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Schweinfurt
Wieder gibt ein Schweinfurter Traditionsgeschäft auf: Spielwaren Schierling am Roßmarkt schließt zum Jahresende
Das letzte Schweinfurter Spielwarengeschäft macht zu. Der Räumungsverkauf läuft. Einen Nachfolger haben Gisela und Thomas Schierling nicht gefunden.
Spielwaren Schierling, das Schweinfurter Traditionsgeschäft in der Turmpassage am Roßmarkt, schließt zum Jahresende. Im Bild Inhaber Thomas Schierling.
Foto: Susanne Wiedemann | Spielwaren Schierling, das Schweinfurter Traditionsgeschäft in der Turmpassage am Roßmarkt, schließt zum Jahresende. Im Bild Inhaber Thomas Schierling.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 19.10.2024 02:33 Uhr

67 Jahre lang erfüllte die Familie Schierling Kinderträume. Vor 67 Jahren gründeten Anton und Klara Schierling ein Spielwarenfachgeschäft in der Luitpoldstraße. Sohn Thomas führte die Tradition weiter, eröffnete eine Filiale in der Turm-Passage am Roßmarkt. 2005 wurden die beiden Geschäfte zusammengelegt. Zum Jahresende ist jetzt Schluss. Das letzte Schweinfurter Spielwarengeschäft schließt am 31. Dezember. Der Räumungsverkauf läuft.

Thomas Schierling ist quasi im Spielzeugladen seiner Eltern groß geworden, mit 13 hat er angefangen, mitzuhelfen. Jetzt ist er 63, freut sich auf ein ruhigeres Leben, als er es als Selbstständiger gehabt hat. "Es ist gut gelaufen", blickt er zurück. Trotz Corona, trotz Internet-Konkurrenz. Die Kunden haben den Schierlings die Treue gehalten.      

Thomas und Gisela Schierling mit Hündchen Tammy. Sie schließen ihr Geschäft Spielwaren Schierling zum Jahresende. 
Foto: Susanne Wiedemann | Thomas und Gisela Schierling mit Hündchen Tammy. Sie schließen ihr Geschäft Spielwaren Schierling zum Jahresende. 

Thomas Schierling ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, sagt er. "Der Kopf sagt ja, das Herz nein", beschreibt er seine Gedanken, als er sich zusammen mit seiner Frau überlegt hat, heuer das Traditionsgeschäft zu schließen. Spielwaren-Schierling ist schließlich schon so etwas wie eine Schweinfurter Institution. Generationen haben hier Geschenke ausgesucht, ihr Taschengeld investiert oder sich ihre Eisenbahn-Träume erfüllt. "Ich glaube, ganz Schweinfurt war mal bei uns." 

"Wir haben ein sehr, sehr breites Sortiment", sagt Schierling. Gut 650 Quadratmeter ist der Laden groß, in dem es so gut wie alles zum Thema Spielzeug gibt. Modelleisenbahnen, Schäufelchen, Puzzles, Plüsch-Muppets, Hörspiel-Tonies-Figuren, Lichterketten, Puppenkleider, Baby-Töpfchen und und und.

Spielwaren-Schierling, ein Schweinfurter Traditionsgeschäft, schließt zum Jahresende.
Foto: Susanne Wiedemann | Spielwaren-Schierling, ein Schweinfurter Traditionsgeschäft, schließt zum Jahresende.

Zwischen 35.000 und 40.000 Artikel sind im Laden, schätzt Schierling. 40 bis 50 Prozent des Sortiments kommen jedes Jahr neu. Trends sind wichtig im Spielzeuggeschäft, so Schierling. Die Kunst sei gewesen, sie rechtzeitig zu erkennen und anbieten zu können.   

Keinen Nachfolger gefunden

Die Schierlings haben vergeblich versucht, Nachfolger zu finden. "Sie finden keinen, der so etwas übernimmt." Das breite Sortiment schrecke ab, auch brauche man für einen Laden dieser Größe auf zwei Etagen auch mehr Personal. "Wir sind ein Dinosaurier", sagt Thomas Schierling mit einer Mischung aus Wehmut und Stolz.  

Spielwaren-Schierling, ein Schweinfurter Traditionsgeschäft, schließt.
Foto: Susanne Wiedemann | Spielwaren-Schierling, ein Schweinfurter Traditionsgeschäft, schließt.

Kritik an den Parkgebühren in Schweinfurt 

"Die Innenstadt verliert an Frequenz", beobachtet Schierling. Auch durch die Schließung seines Ladens. "Wieder ein Geschäft weg, das Frequenz in die Stadt gebracht hat." Schierling würde sich wünschen, dass die Menschen motiviert werden, in der Schweinfurter Innenstadt einzukaufen.

"Die Parksituation ist eine Katastrophe: rar und teuer." Stadtbummel, vielleicht noch einen Kaffee irgendwo trinken: Bei vier Euro für zwei Stunden parken, überlege sich das mancher, ist Schierlings Beobachtung. An manchen Parkplätzen in der Stadt sei nur eine Stunde Parken möglich. Auch das lade nicht zu einem entspannten Stadtrundgang ein. "Bummeln gehört zum Flair einer Stadt."   

Blick in das Untergeschoss von Spielwaren Schierling in Schweinfurt. Das Geschäft schließt zum Jahresende.   
Foto: Susanne Wiedemann | Blick in das Untergeschoss von Spielwaren Schierling in Schweinfurt. Das Geschäft schließt zum Jahresende.   

Bei der Kundschaft und auch bei Geschäftspartnern wie Vertretern ist die Nachricht von der Schließung wie eine Bombe eingeschlagen. Bei den Kommentaren in Facebook kommt ziemlich viel Nostalgie auf. "Von meiner Kindheit bis hin zu meinen beiden Töchtern habt ihr uns begleitet, und wir haben so viele schöne Erinnerungen daran. Ich werde die familiäre Atmosphäre und euren großartigen Service sehr vermissen", schreibt ein Schweinfurter.

"Bin so traurig, wieder ein Grund weniger nach SW zu kommen", lautet ein anderer Kommentar. "Oh nein, wie schade, ich war immer gern bei euch schon als Kind, nun selbst als Mama mit meinem Sohn", schreibt eine Frau. "Wohlverdienter Ruhestand! Muss man denen gönnen", damit spricht eine Kommentatorin den Schierlings wohl aus dem Herzen. 

 
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Kommentare
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  • Sabine Götz
    Anstatt jetzt über die Politik und den Verkehr zu schimpfen sollten Wir lieber alle unsere Weihnachtseinkäufe grade da im Schierling machen!!!

    Ich jedenfalls tu's. Mittäter gerne gesehen ;)
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  • Stefan Fuchs
    Wissen Sie Fr. Wallmeier wieviel ein SUV in Paris für eine Stunde Parkzeit kostet?
    18€!!!! Sechs Stunden im Zentrum 225€.!!!!

    Dabei ist der Durchschnittslohn nicht wesentlich höher wie bei uns, und diese Entscheidung kam durch einen Bürgerentscheid zu Stande.
    Also nix mit blöder Stadtverwaltung , und "die da oben machen eh was sie wollen".
    Die meisten Autofahrer sind meiner Meinung nach zu geizig und zu faul ein paar Meter zu laufen.
    Die kaufen eh am liebsten bei Amazon ein, und beschweren sich dann über die Verödung unserer Innenstädte.
    So schaut's leider aus!
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  • Peter Fischer
    Die Verknappung von Parkraum ist doch ein Förderprogramm für Amazon & Co. Die Leute haben nun mal ein Recht darauf, zu faul zu sein, um weit zu laufen und zu geizig um hohe Parkgebühren zu zahlen. Den Schaden der autofeindlichen Politik haben die Geschäfte der Innenstädte.
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  • Norbert Sandmann
    @PeterFischer, in der Tat hat jeder das Recht faul zu sein, allerdings nicht wenn es auf Kosten anderer geht. Die Stadtbewohner*innen haben ein Recht auf saubere Luft und das wiegt höher.
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  • Peter Fischer
    Führt Parkplatzsuchverkehr etwa zu einer Abnahme der Abgasbelastung?
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  • Reiner Bäuerlein
    Einzelhandel ist halt ein Dinosaurier. Alles stirbt mal aus!
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  • Elke Wallmeier
    Die hohen Parkgebühren bei gleichzeitig viel zu wenigen Parkplätze sind eines der selbstgemachten Probleme in SW.
    Mit der bekannten Arroganz wurden die Warnungen vor Gebührenerhöhungen immer wieder ignoriert. Es ist extrem bedauerlich, daß die Fa. Schierling u.a. auch deshalb schließt.
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  • Karlheinz Stummer
    Mit Ausnahme von ihrem letzten Satz ist ihr Kommentar 1:1 auf Würzburg übertragbar.
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  • Dietmar Eberth
    Wozu führen wohl günstigere Parkplatzgebühren? Zu mehr oder zu weniger Verkehr? Am besten die Straßen in der Stadt 4-spurig ausbauen.
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  • Stefan Fuchs
    Zu wenig Parkplätze in Schweinfurt?
    Ich kenne keine Stadt in unserer Republik, die so eine hohe Parkhausdichte hat wie Schweinfurt.
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