Die vermutlich wichtigste Frage kam zum Schluss. CSU-Stadtrat Arnulf Koch stellte nach zuvor drei Stunden intensiver Diskussion im Stadtrat zur geplanten Marktplatz-Umgestaltung fest: "Wie finden wir eine Möglichkeit, alle unsere Wünsche hier einfließen zu lassen?" Sie traf den Kern des Themas an diesem Abend. Dieser brachte für die Ratsmitglieder und die mehr als ein Dutzend Zuhörenden mehr Fragen als Antworten.
Ursprünglich, so sah es die Tagesordnung vor, lag ein Beschlussvorschlag auf dem Ratstisch. Im Idealfall hätte das Gremium dem Vorentwurf zugestimmt, den das beim Ideenwettbewerb siegreiche Büro Realgrün Landschaftsarchitekten aus München zuvor vorgestellt hatte. Daraufhin hätte die Weiterplanung des Großprojektes, das aufgrund auch von maroden Leitungen im Untergrund drängt und seit Jahren diskutiert wird, erfolgen können.
Entscheidung voraussichtlich erst am 6. November
Daraus wird vorerst nichts. Denn der Stadtrat kam in seiner Sitzung am Montagabend mehrheitlich überein, den Beschluss zu vertagen. Voraussichtlich am 6. November soll das Thema erneut im Stadtrat behandelt werden. Zunächst wollen die Fraktionen noch offenen Fragen und Wünsche klären.
In der sehr gut besuchten Sitzung hatte zuvor Realgrün-Landschaftsarchitekt Klaus Neumann den Vorentwurf vorgestellt. Darin waren einige Änderungen eingearbeitet worden, die bei einer Informationsveranstaltung der Stadt im Herbst vorigen Jahres von Bürgerinnen und Bürgern sowie Gewerbetreibenden geäußert worden waren. Stellenweise hatte es massive Kritik an den Ideen des Wettbewerbssiegers gegeben. Allen voran an dem geplanten Platanendach auf der Südseite des Marktplatzes und dem darunter vorgesehenen wasserdurchlässigen Kies-Belag anstelle des jetzigen Pflasters.
Zum geplanten Untergrund, durch den möglicherweise zu viel Schmutz in die Geschäfte getragen werden könnte, so eine Befürchtung, präsentierte Neumann eine Alternative: Dabei handelt es sich um einen stabilisierenden Belag, in dem Naturkautschuk eingearbeitet ist und der damit "wesentlich dichter als Kies ist". Dieser Vorschlag kam im Stadtrat besser an, wenngleich nicht alle Skepsis ausgeräumt werden konnte. Zudem hat das Büro die dort geplanten Platanenbäume etwas weiter von den Häuserfassaden weggerückt, in Richtung Marktplatz.
Gegenüber, im nördlichen Bereich des Platzes, sind im Vorentwurf die drei bestehenden Bäume nun mit mehr Abstand von der Stadtpfarrkirche vorgesehen. Sie sollen leicht umgepflanzt werden, und zwar zusammen mit einem zusätzlich vierten Baum (Blumenesche) zwischen den Parkbuchten. Der Marktbrunnen erhält einen Amberbaum, die dortigen Platanen verschwinden. Vor der Kirche, an der Ecke Marktstraße, wird eine Rosskastanie gepflanzt.
In der Diskussion wurde offensichtlich, dass die Fraktionen, trotz prinzipieller Zustimmung zum Vorentwurf, weitere Änderungen wünschen. Was den Landschaftsarchitekten und auch Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) dazu veranlasste, nochmals an die Vorgaben des Wettbewerbs im Vorjahr zu erinnern, wonach festgelegt ist, dass die Stadt daran gebunden ist, die Ideen des Siegerentwurfs weitgehend zu übernehmen. Neumann mahnte, dass es bei zu vielen Abweichungen womöglich auch Probleme mit der Regierung von Unterfranken hinsichtlich von Fördergeldern geben könnte.
Tausch Marktbrunnen-Areal mit Platanendach-Bereich?
Thomas Vizl (Geo-net) und Arnulf Koch (CSU) sahen den fehlenden Schatten am Wasserspielplatz am Marktbrunnen als Problem. Vizl plädierte für ein Belassen der dortigen Platanen. Zudem monierten beide Stadträte, dass die Südseite des Marktplatzes, wo das neue Platanendach eingeplant ist, die meiste Zeit durch die Gebäude beschattet sei. Koch regte einen Tausch des gesamten Brunnen-Areals mit dem Gestaltungsbereich des künftigen Platanendachs an.
Für den Architekten ist dieser Vorschlag undenkbar. "Da würden wir nicht mitgehen. Das wurde damals so beschlossen", sagte Neumann und verwies darauf, dass es sich bei dem Baumdach um einen elementaren Gestaltungsteil seiner Planungen handelt. Auch im Hinblick auf die Sichtachsen von der Spitalstraße und Marktstraße auf den Marktplatz stehe der Brunnen im Fokus, "das hat alles eine gewisse Inszenierung".
Wünsche gab es zu den wegfallenden Parkplätzen, unter anderem vor der Apotheke. Planer Neumann hält einen zweiten Stellplatz zum eingeplanten Behinderten-Parkplatz für möglich. Thomas Vizl kann sich zwei bis drei Kurzzeitstellplätze vorstellen. Als "rote Linie für uns" bezeichnete Günter Iff (Freie Wähler) ein Unterschreiten des Mindestmaßes von 15 Stellplätzen auf dem Marktplatz. Aktuell seien es nur 13. Der Wegfall der Parkplätze muss aus Sicht von Arnulf Koch an anderer Stelle kompensiert werden, sonst wäre es ein "No Go". Seine klarer Hinweis: "Ich werde dagegen stimmen, wenn die Parkplatzsituation nicht gelöst wird."
Bedenken hatten manche Räte wegen des neuen Platzes für die Weinfest-Bühne vor dem Brunnen. Auch die von Neumann vorgeschlagene Fassadenbeleuchtung stieß nicht bei allen Fraktionen auf Zustimmung. Den zweiten Teil der Marktplatz-Umgestaltung, den sogenannten Ideenbereich rings um die Kirche (Kirchgasse/Marktstraße), hält Thomas Vizl für überflüssig, weil dieser erst vor etwa zehn Jahren saniert wurde. Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) erinnerte jedoch daran, dass die dortigen Muschelkalkplatten Probleme bereiten, weil sie nicht frostsicher seien.
Erste Kostenschätzung für Umgestaltung liegt bei 3,25 Millionen Euro
Norbert Finster (SPD) fragte den Landschaftsarchitekten, ob es No-Go-Punkte gebe, bei denen "wir nicht mehr zusammenkommen". Der Tausch des Brunnens mit dem Platanendach wäre für Architekt Klaus Neumann auf alle Fälle die "Bremsleine" für das gesamte Projekt.
Arnulf Koch vermutete, dass aufgrund der vielen K.O.-Kriterien die Entscheidung über den Vorentwurf "ein knappes Ding" werden könnte. Bürgermeister Wozniak mahnte Kompromissbereitschaft an und gab zu bedenken: "Wenn wir alle No Go's haben, dann muss uns das auch bewusst sein."
Eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf rund 3,25 Millionen Euro. Darin inbegriffen ist der Realisierungsbereich (2,5 Millionen Euro) sowie der Ideenbereich (710.000 Euro). Vorstellbar ist auch, ein kleines Areal am NKD-Parkplatz in das Sanierungsprojekt aufzunehmen (ca. 45.000 Euro). Die Stadt kann mit einer 60-prozentigen Förderung rechnen.
Darin nicht eingerechnet sind aktuell die Kosten für die Tiefbaumaßnahmen. Diese kann Andreas Fischer vom Ingenieurbüro Hossfeld & Fischer (Bad Kissingen) derzeit noch nicht beziffern. Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann informierte hierzu, dass alle Versorgungsleitungen erneuert werden müssten. "Der Untergrund ist definitiv kaputt."