
In der Bibel betont Johannes in seinem Evangelium "Am Anfang war das Wort". An anderer Stelle findet man, dass Gott den Menschen nach seinem Abbild schuf. Wort und Bild standen am Anfang. Und schon am Anfang stand die Verführung, die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies. Wort und Bild fügen nun auch die Schweinfurter Radiergruppe und die Schweinfurter Autorengruppe (SAG) in einem Projekt zusammen, das in der Kulturvilla Museum Otto Schäfer nun vor vielen Besucherinnen und Besuchern als Ausstellung eröffnet wurde.
"Bild und Wort greifen ineinander", betonte der Chef des Hauses, Jan Soldin, verwies aber gleichzeitig darauf, dass beide eine große Breite von Sichtweisen abdecken. Sein besonderer Dank galt Johanna Bonengel (SAG) und Monika Dorband (Radierer), die die Ausstellung mit großem Engagement organisiert haben.
Die Künstlergruppen arbeiten nicht zum ersten Mal zusammen
Annika Peter und Peter Hub führten mit einer sprachgewaltigen, von Theodor Spannagel (Piano, Kontrabass, Gesang) musikalisch begleiteten Performance, in die Ausstellung ein. Verführung: der Begriff steht für Macht, Werbung, Medien, aber auch für Personen wie Mephisto, Casanova, Hitler, Stalin, Putin, oder auch den eher sympathische Felix Krull. Bürgermeisterin Sorya Lippert betonte, dass es in einer "verrutschten Welt" Künstlerinnen und Künstler brauche, die diese erklärten, die Macht des Wortes erhalte durch das Bild eine andere Macht.
Johanna Bonengel erinnerte daran, dass die beiden Künstlergruppen nicht zum ersten Mal eng zusammenarbeiten, beispielsweise im Jahr 2019 mit einem Faust-Projekt. Die Radierer kommen seit 1980 zusammen, angestoßen von Eschrat Tellert. Heute geben sich unter Hans-Georg Schmidt 15 Künstlerinnen und Künstler gegenseitig Ansporn, sind sich Ratgeber, wobei jeder seinen eigenen Stil entwickelt. Ähnlich verhält es sich bei den Autorinnen und Autoren, die seit 1995 zusammen sind und, so Bonengel "etwas zu sagen" haben. Jede Autorin und jeder Autor habe eine eigene Note, einen eigenen Ton, "Vielseitigkeit ist angesagt".
Seit dem Frühjahr 2022 haben beide Gruppen an diesem Projekt gearbeitet und sich schnell, wie Bonengel betont, auf das Thema "Verführung" verständigt. Überzeugend und beeindruckend die Idee, Zitate aus den Texten der Autoren, schlagwortartig an die Stützpfeiler und unter der Decke des Museumsraums zu platzieren, als Pendant zu den Bildern und quasi als Einladung zu verstehen, die kompletten Texte, die zusammen mit den Radierungen in einem Katalog zusammengefasst sind, zu lesen.
"Eine Sünde, die mich weckt, ist besser als eine Tugend, bei der ich einschlafe"
Die erste Lesung in der Kulturvilla am Samstag, 25. November, 17 Uhr, nimmt sich Emil Götts Aussage "Eine Sünde, die mich weckt, ist besser als eine Tugend, bei der ich einschlafe" zum Motto. Diese leicht frivole Aussage ist die Basis für Geschichten und Gedichte aus den Reihen der Autorengruppe. Almut Heusinger-Zuber überzeugt mit lyrischen Texten, Hanns Peter Zwissler nimmt in Lyrik und Prosa eher die Sünde als die Tugend ins Visier, und Günter Hein hat eine melancholisch-hellsichtige Geschichte geschrieben zur Verführung durch Mode. Der Wort-Performance-Künstler Peter Hub nimmt sich zusammen mit Anika Peter des biblischen Sündenfalls und des faustischen Paktes an. Und der junge Akkordeonist Timo Wirth umgarnt die Literatur mit verschiedenen Charakterstücken von György Ligeti.
Im Mittelpunkt stehen Goethes Verse "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt". Aus der Autorengruppe lesen: Renate Eckert, Joachim Engel, Almut Heusinger-Zuber, Anika Peter und Linde Unrein. Der Jazzpianist Jan-Peter Itze begleitet die Literatur mit einem stimmigen Sound.
Anmeldung unter www.museumottoschaefer.de, per E-Mail an info@museumottoschaefer.de oder unter Tel.: (09721) 3870970.
Tickets kosten 8 Euro.