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Schweinfurt
Vorwurf: Schweinfurter Rathaus sitzt die Verkehrswende aus
Weil Stadtrat, Verwaltung und Oberbürgermeister keinem weh tun wollten, tue man nichts für den Radler, meinen der ADFC und die lokale Agenda "Klimafrendliche Mobilität".
Optimal, aber nur während der Bauarbeiten: Die Fahrradspur über die Franz-Josef-Strauß-Brücke.
Foto: Gerd Landgraf | Optimal, aber nur während der Bauarbeiten: Die Fahrradspur über die Franz-Josef-Strauß-Brücke.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 10.02.2024 20:23 Uhr

Dass sich die Stadt Schweinfurt nicht an dem bundesweiten "Aktionstag Popup-Radspuren" (23. Mai) mit einer auf ein paar Stunden begrenzten Einrichtung einer Radfahrspur (etwa in der Ernst-Sachs-Straße) beteiligt hat, steht für den ADFC-Kreisvorsitzenden Martin Dettmar und für Manfred Röder von der lokalen Agendagruppe "Klimafreundliche Mobilität" für eine Lethargie, die im Rathaus bei der zwar groß abgekündigten, aber nicht einmal im Kleinen angegangenen Verkehrswende herrsche. Im Gespräch mit der Redaktion zu dem Aktionstag vermissten Röder und Dettmar keine teuren und zeitaufwendigen Bauvorhaben, sondern den Willen, irgendetwas zu tun, was irgendjemand weh tun könnte. Gefordert ist eine Neuverteilung der Verkehrsräume zugunsten der Fußgänger und Radler.

Geld für Pläne, nicht für Taten

Vorgeworfen werden dem Stadtrat und der Stadtverwaltung, diese würden die Chance auf eine Neuausrichtung im Straßenverkehr durch die während der Corona-Pandemie gewachsene Akzeptanz für das Fahrrad verschlafen. Man habe zwar Geld für ein Radverkehrskonzept ausgegeben, aber dieses immer noch nicht verabschiedet. Befürchtet wird, dass die neue Zweckgemeinschaft von CSU und Grünen im Stadtrat trotz aller Lippenbekenntnisse zur Stärkung des Radverkehrs wenig tun werde. Bislang lägen zumindest noch keine konkreten Vorschläge auf dem Tisch.   

Dettmar verweist auf die Aussage des ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork zum Aktionstag, der meinte, dass die Zeit dränge, da sich die Menschen und darunter viele bisherige Nutzer des ÖPNV jetzt entscheiden würden, wie sie in der zweiten Corona-Phase zur Arbeit oder etwa zum Friseur kommen. Werde das Auto bevorzugt, komme es vermehrt zu Staus, so Röder und Dettmar, weshalb es gelingen müsse, mehr Menschen für die Mobilität mit dem Rad oder zu Fuß zu motivieren.

Alles ist vorbereitet, nur die Beschilderung fehlt noch. Aus der Gustav-Heusinger Straße könnte die erste Fahrradstraße (gesperrt für Kraftfahrzeuge) in Schweinfurt werden.
Foto: Gerd Landgraf | Alles ist vorbereitet, nur die Beschilderung fehlt noch. Aus der Gustav-Heusinger Straße könnte die erste Fahrradstraße (gesperrt für Kraftfahrzeuge) in Schweinfurt werden.

Das Radverkehrskonzept, dessen Umsetzung eine Auflage bei der Auszeichnung der Stadt zur "Fahrradfreundlichen Kommune" war, zeigt Haupt- und Nebenachsen für den Radverkehr in der Stadt. Doch von den "vielen, vielen Vorschlägen" sei noch keiner angegangen worden, so Dettmar. Nur ins Gespräch gebracht sei die Vision einer Verbindung für Radler von der Carus-Allee (Ledward-Kaserne) bis in die Innenstadt. Über die Realisierung von Vorfahrtsregeln an der Franz-Schubert-Straße, am Schelmsrasen, an der Niederwerrner oder etwa an der Friedrich-Ebert-Straße sei noch nicht einmal nachgedacht. Selbst dort, wo schon alles gerichtet sei, passiere nichts, kritisiert Dettmar bei der Gustav-Heusinger-Straße am Hauptbahnhof, die als erste "Fahrradstraße" der Stadt noch immer auf die entsprechende Beschilderung warte.

Martin Dettmar plädiert für eine Fahrradspur vom Obertor bis zur Dittelbrunner Straße.
Foto: Gerd Landgraf | Martin Dettmar plädiert für eine Fahrradspur vom Obertor bis zur Dittelbrunner Straße.

Auch Unfallschwerpunkte würden nicht interessieren, so Röder, der das "Desaster" entlang der Deutschhöfer Straße zwischen Rhön- und Dittelbrunner Straße wie auch den Sennfelder Bahnhof nennt. Einzig und allein habe sich in den vergangenen Monaten die Situation am Hauptbahnhof durch die dortige Straßensanierung verbessert.  

Mehr Fahrradabstellplätze in der Innenstadt

Gefordert sind das Aufheben der Benutzungspflicht bei nicht optimalen Radwegen und nicht nur bei solchen, die zum Radfahren gänzlich ungeeignet sind, sowie mehr Fahrradstellplätze (auch mit Überdachung) vor allem in der Innenstadt. 

Gefordert ist das Aufheben der Benutzungspflicht bei nicht optimal angelegten Radwegen.
Foto: Gerd Landgraf | Gefordert ist das Aufheben der Benutzungspflicht bei nicht optimal angelegten Radwegen.

Gefordert ist jedoch vor allem mehr Mut. Mit einer Fahrradspur in der Deutschhöfer Straße vom Obertor bis zur Dittelbrunner Straße, mit einer weiteren bergaufwärts in der Hennebergstraße zum Leopoldina-Krankenhaus und einer Fahrradspur in der Ernst-Sachs-Straße würde man Zeichen setzen, die den Autofahrern den Radverkehr bewusst und das Radeln sicher machen würden.

Der Radfahrstreifen in der Stresemanstraße ist mit einer durchgezogenen Linie abgegrenzt.
Foto: Gerd Landgraf | Der Radfahrstreifen in der Stresemanstraße ist mit einer durchgezogenen Linie abgegrenzt.

Martin Dettmar und Manfred Röder denken dabei nicht an Schutzstreifen (abgetrennt durch gestrichelte Linie), sondern an Radfahrstreifen (durchgezogene weiße Linie). Besser noch seien zusätzliche Pfosten (die im Falle eines Falles nachgeben und nicht verletzen), mit denen statt der trügerischen Sicherheit auf den zu engen Schutzstreifen in der Hadergasse und in der Zehntstraße ein echter Sicherheitsgewinn zu erzielen sei.  

Gestrichelter Schutzstreifen in der Ignaz-Schön-Straße
Foto: Gerd Landgraf | Gestrichelter Schutzstreifen in der Ignaz-Schön-Straße

Von der Polizei und dem Ordnungdienst erwarten die Fürsprecher des Radverkehrs, dass Ver- und Gebote auch kontrolliert werden, dass etwa das absolute Halteverbot auf den Schutzstreifen durchgesetzt wird. Dass dies nicht einfach ist, weiß Martin Dettmar und auch, "dass sich die Schweinfurter Radfahrer an gar nix halten". 

Das Radverkehrskonzept sieht Hauptachsen für das ganze Stadtgebiet vor.
Foto: Stadt Schweinfurt | Das Radverkehrskonzept sieht Hauptachsen für das ganze Stadtgebiet vor.
 
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  • K. B.
    Die Gustav-Heusinger-Straße als nur noch Fahrradstraße.., ja nee, ist klar.. weil da sooooo viele Fahrradfahrer fahren.. manchmal kann man echt gewisse Sachen nicht mehr begreifen. Vielerorts wär die Umwandlung ins Einbahnstraßen und die andere Fahrspur in eine Fahrradspur umwandeln sinnvoller. Aber wenn man sieht, wie Rücksichtslos viele Radfahrer sich verhalten und beweisen, das Regeln für sie egal sind, z.B. in Straßen, mit beidseitigem Fahrradschutzstreifen, auf dem anderen entgegen der Fahrtrichtung geisterradeln, da muß man sich auch fragen, was man noch alles idiotensicher machen soll....
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  • K. B.
    ...Auch die Anwohner können nicht mal kurz parken um ihre Einkäufte heim zu bringen. Parkplatz suchen, weiter weg und alles weit schleppen. Es geht nicht darum, daß man kein Verständnis für Baumaßnahmen hat, man kann nur kein Verständnis aufbringen für die Art und Weise wie das abläuft, und wie lange das dauert. Jetzt ist wieder ein langes Wochenende und wieder ist nichts fertig. Gestern hat man endlich Asphalt eingebaut, aber nur Tragschicht. Die Deckschicht fehlt. Auf Corona (Aussage STW) kann man das nicht schieben, die Baufirmen durften die ganze Zeit uneingeschränkt arbeiten. Was in SW das Bauen betrifft, mit Stadt u. -werke als Auftraggeber kann man nur noch Kopfschütteln. Und bevor jemand mir jetzt vorwirft ich hätte da kein Verständnis, ich komme aus der Baubranche...
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  • K. B.
    nein, erwarten von der Schweinfurter Bauabteilung im Rathaus können wir nichst. Passt irgendwie besser zum BER.... z.B. aktuell werden in SW in sovielen Straßen Gräben und Lächer aufgebaggert, und einfach liegengelassen, es tut sich vielerorts seit Wochen (!) da nichts. Beispielsweise in der Niederwerrner Str. mit angrenzenden Seitenstralßen, da wurden vor Wochen Gräben und Anschlußgruben ausgehoben, meist schon Leitungen gelegt und bis jetzt nicht wieder verfüllt. Einfach paar Absperrgitter rum und tschüss. In der Ndw-Straße gehts in Zeitlupe voran, ab und zu sind mal 2-3 Arbeiter da die was machen. Und nun ist wieder mal ein langes Wocheende und immer noch nix fertig. Die Pizzarias und Eisdiele, die längere Zeit wegen Corona zu hatten, durften irgendwann "To Go"-Verkauf anbieten, dann kam die Baustelle und die ganzen Parkplätze sind weg, die Kunden können nicht einfach mal schnell anhalten, was zum Essen abholen und weiter, die Gatro. werden nun wieder zusätzlich gebeutelt. Auch d
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  • F. R.
    Es ist immer dasselbe! Besser könnte man die derzeitige Situation im Rathaus zu allen(!) Themen nicht beschreiben:

    "...eine Lethargie, die im Rathaus bei der zwar groß abgekündigten, aber nicht einmal im Kleinen angegangenen...Wende herrsche...Vorgeworfen werden dem Stadtrat und der Stadtverwaltung, diese würden die Chance auf eine Neuausrichtung... verschlafen. Man habe zwar Geld für ein...Konzept ausgegeben, aber dieses immer noch nicht verabschiedet. Befürchtet wird, dass die neue Zweckgemeinschaft von CSU und Grünen im Stadtrat trotz aller Lippenbekenntnisse...wenig tun werde. Bislang lägen zumindest noch keine konkreten Vorschläge auf dem Tisch...Doch von den vielen, vielen Vorschlägen sei noch keiner angegangen worden...Über die Realisierung...sei noch nicht einmal nachgedacht. Selbst dort, wo schon alles gerichtet sei, passiere nichts...Gefordert ist jedoch vor allem mehr Mut."

    Das wird mit dieser Besetzung so weitergehen - Wir können nichts mehr erwarten!
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