Wer dabei war, beim Online-Vortrag der Abteilung Robotik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS), hat einiges erfahren und gelernt. Dazu kann er oder sie sich auch begründete Hoffnung machen, dass in nicht allzu ferner Zeit Roboter unbequeme Arbeiten erledigen. Dazu kommt noch das Bewusstsein, dass in Schweinfurt wie schon so oft in der Vergangenheit an der Zukunft gearbeitet wird. Wälzlager und Freilaufnabe sind nur einige Beispiele aus der Industriegeschichte. Roboter, die sich auf den Menschen einstellen, mit ihm zusammenarbeiten, sind die Themen der Zukunft.
"Unser Ziel ist es, Schweinfurt zum Silicon Valley der Robotik zu machen", sagt Prof. Dr. Tobias Kaupp. Er ist seit November 2018 Forschungsprofessor für Digitale Produktion und Robotik. An der FHWS leitet er das interdisziplinär arbeitende Institut Digital Engineering (IDEE) und das darin integrierte Center Robotics (CERI). Ein Baustein dazu sei die Forschung. 2026 werde das Konrad Geiger Center for Robotics ein neues Gebäude in der ehemaligen Ledward-Kaserne beziehen. Außerdem brauche man Gründerberatung, Startups, Investitionsbereitschaft.
Ethik gehört auch zum Studium der Robotik
Tobias Kaupp und Prof. Dr. Jean Meyer, Studiengangleiter Robotik, sehen auch die Ausbildung an der FHWS als herausragend. "Neue Berufe erfordern neue Studiengänge." Zum Studium gehöre ein großer Anteil an Informatik. Die praktische Ausbildung ziehe sich durch das ganze Grundstudium. Außerdem stehe noch Ethik und Wertevermittlung auf dem Lehrplan. Weiterer Pluspunkt: Englisch ist eine Studiensprache. Das zieht Studierende aus dem Ausland an, hilft den hiesigen Studierenden, sich internationaler zu positionieren.
Woran an der Robotik-Abteilung der FHWS gearbeitet wird
"Robotik ist eine Branche mit Zukunft", sagt Jean Meyer. Für 2021 weist die Statistik 435.000 Roboter in Deutschland aus, für 2022 werden 453.000 prognostiziert. Meyer rechnet mit einer Steigerung von fünf bis zehn Prozent pro Jahr. Im Vergleich dazu werden in Deutschland jedes Jahr drei Millionen Autos neu zugelassen.
Woran wird genau gearbeitet? Für die Industrie sind fahrerlose Transportsysteme wichtig, erzählt Martin Löser bei einem Video-Rundgang durch die Labore. Die Grundlagen werden hier gelegt. Wie erkennt ein Roboter seine Umgebung? Wie bringt man ihm bei, was er wann wie wohin bringen soll? Wie lernt ein "beiniger" Roboter, also ein Gerät, das aussieht wie ein Hund, das laufen? Auch daran wird hier geforscht. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit dem Menschen zu verbessern. "Da sind noch nicht alle Probleme gelöst", sagt Löser. Sicherheit sei noch ein Thema, wenn Roboter und Mensch quasi auf Augenhöhe arbeiten sollen.
Service-Roboter werden auch im Privatleben eine große Rolle spielen
Eine große Rolle werden sicher auch Service-Roboter in der Zukunft spielen, sagt Jean Meyer. Sie können durch Museen führen, in Kaufhäusern behilflich sein, Inventur machen. Service-Roboter werden sicher auch im privaten Bereich kommen, meint Jean Meyer. "Das spart Zeit und ist ein Komfortfaktor." Bedarf besteht durchaus, zeigt eine kleine Umfrage im Publikum. Einsatzgebiete: Kochen, Bügeln, Putzen, Aufräumen, Bücher einordnen, sind einige Beispiele aus der Wunschliste.
"Stellen Sie sich vor, sie gehen 2050 frühs aus dem Haus. Abends, wenn Sie zurückkommen, hat ihr Hausroboter ihr Chaos aufgeräumt und gekocht." Ein schöner Gedanke. "Aber müssen wir uns fürchten, wenn wir den Robotern soviel Macht geben?" Deswegen sei es wichtig, die Entwicklung mit einem ethischen Fragenkatalog zu begleiten.
Service-Roboter könnten aber auch in der Pflege eingesetzt werden. Sie könnten einfache Dinge im Haushalt erledigen, wenn jemand das nicht mehr alleine schafft. "Oder die Zeitung holen und vorlesen." Beim Thema Pflege-Roboter zeichnen sich laut Meyer zwei Standpunkte ab. Es gibt Menschen, die fänden es gut, wenn ihnen ein Maschinchen hilft, andere zeigen sich ablehnend, wünschen sich eher persönliche, menschliche Ansprache.