Bau eines zusätzlichen Umspannwerks vorgesehen, über das auch der Windpark "Geiersberg" im WK 61 bei Gerolzhofen ins Netz einspeisen soll. Dessen genauer Standort sei noch offen, sagt die Vertreterin von ABO Energy.

Die für den Windpark bei Vögnitz zuständige Projektleiterin, Carolin Mahlo, berichtet von 24 Grundeigentümern im Bereich des WK 20. Von diesen hätten – Stand heute – zwar nicht alle Pachtverträge mit ABO Energy für ein Flächen-Pooling unterschrieben. Doch es sei dem Unternehmen gelungen, sich die für das Projekt relevanten Flächen zu sichern. Die Kosten für den Bau des Windparks beziffert die Projektleiterin auf circa 40 Millionen Euro.
Strom deckt Bedarf von 25.000 Menschen
Gerechnet wird damit, dass die drei WKA mit je 6,8 Megawatt (MW) Leistung pro Jahr 42 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugen. Dies entspricht rechnerisch dem Verbrauch von 25.000 Menschen. Vom Erlös profitieren auch die Gemeinden in einem Radius von 2,5 Kilometern um die WKA. Je nach Flächenanteil erhalten sie 0,2 Cent pro erzeugter kWh. Laut ABO Energy dürften sich die Gemeinden Dingolshausen (Anteil von 12 Prozent), Donnersdorf (45 Prozent), Grettstadt (0,1 Prozent), Michelau (5 Prozent) und Sulzheim (36 Prozent) und die Stadt Gerolzhofen (1 Prozent) pro Jahr 84.000 Euro teilen.

Auch Bürgerinnen und Bürger könnten sich am Betrieb und Gewinn der drei WKA beteiligen, teilt Lena Fritsche, Pressesprecherin von ABO Energy, mit. Das Unternehmen kooperiere beispielsweise mit Genossenschaften oder biete Möglichkeiten einer Beteiligung über Nachrangdarlehen oder Genussrechte an. Genauere Informationen hierzu folgten mit Baubeginn. Und erst da werde sich erfahrungsgemäß auch herausstellen, welcher Investor die WKA erwerben wird. Sorgen, die Anlagen zu veräußern, habe man nicht, sagt Fritsche. Die Nachfrage sei groß.
Menschen vor Ort reagieren gelassen bis geschockt
Stimmen von Besucherinnen und Besuchern der Infomesse zeugen von einer geteilten Haltung den Windpark-Plänen gegenüber. "Mich stören sie nicht, irgendwohin müssen sie ja hin", sagt Ruth Stapf aus Vögnitz. Rudolf Fick aus Oberschwarzach, dessen Lebensgefährtin in Vögnitz lebt, zieht Windräder Freiflächen-Photovoltaikanlagen vor. Sein Argument pro Windkraft: Der Flächenverbrauch für Windräder sei deutlich geringer als der für Felder voller Sonnenkollektoren.

Roswitha Düring aus Vögnitz und Christof Saalmüller aus Kleinrheinfeld teilen eine Sorge: die vor den Geräuschen der sich drehenden Rotorblätter. "Bei mir muss es ruhig und still sein", sagt die Vögnitzerin und hofft, dass ihre Angst sich als unbegründet herausstellt. Die Visualisierungen der WKA habe sie schockiert. Sie habe nicht gedacht, dass die Windräder so groß wirkten. Saalmüller spricht mit Blick auf das beeinträchtigte Landschaftsbild von einer "puren Katastrophe".