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Kützberg
War Abriss zu schnell? Diskussion um Projekt Neue Mitte in Kützberg
Im Poppenhausener Gemeinderat kritisierte Guido Spahn Bürgermeister Ludwig Nätscher wegen eines Projekts in Kützberg. Warum der Bürgermeister die Vorwürfe von sich weist.
Über das Projekt 'Neue Mitte' in  der St. Michael-Straße in Kützberg gibt es Diskussionen zwischen Bürgermeister Ludwig Nätscher und Gemeinderat Guido Spahn.
Foto: Oliver Schikora | Über das Projekt "Neue Mitte" in  der St. Michael-Straße in Kützberg gibt es Diskussionen zwischen Bürgermeister Ludwig Nätscher und Gemeinderat Guido Spahn.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:14 Uhr

Dass die Stimmung im Poppenhausener Gemeinderat seit den Wahlen 2020 eine andere ist als früher, ist bekannt. Der Grund sind Diskussionen zu verschiedenen Themen zwischen Bürgermeister Ludwig Nätscher und dem Kützberger Gemeinderat Guido Spahn, der bei der Bürgermeisterwahl gegen Nätscher verloren hatte.

Jüngster Anlass für Kritik durch Guido Spahn an Bürgermeister Nätscher ist das Projekt "Neue Mitte" in Kützberg, das die Gemeinde seit einigen Jahren schon verfolgt. Konkret ging es im Winter dieses Jahres darum, dass in der St. Michael-Straße 10 und 12 in Kützberg zwei alte, seit Jahren leer stehende Gebäude im Auftrag der Gemeinde abgerissen wurden.

Guido Spahn, der auch Kreisheimatpfleger für den nördlichen Landkreis Schweinfurt ist und sich in dieser Position seit langem für den Erhalt historischer Gebäude einsetzt, erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung, aus seiner Sicht habe es für den Abriss keinen gültigen Gemeinderatsbeschluss gegeben. Er fragte bei der Rechtsaufsicht des Landratsamtes an, die im April seine Sichtweise bestätigte und beim Bürgermeister anmahnte, einen Gemeinderatsbeschluss nachzuholen. Dies hat der Bürgermeister, wie er bestätigte, auch sofort getan, der Abriss wurde nachträglich mit großer Mehrheit genehmigt.

Diese Gebäude in der St. Michael-Straße 10 und 12 in Kützberg standen viele Jahre leer und wurden im Auftrag der Gemeinde im Winter 2020 abgerissen.
Foto: Guido Spahn | Diese Gebäude in der St. Michael-Straße 10 und 12 in Kützberg standen viele Jahre leer und wurden im Auftrag der Gemeinde im Winter 2020 abgerissen.

Der Abriss, der nach Informationen dieser Zeitung inklusive Entsorgung und Deponierung eine niedrige sechsstellige Summe kostete, war aus Sicht des Landratsamtes grundsätzlich kein Problem. Der Kern war, dass die aufgewandte Summe das Budget überschritt, in dessen Rahmen Bürgermeister Nätscher eigenständig entscheiden kann, wie er betont. Er habe im Dezember schnell Entscheidungen fällen müssen, aus jetziger Sicht würde er es anders handhaben, so Nätscher.

Guido Spahn fordert städtebaulich sensibles Vorgehen in der Dorfmitte

Guido Spahn findet, über das Projekt in der Kützberger Dorfmitte sollte grundsätzlich noch einmal ausführlich diskutiert werden. Die Kommune sollte "nicht einem blinden, konzeptlosen Abriss den Vorzug geben", erklärt er in einem Schreiben an die Redaktion. Man sollte "städtebaulich und kulturhistorisch sensibel vorgehen, um die Menschen zu gewinnen und zu interessieren für alle Voraussetzungen, die ein fränkisches Dorf kennzeichnen und so den Charme dörflicher Lebensqualität wecken." Spahn betont, er wolle nicht Projekte "torpedieren", sondern nur sicherstellen, dass die Gemeinde offen und transparent handele.

Aus seiner Sicht ist das so genannte Projekt "Neue Mitte" noch nicht ausreichend im Gemeinderat diskutiert und unklar, was hier einmal entstehen solle. Diesen Prozess gemeinsam mit den Kützberger Bürgern zu gehen, ist Spahns Forderung an die Gemeinde.

Grundlage für die Neue Mitte in Kützberg ist das Gemeindeentwicklungskonzept

Damit ist er im übrigen auf einer Linie mit Bürgermeister Nätscher, der allerdings betont, dass es bei dem Thema ein Missverständnis gibt, das darin begründet ist, dass Spahn erst seit Mai 2020 im Gemeinderat ist. Grundlage des Konzeptes, so Nätscher, "ist das 2015 begonnene und beschlossene Gemeindeentwicklungskonzept". Darin habe der damalige Gemeinderat für alle Ortsteile der Gemeinde Projekte definiert, die vorangetrieben werden sollen. In Poppenhausen zum Beispiel die Sanierung der Werntalhalle, in Maibach das alte Rathaus, in Kronungen die alte Schule und in Kützberg eben das Projekt in der St. Michael-Straße.

Für Kützberg wurde 2018 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, 2019 erließ der Gemeinderat daraufhin eine Vorkaufssatzung. Als ein privater Investor die beiden Gebäude kaufen wollte, zog die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht, so kamen die Gebäude in ihren Besitz und konnten abgerissen werden. Ein Architekt stellte im April 2020 mögliche Ideen für eine Bebauung vor, in dieser Sitzung gab es von den damaligen Kützberger Gemeinderäten durchaus Kritik, dass die Bürger bisher nicht eingebunden waren.

Was genau gebaut wird, ist laut Nätscher vollkommen offen, einen Bauantrag gebe es noch nicht, Interessenten sehr wohl. Grundsätzlich geht es um Wohnbebauung und einen kleinen Dorfplatz, den die Gemeinde bauen würde. Natürlich werde man, wenn klar sei, was ein Investor plant, diese Planung den Bürgern vorstellen, so der Bürgermeister. "Wir fangen mit diesem Projekt nicht bei Null an, es wurde mehrfach diskutiert und wir sind seit sechs Jahren dran", so Nätscher.

 
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  • F. R.
    Nach Thüringen ziehen.
    Der Westen wird immer gesichtsloser, nicht nur in den Dörfern, sondern allerorten. Bei den Entscheidungsträgern im Westen ist vielfach Hopfen & Malz verloren. Wer mit offenen Augen dieseits & jenseits der bay.-thür. Grenze unterwegs ist und vergleicht sieht: es ist vorbei mit der Lebensqualität im Westen, das Kind ist in den Brunnen gefallen - es wird je länger je ärger.
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  • G. F.
    @gerdi2309 da kann ich Ihnen nur Recht geben! Dazu kommt, daß wenn Bürger aus dem Altort (in meinem Fall Poppenhausen) ein Anliegen haben das ihr Eigentum vor Beschädigung schützen soll, dies erstmal ignoriert wird und erst dann etwas unternommen wird wenn man auf rechtliche Schritte hinweist. Plötzlich funktioniert es. Daß ab diesem Zeitpunkt der Herr Bürgermeister einen noch nicht mal mehr grüßt ist ein Zeichen der absoluten Schwäche. Aber was solls, soll er doch. Hauptsache ist, er ist möglichst oft im Mitteilungsblatt oder der lokalen Presse abgebildet. Einfach nur lächerlich.
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  • H. W.
    Am besten abwarten,es kommen noch mehr Leerstände dazu,so wie die Gemeinde die Einwohner im Altort vergrault.
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