Die Forderung, dem 1958 gestorbenen Unternehmer Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, gibt es seit Jahren von der Initiative gegen das Vergessen. Grund ist sein umstrittenes Wirken während des Nationalsozialismus. Nun sieht alles danach aus, dass es dazu kommt. Die SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und ihr Ratskollege Adi Schön von den Freien Wählern haben gemeinsam einen Antrag an den Oberbürgermeister formuliert, Sachs die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, das von ihm 1936 gestiftete Stadion umzubenennen und eine Infotafel aufzustellen, die die Gründe erläutert.
Die sind aus Sicht von Stürmer-Hawlitschek und Schön völlig klar: "Willy Sachs war kein Vorbild, er war Täter, kein Mitläufer", so die SPD-Stadträtin. Aus Sicht von Adi Schön ist vor allem aufgrund der Veröffentlichungen der Historiker Wilfried Rott und Andreas Dornheim in den vergangenen Jahren klar geworden, dass es Zeit ist, die Konsequenzen zu ziehen, auch wenn der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren zu Ende ging.
Was die beiden Stadträte besonders freut, ist die breite Unterstützung, die sie mit ihrem Ansinnen im Gremium erfahren haben. Unterschrieben ist der Antrag, der am 1. Dezember in der nächsten Stadtratssitzung behandelt werden soll, von Vertretern von acht Parteien und Wählergruppen – von CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Freie Wähler, Linke, FDP, proschweinfurt und Zukunft./ödp.
Willy Sachs, der einzige Sohn von Ernst Sachs, Gründer der Firma Fichtel & Sachs, die seit 2001 zum ZF-Konzern gehört, bekam die Ehrenbürgerwürde im Juli 1936 vom damaligen von den Nationalsozialisten eingesetzten Oberbürgermeister Ludwig Pösl und dessen nicht demokratisch gewähltem Stadtrat verliehen. Grund war die Stiftung des Willy-Sachs-Stadions, das am 23. Juli 1936 eingeweiht wurde.
Sachs "war ein Nationalsozialist aus Überzeugung", schrieb der Historiker Andreas Dornheim in seinem 2015 erschienenen Buch "Mobilität und Motorisierung. Eine Unternehmensgeschichte" über die Firma Fichtel & Sachs. Er listet über viele Seiten detailliert das Handeln von Willy Sachs während des Nationalsozialismus auf und beweist, warum dieser heute eben nicht als Mitläufer sondern als überzeugter Nationalsozialist gesehen werden muss, der sich nicht nur mit hochrangigen Parteifunktionären wie Hermann Göring, Heinrich Himmler oder Reinhard Heydrich umgab, sondern "aus dem roten einen braunen Betrieb" machen wollte, wie Dornheim schreibt.
Die Beweise für die Ausbeutung der versklavten Zwangsarbeiter nicht nur in den Werken von Fichtel & Sachs während des Zweiten Weltkrieges sind ebenfalls gut belegt, nachlesbar unter anderem entlang des von der Initiative gegen das Vergessen vor neun Jahren eingeweihten "Lagerweg" in Oberndorf.
Stadion-Umbenennung wird von allen Beteiligten befürwortet
Für die CSU, so Klaus Rehberger, war mitentscheidend, dass Willy Sachs zum einen von einem demokratisch nicht legitimierten OB und dessen Stadtrat zum Ehrenbürger ernannt wurde. Der Vorschlag, das Stadion zukünftig "Sachs-Stadion" zu nennen, sei ein guter, so Rehberger. Der frühere Leiter der Wilhelm-Sattler-Realschule betont, im Unterricht lehre man über die Gräueltaten der Nationalsozialisten: "Wenn man über das Stadion spricht, muss man sagen, dass, wer mit Sport im Zusammenhang steht, ein Vorbild sein muss, und das war Willy Sachs auf keinen Fall."
Julia Stürmer-Hawlitschek, Geschichtslehrerin am Celtis-Gymnasium, sieht das auch so. "Es ist unsere Aufgabe, die Kinder über die Stadtgeschichte aufzuklären und ein Bewusstsein bei der Jugend zu schaffen." Dieses Bewusstsein und aktive Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung, warum Willy Sachs kein Ehrenbürger sein sollte, fordert SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann. Er ging in den vergangenen Tagen wie andere Kollegen auch mit gutem Beispiel voran, denn in sozialen Medien war die Stimmung mancher Nutzer nicht unbedingt positiv dem Ansinnen der Stadträte gegenüber.
Für Grünen-Fraktionssprecher Reginhard von Hirschhausen ist vor allem das Dornheim-Buch wichtig: "Daraus ergibt sich, dass Willy Sachs politisch, charakterlich und als Werksleiter nicht als Vorbild geeignet ist." Für seine Fraktionskollegin Barbara Mantel ist auch die Informationstafel am Stadion zur Begründung für die Umbenennung wichtig als Zeichen dafür, zwischen der Rolle von Willy Sachs und dem Wirken der Firma und Familie zu unterscheiden.
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) sieht "ein bisschen Gerechtigkeit", denn es gebe "keine gute Zukunft ohne Aufarbeitung der Vergangenheit." Linken-Fraktionsvorsitzender Frank Firsching hält ebenfalls "die Zeit für reif, diesen Schritt zu gehen." Willy Sachs habe mit seiner Firma stark von der Kriegsproduktion profitiert, sich einer Ideologie verschrieben, "die am Ende die Stadt zerstört hat."
Der Stadrat von SW sollte mit der Umbenennung des Stadions auf alle Annehmlichkeiten verzichten, wenn er jetzt mit solch einem Schmarrn daherkommt!
Falls dem nicht so ist könnte man damit den Kritikern an der Namensänderung den Wind aus den Segeln nehmen!
Die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft ist längst überfällig und hat erstmal nichts mit der Namensänderung des Stadtions zu tun. Dadurch, dass der Stadtrat jetzt "Tabula rasa" machen möchte werden diese beiden Sachen vermischt
Das Stadion könnte man sehr wohl umbenennen - andererseits könnte man auch nach Bayreuth zum Richard-Wagner-Festspielhaus schauen - da wird auf zahlreichen Schautafeln die Verquickung der Wagner-Familie zum Nazi-Regime erklärt!
So etwas wäre auf jeden Fall der richtige Ansatzpunkt - jeder human denkende "Willy Sachs Fan" würde sich beim Lesen schämen und die Verdienst würden in den Hintergrund rücken! Das wäre schlimmer als eine Umbennenung!
Der Stadrat von SW sollte mit der Umbenennung des Stadions auf alle Annehmlichkeiten verzichten, wenn er jetzt mit solch einem Schmarrn daherkommt!
Das Problem hier und in FB ist eben das jeder mal schnell seinen Senf zu einem Thema hinzugibt von dem er nichts versteht bzw. verstehen will...
Da hat Willy Sachs das Stadion gestiftet, man selbst oder die Eltern waren "beim Sachs" beschäftigt und schon ist alles super! Vielleicht sollte mal der ein oder andere seine rosarote Brille absetzen, sein Hirn einschalten und sich nicht alles so einfach reden!
Nicht einmal der normale Charakter von Willy Sachs ganz unabhängig von seinen Gebaren im 3. Reich scheint für ihn zu sprechen (auch wenn das nichts in der Diskusion zur Sache tut).
Ohne die ständige Reonvoierung und Verbesserung duch Stadt und Land wäre das Stadion seit mind. 40 Jahren vielleicht für A-Klasse Fußballspiele tauglich aber nicht für mehr! Leichathletik könnte auf der Aschebahn stattfinden... Flutlichter und moderne Technik würde es nicht geben!
Die Schnüdel hätten sie niemals in den vergangenen 70 Jahren den Unterhalt dieses Stadions leisten können ohne die Stadt.
Man könnte auch sagen, die Stadt und die Bevölkerung würde sehr gut ohne dieses Stadion zurechtkommen und hätte gleichzeitig einen Haufen Geld in den letzten 70 Jahrne gespart - das Stadion wurde der Stadt aufgebürdet könnte man auch gehässig sagen.
Mir kommt es immer wieder so vor als würden einige Mitbürger Willy Sachs mit Ernst Sachs verwechseln!
Zitat Bismarck: "Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt."
Das trifft auf die Firma Sachs zu - Willy Sachs hatte wie gesagt das Glück gute Direktoren und die Kriegswirtschaft an seiner Seite zu haben!
Sein Sohn Gunther Sachs wäre sicherlich ein besseres Vorbild - und es verwundert nicht, dass er mit dieser Firma nichts mehr zu tun haben wollte!
Der Name "Sachs-Stadion", mit Infotafel, ist vielleicht ein guter Kompromiss. Die goldene Schrift am Stadion-Eingang wird dann entfernt, möglichst auch der NS-Adler, der auf einer Weltkugel krallt und die Ehrenbürgerwürde wird Willy Sachs entzogen - das ist alles längst überfällig! Bundesweit wirft das seit Jahrzehnten ein sehr schlechtes Licht auf Schweinfurt!
Allerdings kann man dann sein Stadion-Geschenk nicht mehr nutzen. Jemanden entehren und dann sein für 1 Mio. RM teueres Geschenk weiter nutzen, ist vollkommen inkonsequent, taktlos und gehört sich nicht!
Einzig konsequent ist, das Stadion mit dem unter Denkmalschutz stehenden Sportpark, den Willy Sachs auch stiftete, mit großem Baumbestand, abzubrechen. Das wäre aber ökonomisch & ökologisch unsinnig.
Das ist das Dilemma! Der Stadt Schweinfurt muss man vorwerfen, dass sie seit Jahrzehnten offensichtlich dieses Dilemma weder erkannte noch überregional kommunizierte, sondern die Sache unter den Teppich kehrte.