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Mainberg
Schloss Mainberg: Virtueller Besuch in der bayerischen Villa Hügel
Zum Tag des offenen Denkmals stellt der Förderverein Schloss Mainberg seine neue Homepage und das Schloss vor. Wie man im digitalen Fotoalbum blättern kann.
Schloss Mainberg kann am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, digital besucht werden. Der Förderverein begibt sich mit den Besuchern um 13 Uhr auf einen virtuellen Rundgang. 
Foto: Anand Anders | Schloss Mainberg kann am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, digital besucht werden. Der Förderverein begibt sich mit den Besuchern um 13 Uhr auf einen virtuellen Rundgang. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:46 Uhr

Aufgrund der Corona-Pandemie musste schon der letztjährige Tag des offenen Denkmals in den digitalen Raum verlegt werden, und auch dieses Jahr gibt es Einschränkungen. Dem Förderverein Schloss Mainberg kommt das zupass. Weil sich "Unterfrankens Neuschwanstein", wie die ehemalige fürstliche Residenz der Gräfin Margarete von Henneberg gerne genannt wird, in Privatbesitz befindet und nicht besichtigt werden kann, ermöglicht der Förderverein am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, um 13 Uhr einen virtuellen Rundgang auf der neu erstellten Homepage.

Der Besucher taucht ein in die illustre Geschichte des Schlosses, das zu seinen Glanzzeiten Schauplatz einer fürstlichen Hofhaltung, ein vielbesuchter Ort der Künste und Residenz eines Industriebarons war. Viele schillernde Persönlichkeiten prägten das Schloss in den vergangenen Jahrhunderten. Es war ausgestattet mit dem Besten und Edelsten, das die Zeit zu bieten hatte. Dass Playboy Gunter Sachs hier geboren wurde, ist nur eines der Schlaglichter aus der Vergangenheit.

Gegenwärtig aber ist das Schicksal des Schlosses ungewiss. Das historische Bauwerk ist in seinem Bestand gefährdet und die Schlossbesitzerin finanziell nicht in der Lage, die Sanierungsmaßnahmen zu schultern. Im Herbst 2017 erfolgten deshalb Notsicherungsmaßnahmen, die aus dem Entschädigungsfonds des Freistaates Bayern bezahlt wurden.

Förderverein will auf die überregionale Bedeutung des Schlosses aufmerksam machen

Der 2018 gegründete Förderverein Schloss Mainberg will am Tag des Denkmals die breite Öffentlichkeit über die Geschichte des Schlosses, seine überregionale Bedeutung, die aktuelle Situation und die Arbeit des Fördervereins informieren. Der Zoom-Link für die digitale Führung kann per Mail über fv.schloss@mainberg.de oder direkt auf der Homepage angefordert werden. Die Besucher können dann in einem digitalen Fotoalbum blättern, das einen Blick hinter die Schlossmauern in die Innenräume und die großzügige Parkanlage gewährt.

Blick hinter die Schlossmauern in die ehemaligen Wohnräume des Industriebarons Sachs.
Foto: Volker Martin | Blick hinter die Schlossmauern in die ehemaligen Wohnräume des Industriebarons Sachs.

Die äußere Form des Schlosses geht auf Gräfin Margarete von Henneberg, eine geborene Welfenprinzessin, zurück, die ab 1480 mit dem Umbau des Schlosses das fürstliche Renommee der Henneberger untermauerte. Nach ihrem Tod 1509 wurde das Schloss mehrfach zerstört, wiederaufgebaut und letztlich dem Königreich Bayern einverleibt, wo es zusehends zerfiel.

Mit dem Verkauf des Schlosses an den Schweinfurter Farbenfabrikanten Wilhelm Sattler 1822, der es zum kulturellen Anziehungspunkt der Region ausbaute, begann die zweite Glanzzeit. Nach seinem Tod fuhrten die Erben das Werk noch eine Zeit lang fort. Die Kunstsammlung wurde 1901 unter großem öffentlichen Aufsehen in Berlin versteigert, das Schloss 1902 verkauft.

1915 erwarb Ernst Sachs das Schloss

Mitten im Ersten Weltkrieg erwarb Ernst Sachs Ende 1915 Schloss Mainberg. Der Schweinfurter Industrielle ließ die Innenräume des Schlosses von dem Münchener Architekten Franz Rank unter Beteiligung namhafter Kunstler im Stil des Historismus umgestalten. Das Schloss wurde zur Residenz eines Industriebarons, der hier die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Sport empfing. Was die Villa Hugel fur Krupp in Essen war, das sollte Mainberg fur Sachs in Schweinfurt sein.

Sachs war befreundet mit Wilhelm von Opel, dessen Tochter Elinor 1925 seinen einzigen Sohn Willy heiratete. Seitdem lebte auf Mainberg eines der reichsten Ehepaare Deutschlands. 1932 wurde hier der später weltbekannte Playboy Gunter Sachs geboren. Die Scheidung von Willy Sachs und Elinor von Opel leitete jedoch schon nach zwei Jahrzehnten den Abschied der Familie Sachs von Mainberg ein, auch wenn das Schloss beim Besuch der Nazi-Größen Göring und Himmler noch einmal im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand.

Das Jagdzimmer mit seinen Anleihen an den barocken Heimatstil.
Foto: Volker Martin | Das Jagdzimmer mit seinen Anleihen an den barocken Heimatstil.

In den 1950er-Jahren verkauften die Sachs das Schloss, das sie zuvor so üppig hatten ausstatten lassen, an Wilhelm Heger. Der selbsternannte "Haarforscher", der mit seinem Wundermittel Glatzköpfen neuen Haarwuchs versprach, residierte aber nicht lange im Schloss. Er musste sich vor der Justiz verantworten, weil seine Haarkuren entgegen der vollmundigen Versprechungen keine Wirkung zeigten. Die Firma ging bankrott und Heger verschwand so schnell, wie er gekommen war.

Leuchter im Speisezimmer.
Foto: Mathias Wiedemann | Leuchter im Speisezimmer.

Das Inventar wurde gepfändet. Das Schloss wechselte danach noch mehrfach den Besitzer und ist nun im Eigentum einer Immobilienhändlerin, die für die Instandhaltung des Anwesens nicht aufkommen kann und es gerne verkaufen würde. Es wird seit vielen Jahren ohne Angabe eines Verkaufspreises von Immobilienmaklern angeboten.

Stefan Rottmann, Bürgermeister der Gemeinde Schonungen, zu der Mainberg gehört, wünscht sich, dass der Freistaat Bayern das Schloss übernimmt – so wie dies 2016 auch mit der Walhalla bei Regensburg oder 2003 mit Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg der Fall war. Der Förderverein sieht das Schloss als einen Leuchtturm mit überregionaler Ausstrahlung und möchte es touristisch vermarkten. Ziel aller ist es, das in seinem Bestand gefährdete Schloss für künftige Generationen zu erhalten.

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals findet seit 1993 immer am zweiten Sonntag im September statt. Er wird bundesweit koordiniert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Mit dem diesjährigen Motto "Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege" sollen Mythen und Legenden sowie Handwerkskünste in den Fokus gerückt werden, die unser Auge täuschen. Dabei gilt es, illusionistische Malereien, Materialimitaten oder Restaurierungen auf den Grund zu gehen.
In Stadt und Landkreis Schweinfurt beteiligt sich neben dem Förderverein Schloss Mainberg die evangelisch-lutherische Kreuzkirche Oberndorf am Tag des Denkmals. Das Ensemble von Kreuzkirche, Friedhof, historischem Pfarrhaus mit Tordurchgang, Fachwerkhaus und altem Schulgebäude im Dorfkern von Oberndorf kann am Samstag, 11. September, von 10 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 12. September, von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden. Die Kreuzkirche entstand auf dem Gelände einer mittelalterlichen Wasserburg. Der Graben ist noch vorhanden. Die Taufkapelle stammt aus dem 13. Jahrhundert, Taufstein und Kanzel wurden im 16. Jahrhundert gebaut. Das Kirchenschiff in mittelalterlichem Stil entstand während des Dritten Reichs. Der Name "Kreuzkirche" verweist auf das Gegenprogramm zu dem damaligen System.
Quelle:  Deutsche Stiftung Denkmalschutz
 
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