Schweinfurt hat mit 55 000 mehr Arbeitsplätze als Einwohner, gut die Hälfte davon alleine in den großen Industriebetrieben. Gerade die Automobilzulieferer merkten nicht nur die Coronakrise, sondern auch den Wandel in der Autoindustrie hin zur Elektromobilität. Auch das im übrigen ein Grund, warum die Gewerbesteuer bereits 2019 stärker zurück ging als gedacht.
Was kann die Stadt Schweinfurt tun, um die Industrie zu unterstützen? Eine Frage, die in den letzten Jahren oft gestellt wurde und auch für reichlich Diskussionen gesorgt hat. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) versichert, er sei in regelmäßigen Gesprächen mit den Industriebetrieben.
Darüber hinaus könne die Stadt aber nur den Rahmen setzen, sich als lebenswert präsentieren – durch eine quirlige Innenstadt, genügend Wohnraum und Projekte wie zum Beispiel die Landesgartenschau 2026. Wirtschaftsförderin Pia Jost arbeitet intensiv daran, gemeinsam mit der Fachhochschule und dem Fraunhofer Institut in der Ledward Kaserne einen Forschungsstandort zu schaffen, der seinesgleichen sucht.
Doch den Kritikern ist das nicht genug, sie fordern eine deutlich aktivere Rolle der Stadt bei der Begleitung der Transformation, da "das Gesicht der Industrielandschaft in Schweinfurt bereits in wenigen Jahren ein gänzlich anderes sein kann", wie Ralf Hofmann, Fraktionsvorsitzender der SPD, schreibt.
Fraktionsübergreifender Antrag im Stadtrat, allerdings ohne CSU und AfD
Er hat nun gemeinsam mit Adi Schön (Freie Wähler), Holger Laschka (Bündnis 90/Die Grünen), Frank Firsching (Linke), Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt), Georg Wiederer (FDP) und Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) einen fraktionsübergreifenden Antrag eingereicht, mit dem Titel "Innovationsstadt Schweinfurt". Die AfD wurde bewusst nicht eingebunden, die CSU entschied sich, trotz der Koalition mit den Grünen den Antrag nicht zu unterschreiben,
Hofmann erklärt, in "Werkshallen, in denen vor zehn Jahren 100 Menschen pro Schicht gearbeitet haben, sind es heute noch 25". Diese Entwicklung werde durch die fortschreitende Automatisierung weitergehen. Dank "geschickter Betriebsräte" sei die Zahl der Arbeitsplätze nicht gesunken, weil die Firmen vermehrt auf Innovation und Forschung setzen. Auch die positive Rolle der Fachhochschule dürfe man nicht unterschätzen.
Gleichwohl sei es wichtig, dass "die Stadt Schweinfurt als Handlungsbeteiligte aktiv wird." Ralf Hofmann verweist auf Bamberg oder Augsburg, die ähnliche Herausforderungen zu meistern haben sowie das Konzept "Innovationsstadt Schweinfurt" durch die örtliche Wirtschaftsförderung. "In der Krise müssen die Weichen richtig gestellt werden. Die Unterzeichnenden sehen in dieser Konzeption einen überzeugenden Beitrag aus dem Strukturwandel Zukunft stattfinden zu lassen", heißt es in dem Schreiben.
Gefordert wird nun, dass die Stadt mit allen Beteiligten über ein Innovations- und Gründungszentrum mit direkter Nähe zur Fachhochschule und der geplanten I-Factory in der Ledward-Kaserne spricht und sich um die Förderung der Ministerien kümmert.