Der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden ist gesellschaftlich umstritten, auch in der Landwirtschaft gehen die Meinungen dazu weit auseinander. Die Debatte "gut oder schlecht" soll in diesem Artikel nicht weiter behandelt werden, die Ausgangslage ist wie folgt: Der Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat soll in absehbarer Zeit (in Deutschland voraussichtlich ab dem Jahr 2024) gesetzlich verboten werden. Auch zeigen Verbraucher vermehrt Interesse an Produkten aus nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft. Doch sind die Abnehmer wirklich dazu bereit (oder in der Lage), damit einhergehend mögliche Preissteigerungen in Kauf zu nehmen?
Johannes Prowald, stellvertretender Vorsitzender des Maschinenrings Gerolzhofen, kennt diese Situation nur allzu gut: Methoden, eine landwirtschaftliche Fläche zu bearbeiten und zu bewirtschaften, gibt es zuhauf, erklärt er. Und die meisten Weinbauern oder Landwirte stellten sich durchaus die Frage: Wie kann ich nachhaltig wirtschaften und gleichzeitig ökologischen Herausforderungen gerecht werden? Geht die Kosten-Nutzen-Rechnung dann noch auf?
Neuartige Maschinen
Mit dieser Frage beschäftigten sich am vergangenen Dienstag zahlreiche Weinbauern, die auf Einladung des Maschinenrings Gerolzhofen nach Oberschwarzach gekommen sind. Dort wurden neuartige Maschinen vorgestellt, die zur herbizidfreien Unterstockbearbeitung in Weinbergen am steilen Seitenhang eingesetzt werden können. Eine Methode, die viele Weinbauern mit Blick auf mögliche Herbizidverbote ohnehin schon länger ins Auge gefasst haben oder bereits aus eigenem Antrieb erfolgreich anwenden.
Das Interesse jedenfalls war groß: Fast 50 Zuschauer, überwiegend Weinbauern aus der Region, waren auf Einladung des Maschinenrings nach Oberschwarzach gekommen, schätzt Michael Mikus, Geschäftsführer des Maschinenrings Gerolzhofen. Ziel sei es gewesen, Landtechnikhersteller vorzustellen, die in der fränkischen Weinbauregion noch weniger bekannt seien und hier noch keine Vertriebsstrukturen aufgebaut hätten, aber mit ihren technischen Lösungen zur herbizidfreien Unterstockbearbeitung in ihren heimischen Weinbauregionen in der Pfalz bereits einige Erfolge vorzuweisen hätten. Deswegen führte etwa die Firma "Theilmann Landtechnik" aus Schweigen-Rechtenbach unter anderem ihre Entwicklung eines Unterstockfadenmähers mit Federabtastung vor sowie die Firma Rust-Gerätebau aus Meckenheim eine Scheibenegge und eine Sternhacke.
Mit und ohne Bodenbewegung
Die Geräte werden an Schlepper montiert, die zwischen den Rebstockzeilen im Weinberg fahren können, und bearbeiten den Boden oder den Wuchs unter den Stöcken auf verschiedene Art mechanisch. Die Sternhacke der Firma Rust etwa schiebt den Boden seitig in Richtung Rebstockzeile auf, so dass das Wurzelwerk der Wildwuchspflanzen unter den Rebstöcken abreist und das ungewünschte Pflanzenmaterial nicht weiterwachsen kann.
Der Fadenmäher der Firma Theilmann dagegen ist bodenschonender und arbeitet direkt unter den Rebstöcken, mäht dort den Bewuchs ab: Ein Abtaster gewährleistet, dass der Mäher vor jedem Rebstock zurückweicht und die Rebe nicht beschädigt.
Beide Techniken seien vom Prinzip her aus dem "Obst- und Gemüsebau" bekannt, erklärt Michael Mikus, aber von den pfälzischen Landtechnikherstellern speziell für den Weinbau weiterentwickelt und angepasst worden und stellten damit auf ihrem Gebiet eine marktreife Neuheit dar.
Möglichst große Vielfalt
Johannes Prowald, selbst Weinbauer, findet diese Entwicklungen interessant und hofft, dass eine möglichst große Vielfalt an herbizidfreien Bearbeitungsmethoden entsteht, denn jeder Weinberg ist anders beschaffen, somit würden auch verschiedene Geräte benötigt. Der Fadenmäher etwa sei interessant, weil er den Boden nicht aufwühlt und somit der Erosion keinen Vorschub leistet: "Wenn man den Boden lockert und es kommt ein Starkregen, schwemmt es den Boden weg", sagt Prowald.
Aber auch der Einsatz von Eggen oder Wellscheiben, die in den Boden eindringen, könne sinnvoll sein. Je nach Beschaffenheit des Bodens und der Lage des Weinbergs sowie auch nach Vorlieben der jeweiligen Weinbauer "werden die verschiedenen Maschinen eingesetzt", erklärt er.
Herbizidfrei waren an diesem Dienstag alle der vorgestellten Methoden. Wenn auch einige Arbeitsschritte mehr nötig sind, um etwa den gleichen Effekt zu erzielen wie bei dem Einsatz von Glyphosat (mögliche Nebeneffekte oder Spätfolgen ausgeklammert), so komme man mit diesen Geräten zum gewünschten Erfolg, glaubt Prowald. Bei vielen Winzern ist "die Überlegung da, umzustellen". Allerdings müsste man auch die Entwicklung abwarten und welche Techniken sich durchsetzen werden. Auch sei von großer Bedeutung, ob der Verbraucher bereit sei, voraussichtliche Mehrkosten der herbizidfreien Unterstockbearbeitung über den Produktpreis mitzutragen.
Wie der Maschinenring weiterhin mitteilt, hat das Weingut Andreas Groha aus Oberschwarzach die Vorführung der neu entwickelten Geräte vorgeschlagen und zusammen mit dem Maschinenring Gerolzhofen organisiert. Andreas Groha beschäftigt sich laut dem Maschinenring sich schon länger mit dem Thema glyphosatfreie Unkrautregulierung im Weinbau. Groha habe den Fadenmäher bereits im Einsatz. Die bisher eingesetzte Technik sei meist aus dem Gemüsebau übernommen worden. Die Firmen Rust und Theilmann "ergänzen die vorhandene Technik mit selbst konstruierten Maschinen, welche für den Weinbaubereich besser geeignet sind", teilt der Maschinenring mit.