
"Ein absoluter Traum!" Christine Bender kommt aus dem Schwärmen gar nicht heraus. Auch für die Vorsitzende des Fördervereins Schloss Mainberg bietet die spontane Terrassenführung über steile Treppen und verwucherte Mauern hinauf in den historischen Garten von Schloss Mainberg ungekannte Aus- und Einblicke: den weiten Blick nach unten übers Maintal, die gigantische Sicht nach oben auf das herrschaftliche Schloss und die Vision, Terrassen und Schlosspark nach historischem Vorbild wieder sichtbar zu machen.
Schlossparkbesichtigung ist auf den Herbst verschoben
Eigentlich wollte der Förderverein eine öffentliche Terrassen- und Schlossparkführung mit Landschaftsarchitektin Marion Dubler machen. Über 150 Personen aus Nah und Fern hatten Interesse daran bekundet. Der erste anberaumte Termin war witterungsbedingt abgesagt und auf Ende April/Anfang Mai verschoben worden. Doch auch dieser Rundgang fällt nun aus, weil die Landschaftsarchitektin erkrankt ist. Der Förderverein will einen dritten Anlauf im Herbst wagen.

Für eine kleine Gruppe von Mitgliedern bot stellvertretender Vorsitzender und Historiker Thomas Horling kurzfristig eine Besichtigung der Gartenanlage im Rahmen der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend an. Anhand historischer Pläne und Fotografien konnte man dabei auf den Spuren der Geschichte die Terrassen und Gärten des Schlosses entdecken.
Einheimische wie Daniel Grünewald kennen den verwunschenen Weg hinter dem kleinen Apothekermuseum über die vielen Treppenstufen nach oben zum Schlosspark. "Als Kind bin ich da oft hoch gelaufen." Heute ist die Treppenanlage gesperrt, weil sie nicht verkehrssicher ist. Von unten sieht man weder die Treppe noch die drei großen Terrassen, die in den Steilhang unterhalb des Schlosses gebaut sind. Das Mauerwerk ist verbuscht, der ganze Hang mit hohen Hecken und Sträuchern bewachsen. Überall wuchern wilde Brombeeren. Efeu hat die Terrassenanlagen eingehüllt. Man kann nur vermuten, welches mächtige Mauerwerk sich dahinter verbirgt.

Daniel Grünwald zeigt auf seinem Smartphone ein historisches Foto, wie es früher mal ausgesehen hat. Die Terrassen im Hang waren komplett sichtbar. Auf den Plateaus konnte man spazieren gehen. Der Blick auf das Schloss war noch viel spektakulärer.
Musikverein hat das gröbste Buschwerk beseitigt
Die erste Terrasse erhebt sich über das herrschaftliche Amtshaus. Sie befindet sich in Privatbesitzt, ist öffentlich nicht zugänglich. Ein kleiner schmucker Pavillon begrenzt das Plateau. Er wurde vor einigen Jahren renoviert.
Weiter nach oben gelangt man auf die zweite Terrasse, die auf Gemeindegebiet liegt. Auch hier ist ringsum alles verwildert. Der Musikverein, der im Haus unterhalb probt, hat schon Hand angelegt und das gröbste Buschwerk beseitigt, so dass man gut stehen und den Ausblick genießen kann.

Das letzte Wegstück führt zur größten und schönsten Aussichtsplattform, der Schlossterrasse. Hier führt ein Weg vom Schlosstor aus in die Weinberge. Seit 2010 war er wegen der Notsicherungsmaßnahmen an der Vorburg und Bauarbeiten im Schlosshof gesperrt. Seit drei Wochen ist er wieder öffentlich zugänglich.
Besucher können jetzt unterhalb des Schlosses vorbeispazieren, die Aussicht ins Maintal genießen und direkt zum Wandern in die Weinberge gehen. Belohnt werden sie mit einer grandiosen Sicht in die Ferne.

Im Vorbeigehen kann man auch einen Blick in den öffentlich nicht zugänglichen Schlosspark werfen. Die Gärten wurden im 19. Jahrhundert von den Besitzerfamilien mit großem finanziellem Aufwand angelegt. Bereits vor dem Schloss empfing eine kleine, aber repräsentative Grünanlage die Besucher und Geschäftspartner.
Den Barockgarten zierten Sandsteinskulpturen
Wilhelm Sattler, der das heruntergekommene Schloss 1822 gekauft und zu seinem Wohnsitz hergerichtet hatte, ließ hier einen Barockgarten anlegen. Die formal strenge Gartenanlage war mit drei Springbrunnen und wertvollen mythologischen Sandsteinskulpturen dekoriert. Heute ist nur noch der Nymphen-Brunnen erhalten, den Willi Sachs bei dem renommierten Bildhauer Joseph Wackerle in Auftrag gegeben hatte. Das Finanzamt hatte 1960 bei einer Auktion in Nürnberg alle Wertgegenstände aus dem Schloss versteigert, um aus dem Erlös die Steuerschulden des damaligen Schlossbesitzers Wilhelm Heger zu begleichen. Der Haarwasserfabrikant war pleite gegangen und wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Danach verwilderte der Garten. Ebenso der schöne englische Landschaftsgarten im Burggraben mit seinen Baumreihen und geschwungenen Wegen. Einige Spuren dieser Schlossgärten haben sich erhalten.
Auch im gemeindeeigenen Schlosspark muss Hand angelegt werden
Auch der untere, gemeindeeigene Schlosspark mit seinem potenziell historischen Baumbestand ist bedeutsam. Die vier über 100 Jahre alten Platanen, die großen Winterlinden, Blutbuchen und der Bergahorn sind allerdings stark eingewuchert. Die vorhandenen Sitzbänke sind vermorscht. Auch hier muss Hand angelegt werden.
Ziel des Fördervereins ist es, die Hangterrassen sichtbar und die Treppenanlage wieder begehbar zu machen. Die Finanzierung könnte mit Leader-Geldern und über die Städtebauförderung erfolgen. Dahinter steht auch die Vision, die gesamte Schlossparkanlage in die Landesgartenschau in Schweinfurt zu integrieren. Auf diese Weise könne eine Brücke geschlagen werden von modernen Gärten ins historische Mainberg mit seinen außergewöhnlichen Schlossgärten.
