Der Raum Schweinfurt zählt auch weiter zu den stark von Corona betroffenen Regionen. Wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Montag mitteilte, liegt die Gesamtzahl der positiv auf Covid-19 getesteten Personen in Stadt und Landkreis Schweinfurt mittlerweile bei 1178 (Landkreis 842 / Stadt Schweinfurt 336). Damit sind im Vergleich zum Vortag insgesamt 18 Neuinfektionen (davon 5 in der Stadt) hinzugekommen. Am Samstag waren es noch 29 neue Infektionen gegenüber Freitag.
Derzeit müssen zwölf Personen in Krankenhäusern behandelt werden, davon befinden sich zwei in intensivmedizinischer Behandlung. Als geheilt gelten inzwischen 931 Personen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohnern, liegt (Stand 19.10., 8 Uhr) in der Stadt Schweinfurt bei 93,59 (vorher 86,1) und im Landkreis bei 82,29 (vorher 72,76). Mitverantwortlich für den Anstieg sind auch positive Corona-Tests unter Schülern und Lehrern am AvH..
Vier Corona-Fälle bei fast 1000 Getesteten des AvH-Gymnasiums
Nachdem das Schweinfurter Alexander-von Humboldt-Gymnasium Schauplatz einer zweitägigen Reihentestung war, wurden nun die Ergebnisse mit Spannung erwartet. 983 Personen, darunter Lehrkräfte, Schüler sowie Schulpersonal, mussten sich am Donnerstag und Freitag vor Ort einem Coronatest unterziehen, nachdem Stadt und Gesundheitsamt dies angeordnet hatten. Der Grund dafür: zwölf Schüler in sechs Klassen über vier Jahrgangsstufen hatten sich in kurzer Zeit infiziert. Ergebnis? Von den 893 Personen sind vier positiv auf das Coronavirus getestet, bestätigte die Stadt am Montagabend. Für die betroffenen Klassen, eine 7. Klasse und die Q12 wurde eine 14tägige Quarantäne verordnet.
Unter den vier positiven Fällen seien sowohl Schüler als auch Lehrkräfte. Das Ergebnis spreche dafür, dass es schulintern kein Infektionsgeschehen gebe. "Das ist für uns extrem wichtig und eine Bestätigung für unser Hygienekonzept", so Schulleiter Klemens Alfen am Montag auf Nachfrage der Redaktion. Alle Beteiligten würden sich dort vorbildlich verhalten. Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium setze man demnach alles daran, den Präsenzunterricht fortzusetzen. Ab diesem Dienstag soll der Unterricht weiter gehen. Doch durch die vereinzelten Infektionen müssten sich auch zahlreiche Kontaktpersonen in Quarantäne aufhalten. "Das fluktuiert sehr stark – immer wieder kommen Klassen zurück – aber wir gehen davon aus, dass am Dienstag rund 80 Prozent wieder in der Schule sind."
Größtes Sorgenkind: "Die Abiturienten"
Die Arbeit sei aktuell für alle "extrem herausfordernd", betonte Alfen. Ein positiver Corona-Fall reiße durchschnittlich anderthalb Klassen in eine zweiwöchige Quarantäne. Zahlreiche "Kombinationen" – etwa der Sport- oder Religionsunterricht, bei dem Schüler aus unterschiedlichen Klassen teilnehmen – machten die Kontaktnachverfolgung extrem schwierig und aufwendig. Die Schule müsse dem Gesundheitsamt dabei zahlreiche Informationen liefern. "Wir arbeiten hier zurzeit auch samstags und sonntags", sagt Alfen, der Personal, Schüler und Eltern als "vorbildliche Schulfamilie" bezeichnet.
Eine große Sorge des Schulleiters gilt derzeit der Oberstufe. Durch das Kurssystem träfen dort unterschiedlichste Schüler aufeinander, Unterteilungen in überschaubare Klassen gebe es dort nicht. "Dadurch kann ein einziger infizierter Schüler einen Großteil der Jahrgangsstufe lahmlegen", erklärt Alfen. Die Abiturienten, die an den bayernweiten Prüfungsplan gebunden sind, seien somit durch verpassten Unterricht und etwa Klausuren, die nicht planmäßig geschrieben werden können, klar im Nachteil. Erschwerend hinzu kämen Ausfälle von Kollegen, die in Quarantäne oder freigestellt sind.
Kein ausreichendes WLAN in der Schule: "Unverständlich"
Alle Schüler, die durch Quarantäne nicht am Präsenz-Unterricht teilnehmen können, sollen über einen sogenannten "Distanz-Unterricht" erreicht werden. Zwar bemühten sich Schüler und Lehrer, jedoch erreiche man dabei eine Grenze. Alfen kritisiert, dass viel zu wenig für die Digitalisierung getan werde, die Schule demnach nicht ausreichend für Homeschooling gerüstet sei. "Wir haben schon vor langer Zeit darauf gedrängt, jetzt, wo wir es so dringend bräuchten, hat unsere Schule kein funktionierendes WLAN, kein einziges Lehrer-Endgerät ist bisher vom Sachaufwandsträger bei uns angekommen", bemängelt Alfen.
Der Unterricht in der Schule könne dadurch nicht wie gewünscht für Schüler nach Hause gestreamt werden, die Lehrer müssten daheim ihre privaten Laptops nutzen. "Bei einer so großen Schule ist das einfach unverständlich und bitter", so Alfen. Letztlich fehlten die technischen Voraussetzungen. Um die Schule in der derzeit "sehr herausfordernden Situation" zu entlasten, wünscht sich Alfen deshalb eine Verbesserung der Digitalisierung.
Neue Regeln für Unternehmen
Während das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium als sogenannter Corona-Hotspot ausscheidet, läuft die Suche nach Infektionsherden in Stadt und Landkreis weiter. Grund der steigenden Infektionszahlen sei allem Anschein nach das "zu sorglose Umgehen mit den Hygieneregeln vor allem im privaten Bereich", teilte die Stadt Schweinfurt mit. Man könne auch weiterhin keinen einzelnen Ausbruchsherd ausmachen.
Indes sorgt eine erneute Änderung der "Siebten bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung" für Neuerungen in Unternehmen. In Stadt und Landkreis gilt eine "Maskenpflicht auf den Begegnungs- und Verkehrsflächen der Arbeitsstätte, insbesondere in Fahrstühlen, Fluren, Kantinen und Eingängen". Gleiches gelte für den Arbeitsplatz, soweit der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht zuverlässig eingehalten werden kann.
Außerdem sei der Betrieb von gastronomischen Einrichtungen in der Zeit von 22 bis 6 Uhr untersagt (Sperrstunde). Ausgenommen ist die Abgabe und Lieferung von "mitnahmefähigen Speisen oder mitnahmefähigen nichtalkoholischen Getränken", teilte das Landratsamt Schweinfurt mit.