Hans Plate aus Willanzheim ist Landwirt. Bio-Landwirt. Auf Glyphosat verzichtet er auf all seinen Flächen, denn: „Man kann auch ohne Glyphosat vernünftigen Ackerbau betreiben“, sagt er. Statt das Unkrautvernichtungsmittel auf seine Felder zu sprühen, bearbeitet er sie mit einem sogenannten Striegel. „Das ist eine Art große Drahtbürste“, erklärt er. „Mit der kann man das Unkraut aus dem Boden kämmen.“
Glyphosatverbot auf Flächen der Kommunen?
Solche Alternativen zu Herbiziden könnten in Teilen des Kitzinger Landes in Zukunft gängige Praxis werden. Denn vielerorts wird über ein Verbot von Glyphosat auf von den Städten und Gemeinden verpachteten und genutzten Flächen diskutiert – unter anderem in Kitzingen, wo es entsprechende Anträge der Baysernpartei und der ÖDP an den Stadtrat gibt. Dettelbach und Markbreit haben das Verbot sogar schon beschlossen. Dieses gilt aber nur bei neuen Pachtverträgen – auf existierende hat es keine Auswirkungen.
Um alternative Methoden wie das Striegeln weiß auch Rudolf Bender, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Kitzingen. Für eine sinnvolle Alternative zu Glyphosat hält er sie aber nicht. „Der Aufwand dabei wäre deutlich höher“, sagt er. „Der Landwirt müsste seine Flächen öfter befahren. Das zerstört dann die Nester von Bodenbrütern.“ Und auch eine Schädigung der Hauptfrucht, beispielsweise des angebauten Getreides, sei dadurch möglich.
Glyphosat ist zugelassen
Wichtig ist für Bender zu betonen, dass Glyphosat und ähnliche Stoffe nicht zum Zeitvertreib eingesetzt werden. Vielmehr gehe es um eine verantwortungsbewusste Nutzung der Spritzmittel – innerhalb der geltenden Gesetze. „Wenn ein Stoff zugelassen ist, muss sich der Landwirt auch darauf verlassen können, dass er ihn verwenden darf“, sagt Bender.
Dass einige Gemeinden nun selbst Schritte gegen das vermeintlich krebserregende Glyphosat einleiten, hält Ulrike Geise vom Bund Naturschutz Kitzingen für „einen ersten Schritt in die richtige Richtung“. Sie spricht davon, dass das Herbizid für manche Amphibien bei bloßem Kontakt tödlich sei. „Es kann nicht sein“, sagt sie energisch, „dass wir unsere Mitlebewesen ausrotten, weil wir billige Lebensmittel wollen.“
Nicht durch andere Stoffe ersetzen
Wichtig sei, so Geise weiter, dass Glyphosat nicht durch einen anderen Unkrautvernichter ersetzt werde, der mitunter genauso gefährlich sei. Das betont auch Gerd Düll, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Zwar hält er die Maßnahmen der Gemeinden grundsätzlich für sinnvoll, weil dadurch die insgesamt ausgebrachte Menge an Glyphosat abnimmt. „Wenn wir aber einfach andere Mittel einsetzen, ist die Frage, ob die weniger gefährlich sind.“
Was ist Glyphosat?
Glyphosat ist ein Pflanzenschutzmittel, das zur Bekämpfung von Unkraut verwendet wird. Der Wirkstoff wird durch grüne Pflanzenteile aufgenommen, verteilt sich in der gesamten Pflanze und führt zu deren Verwelken. Bereits seit 1974 wird Glyphosat in Deutschland eingesetzt – vorwiegend in der Landwirtschaft. Aber auch die Deutsche Bahn setzt auf des Mittel, um Bahnstrecken von Unkraut freizuhalten.
Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bestehen „auf Basis aller vorliegenden Erkenntnisse bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung des Wirkstoffs Glyphosat keine Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit.“ Außerdem sei das Mittel von der Europäischen Chemikalienagentur als nicht krebserregend eingestuft worden.
Umweltschutzverbände wie der Bund Naturschutz sprechen dagegen von „erheblichen Risiken für Natur und menschliche Gesundheit“. Glyphosat verändere das Erbgut, schädige menschliche und tierische Zellen, beeinträchtige das Hormonsystem und begünstige bestimmte Krebsarten.