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SCHWEINFURT
Wie stark ist der Islamismus in der Region?
Wie stark ist der Islamismus in der Region?       -  Bei 20 Prozent der Radikalisierungfälle handelt es sich um eine Frau.
Foto: Boris Roessler, dpa | Bei 20 Prozent der Radikalisierungfälle handelt es sich um eine Frau.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:35 Uhr

Trotz des Axt-Anschlags bei Würzburg vor knapp zwei Jahren gilt die Region nicht gerade als Islamisten-Hochburg. Im Gegenteil: „Die Zahl der Personen, die in Unterfranken als Gefährder geführt werden, liegt im niedrigen einstelligen Bereich“, erklärt Polizeisprecher Björn Schmitt und ergänzt, dass das auch Personen sein könnten, die sich „im Ausland aufhalten oder in Untersuchungshaft sitzen“.

Umso alarmierender klang eine Randbemerkung in einer Pressemitteilung des bayerischen Sozialministeriums: Allein in Schweinfurt seien „laut Einschätzungen der Polizei mindestens 60 religiös begründete Radikalisierungen bekannt“, hieß es kürzlich in einer Information über ein Präventionsprojekt, das vom Freistaat initiiert und bezuschusst wird. Auf Nachfrage dieser Redaktion relativieren Ermittler diese Zahl. Eine Gruppierung haben sie in Schweinfurt allerdings im Blick.

Welche Bevölkerungsgruppe besonders gefährdet ist

Fälle, wie sie das Sozialministerium in der Pressemitteilung anspricht, würden bei der Polizei statistisch gar nicht erfasst, so Polizeisprecher Björn Schmitt. Zudem sei die Begrifflichkeit „religiös begründete Radikalisierung“ zu allgemein gehalten. So gebe es „Fälle, die zunächst als Verdacht einer Radikalisierung gemeldet werden“, sich aber „nicht zwangsläufig als solche bestätigen“. Außerdem spiele auch die „Sozialisation von vermeintlich radikalisierten Personen“ eine Rolle: „Eine Person, die sich in Deutschland bewusst einer fundamentalistischen Strömung anschließt, ist anders zu bewerten, als zum Beispiel Flüchtlinge, die aus einem anderen Wertesystem zu uns kommen und zunächst einem Anpassungsprozess unterliegen“, so Schmitt.

In ganz Unterfranken befinden sich laut Polizei und Landeskriminalamt (LKA) derzeit insgesamt nur drei Personen in einem Deradikalisierungsprogramm. Dabei handle es sich um zum Islam konvertierte Deutsche im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Bayernweit werden laut dem LKA aktuell 32 Personen in sogenannten ausstiegsbegleitenden Maßnahmen betreut. Meist handle es sich bei Radikalisierungsfällen um Jugendliche und junge Erwachsene. Sie seien hier eine „überdurchschnittlich repräsentierte Gruppe“. In etwa 20 Prozent der Fälle hätten es die Ermittler mit Frauen zu tun.

So stark ist die Salafistenszene in Bayern

Zu den Hintergründen ließen sich zwar keine pauschalen Aussagen machen, so das LKA weiter. Radikalisierungsverläufe seien individuelle Prozesse. Bei „labilen und orientierungslosen Jugendlichen“ scheine allerdings „eine größere Radikalisierungsgefährdung“ vorzuliegen. Und in vielen Fällen spiele das Internet und der Kontakt zu Personen aus der salafistischen Szene eine entscheidende Rolle.

Letztere hat laut dem Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) 730 Anhänger im Freistaat, ein Viertel gilt als gewaltbereit. Schwerpunkte sind die Ballungsräume München und Nürnberg. „In Unterfranken konnten bislang keine Vereins- oder Moscheegründungen salafistischer Strukturen festgestellt werden“, so ein LfV-Sprecher auf Nachfrage.

„Islamische Jugend Aschaffenburg“ und „Tablighi Jama'at“

Lediglich die Islamische Jugend Aschaffenburg (IJA) hatte in der Region für Aufsehen gesorgt – ein Zusammenschluss junger Muslime ohne Organisationsstruktur, die in den Jahren 2014 und 2015 eine Nähe zum Salafismus erkennen ließen. Einige von ihnen waren in der Ende 2016 durch das Bundesinnenministerium verbotenen Koranverteilungsaktionen „Lies!“ aktiv. Laut Verfassungsschutz sind allerdings seit Ende 2015 „keine Aktivitäten der IJA mehr erkennbar“.

Und woher kommen nun die „60 religiös begründeten Radikalisierungen“, von denen das Sozialministerium spricht? Auf Anfrage erklärt eine Ministeriumssprecherin, dabei handle „es sich wohl um Mitglieder der Gruppe ,Tablighi Jama'at‘“ (TJ). Die Gruppierung, die nicht zum salafistischen Spektrum zählt, wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Deren bayernweit 140 Anhänger „vertreten eine wörtliche Auslegung des Korans und der Sunna, die politische und gesellschaftliche Ausgrenzung von Frauen und die Abgrenzung zu Nicht-Muslimen“, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht für Bayern.

In Unterfranken ist die „Tablighi Jama'at“ vor allem „in der Stadt Schweinfurt und deren Umland aktiv“, bestätigt ein LfV-Sprecher gegenüber dieser Redaktion. In einer TJ-eigenen Moschee fänden demnach regelmäßig Treffen statt, zu denen ausschließlich Teilnehmer mit TJ-Hintergrund zugelassen seien. Dabei würden Aktivitäten geplant und bilanziert – unter anderem missionarische Tätigkeiten.

 
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  • R. A.
    In D haben wir Vermummungsverbot.
    Das gilt aber nur fuer den Deutschen, oder ?
    Ob unter diesen Stoffetzen auch immer Frauen stecken, wage ich allen Ernstes zu bezweifeln.
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    Das Vermummungsverbot gilt offensichtlich auch nicht in Bundesligastadien. Ob dort unter den Masken immer Hirn vorhanden ist, kann möglicherweise auch in Zweifel gezogen werden.
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  • T. B.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • H. S.
    Wer in Saudi Arabien als christlicher Missionar unterwegs ist, den droht die Todesstrafe! Das nur mal so am Rande...
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  • J. B.
    Zu der Moschee haben ausschließlich Mitglieder Zutritt? ?????
    In einer christlichen Kirche ist jeder willkommen.
    Wahrscheinlich haben sie was zu verbergen.
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    Wovon träumen Sie nachts?
    Jeder, der in eine Moschee möchte ist dort ebenso willkommen, wenn er sich nicht wie ein barbarischer Islam-Hasser benimmt. ☮️
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    Dabei würden Aktivitäten geplant und bilanziert – unter anderem missionarische Tätigkeiten. Mich interessiert was die so planen, wer über die Pläne Bescheid weiss, und ob erst wieder ein Verbrechen passieren muss, bevor unsere Polizei eingreifen darf.
    An die Gutmenschen - lest mal genau den Koran und vielleicht erkennt ihr dann, dass der Islam eine gewaltbereite Religion ist.
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    @Richard24:

    Was für ein Unfug, den Sie hier verbreiten. Der Koran würde eine Gewalt verherrlichende Religion lehren! Haben Sie ihn je gelesen und verstanden? Kann nicht sein!

    Wenn das so wäre, dann verherrlichen das Christentum und der Koran mindestens in Vergleichbarem Umfang in ihren diversen Auslegungen Gewalt und Unterdrückung, Frauenfeindlichkeit und Absolutismus. Also bitte mal die anti-Islam Gehirnwäsche abstellen. Dann klappt es auch mit dem Miteinander der großen Religionslehren.
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  • T. B.
    @Tester2018, ich habe den Koran gelesen bin mir jedoch sicher, dass Sie ihn nicht einmal in der Hand hatten, denn dann würden Sie nicht solche Behauptungen aufstellen. Der Koran ist keine Lehre, der Koran ist ein Befehlsbuch. Sie können den Koran auch nicht losgelöst von gesellschaftlich geprägten Prinzipien und Lebensweisen interpretieren. Die christliche Religion hat jahrhundertelang gemordet und geplündert, verbrannt und gehenkt. Dass sie dies heute nicht mehr tut ist eine positive Entwicklung, zumindest wird heute kein Mensch im Namen Gottes verfolgt oder getötet, im Gegensatz zum Islam.
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  • M. G.
    Kauderwelsch.
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  • M. G.
    Sorry!
    So isses! Sollte es heißen!
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    @ThomasB: was glauben Sie eigentlich wer Sie sind und welche Rolle Maßen Sie sich hier im Forum an? Es reicht!

    Jeden Beitrag von UserInnen, der Ihnen quer kommt, greifen Sie auf infame Weise an, indem Sie den Erstellern völlige Unterstellungen. So ekelt man Menschen aus Foren, davon ab ist es arrogant, herablassend und die typische Strategie der HateWar Agent Provocateurs im WWW.

    Wenn es schon die Admins nicht interessiert, was für eine niveaulose Kommunikationskultur hier vorherrscht, welche Taktiken der Thread Sprenger, ich werde mir das sicher nicht von Ihnen bieten lassen. Also letztmalig: Unterlassen Sie diese Methoden!

    Zu Ihren Behauptungen, im Christentum gäbe es keine radikalen Strömungen mehr: was ist bspw. mit amerikanischen Evangelikalen? Die unterhalten sogar Camps für Kinder, wo der gerechte, bewaffnete Kampf gegen Ungläubige geübt wird. Klingt das nicht vertraut nach IS?
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  • L. W.
    Hallo,

    wir haben die Diskussion, die sich hier schon scharf an der Grenze der Netiquette bewegt, im Blick. Eine Bitte an alle: Diskutieren Sie gerne leidenschaftlich und ausgiebig über das Thema des Artikels, aber sehen Sie von persönlichen Angriffen auf andere Foristen ab.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • A. S.
    Sie sind für die Kommentar-Funktion gesperrt.
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  • U. L.
    Lesen Sie mal 9. Sure, 5:

    "Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf (wa-q`uduu lahum kulla marsadin)!"

    Und jetzt zeigen Sie mir im Evangelium eine einzige Stelle, an der zur Gewalt und zum Mord an anderen aufgerufen wird: Die Zähne werden Sie sich daran ausbeissen!
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  • I. E.
    Gegenfrage: Warum können islamische Missionare Erfolg haben? Weil wir es nicht mehr schaffen, unsere Werte und Wertvorstellungen (egal ob explizit christlich oder weltlich geprägt) an die nachfolgende Generation so zu vermitteln, dass sie hier Halt und Orientierung finden! Da liegt das eigentliche Problem - dass UND WESTLICHE Gesellschaft keine Werte und Orientierung mehr hat, vorlebt und weitergeben kann!
    Wenn wir in unseren Werten - und unserem Glauben - selbst fest verankert wären, hätten wir diese ganzen Probleme nicht!
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  • R. D.
    Unfug. Wer wird den islamisch missioniert? Das sind die Kinder / Jugendlichen mit islamischen Hintergrund und Verlierer und Versager der Gesellschaft, Zurückgebliebene.
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    Die sollen hin, wo der Pfeffer wächst ! Heute noch !
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  • R. G.
    Warum sind die Gefährder noch hier?
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