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Schweinfurt
Warnstreiks in Schweinfurt: "Haben klares Signal gesendet"
Beschäftigte des Leopoldina-Krankenhauses und des Schifffahrtsamtes folgten Verdi und legten die Arbeit nieder. Was das für Schiffsverkehr und Gesundheitsversorgung bedeutete.
Am Donnerstagmorgen versammelten sich unter anderem Beschäftigte des Leopoldina-Krankenhauses, um für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken.
Foto: Anand Anders | Am Donnerstagmorgen versammelten sich unter anderem Beschäftigte des Leopoldina-Krankenhauses, um für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 11:04 Uhr

Am frühen Donnerstagmorgen legten Beschäftigte des Leopoldina-Krankenhauses und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung ihre Arbeit nieder, um für bessere Bedingungen zu streiken. Zum Warnstreik hatte die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. Hintergrund sind die Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes, in denen Arbeitgeberverbände unter anderem eine bessere Bezahlung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst fordern.

Nachdem in Schweinfurt bereits Streiks im öffentlichen Personen-Nahverkehr stattgefunden hatten, war nun auch das Gesundheitswesen betroffen. Laut Verdi versammelten sich am Donnerstagmorgen rund 80 Beschäftigte des Leopoldina-Krankenhauses und legten ihre Arbeit nieder. Der 24-stündige Streik hatte bereits um 0 Uhr begonnen. "Die Stimmung war gut, wir haben ein klares Signal gesendet", sagte Marietta Eder, stellvertretende Geschäftsführerin von Verdi Schweinfurt und für den Gesundheitsbereich zuständig. Die Streikenden seien aus den unterschiedlichsten Abteilungen  gekommen.

Fünf von zehn OP-Sälen in Betrieb

Laut Eder finden am kommenden Dienstag Verhandlungsgespräche in Potsdam am "Sondertisch Pflege" statt. Deshalb habe man im Vorfeld noch einmal auf die Forderungen nach besseren Arbeitszeiten und höherer Bezahlung aufmerksam machen wollen. Am Warnstreik nahm auch Frank Firsching, Regionsgeschäftsführer des deutschen Gewerkschaftsbundes teil und drückte seine Solidarität mit den Streikenden aus.

"Das ist ein Schlag ins Gesicht."
Marietta Eder, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin, über Arbeitgeber-Angebote

Laut Verdi war die Teilnehmerzahl deshalb nicht höher, da man Rücksicht auf die Gesundheitsversorgung im Leopoldina-Krankenhaus nehmen wollte. "Das Haus ist nämlich relativ voll", erklärte Eder, die sich zufrieden mit der Organisation zeigte. Man habe sich im Vorfeld mit der Geschäftsführung auf eine Notdienstversorgung geeinigt. Somit konnte die Grundversorgung zu jeder Zeit gewährleistet werden. Dennoch habe man den Betrieb zum Teil "runtergefahren", und so mussten etwa Behandlungen, die nicht umgehend erforderlich waren, verschoben werden. So waren beispielsweise nur fünf von zehn Operationssälen in Betrieb, so Eder.

Angebote der VKA, der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, habe man bisher nicht bekommen. Vielmehr würde von den Beschäftigten verlangt, sich dankbar zu zeigen, weil ihnen in der Pandemie nicht gekündigt wurde. "Das ist ein Schlag ins Gesicht", so Eder.

Schifffahrt: "Nach dem Schichtwechsel geht gar nichts mehr"

Auch Beschäftigte der Schweinfurter Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung legten ihre Arbeit nieder. Hierfür hatte Verdi die tariflich Beschäftigten der Außenbezirke Haßfurt und Volkach sowie des Amtes in Schweinfurt aufgerufen. Laut Verdis Bezirksgeschäftsführer Sinan Öztürk hätten sich insgesamt rund 150 Menschen am Warnstreik beteiligt, der seit Donnerstag um 6 Uhr 24 Stunden andauert. "Wir haben eine sehr große Beteiligung, sind absolut zufrieden und unsere Erwartungen wurden übertroffen", betonte Öztürk. Gerade in Pandemie-Zeiten sei dies ein starkes Signal.

Da in einigen Bereichen, wie etwa der Fernsteuerzentrale für die Schifffahrt auch Beamte – sie haben kein Streikrecht – arbeiten, könne es bis in die Mittagsstunden noch zu einigen Schiffsschleusungen kommen, sagte Öztürk am Donnerstagvormittag. "Nach dem Schichtwechsel geht dann aber gar nichts mehr", so Öztürk. Er erhofft sich dadurch einen positiven Effekt auf die Tarifverhandlungen, denn: "Wir wissen, dass viele Arbeitgeber durchaus von der großen Anteilnahme überrascht sind", erklärte Öztürk.

An diesem Freitag sollen weitere Warnstreiks in den Außenbezirken Marktbreit, Gemünden und am Bauhof Würzburg stattfinden. Hierfür rechnet Bezirksgeschäftsführer Öztürk mit einer ähnlich hohen Beteiligung.

Verdi fordert 4,8 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft Verdi fordert für alle 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro und die Anhebung der Azubi-Vergütung um 100 Euro. Außerdem erwarten die Beschäftigten Entlastung durch zusätzliche freie Tage.

Für das Gesundheitswesen führen die Tarifparteien zusätzliche Gespräche, um die spezielle Situation in den Blick zu nehmen. Verdi fordert unter anderem eine Pflegezulage von 300 Euro und eine bessere Bezahlung im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Zudem sollen die Versprechen aus der letzten Tarifrunde umgesetzt werden, auch im Gesundheitswesen die Pausen in Wechselschicht auf die Arbeitszeit anzurechnen und den Samstagszuschlag auf 20 Prozent anzuheben. In Schweinfurt plant Verdi in Kürze weitere Aktionen.

Warnstreik bei Busfahrern in Schweinfurt

Am Freitag, 9. Oktober, sind die Schweinfurter Busfahrer zum Warnstreik aufgerufen. Am Vormittag wird es daher zu erheblichen Einschränkungen kommen, von denen auch Schulbuslinien betroffen sein können. Erst ab 12.30 Uhr sollen die Abfahrten ab Roßmarkt wieder normal starten, erwarten die Stadtwerke. 

 
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