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Gerolzhofen
Gestaltung des Gerolzhöfer Marktplatzes: Sieger des Planungswettbewerbs setzt auf dezente Änderungen
Das Preisgericht war sich einig: Das Büro Realgrün aus München hat die besten Ideen für das künftige Aussehen der "guten Stube" der Stadt präsentiert. Was der Entwurf vorsieht.
Der Gestaltungswettbewerb für den Gerolzhöfer Marktplatz ist beendet. Der Entwurf des Münchner Büros Realgrün ist nun die verbindliche Grundlage für die folgende Umsetzungsplanung und die Ausschreibung. Frühestens im Herbst 2023 werden die Bauarbeiten nach Schätzung der Stadt beginnen.
Foto: Michael Mößlein | Der Gestaltungswettbewerb für den Gerolzhöfer Marktplatz ist beendet. Der Entwurf des Münchner Büros Realgrün ist nun die verbindliche Grundlage für die folgende Umsetzungsplanung und die Ausschreibung.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:32 Uhr

Die Katze ist aus dem Sack: Das Münchner Büro Realgrün hat den besten Entwurf zur Neugestaltung des Gerolzhöfer Marktplatzes abgegeben. Zu diesem einstimmigen Ergebnis kam das Preisgericht, das am 3. Juni tagte. Diesem gehörten neben den stimmberechtigten sechs Fachpreisrichterinnen und -richtern auch fünf Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrats als Sachpreisrichter an, die gleichberechtigt mitbestimmten. Am Freitag nun wurde das Ergebnis des Wettbewerbs, an dem 14 Planungsbüros teilgenommen hatten, bekannt gegeben.

Die Kür des Siegers erfolgte einstimmig, wie Architekt und Stadtplaner Martin Schirmer während der Preisverleihung im Alten Rathaus berichtete. Der Würzburger Professor war von den Mitgliedern des Preisgerichts zu dessen Vorsitzenden bestimmt worden. Ihm zufolge handelte es sich bei dem gewählten Gestaltungs- und Ideenwettbewerb um ein "sehr effektives Verfahren", um eine (nur) auf den ersten Blick einfache Aufgabe zu bewerkstelligen: Der historische Gerolzhöfer Marktplatz soll eine neue Identität erhalten, "ohne ihm ein völlig neues Gesicht zu geben".

Gewinner liefert nach Ansicht der Jury eine "schlüssige Antwort"

Eine besonders klare Haltung zeigte hierzu nach Ansicht der Jury-Mitglieder der Entwurf des Siegers. Dieser geht davon aus, auf dem zentralen Platz der Altstadt künftig alle Verkehrsteilnehmer als gleichberechtigte Nutzer zu betrachten. Aus Sicht des Preisgerichts bietet das Münchner Büro "eine schlüssige Antwort auf Anforderungen an die Zukunft der Mobilität im städtischen Raum", wie es im Protokoll der Preisgerichtssitzung heißt.

Mit diesem Entwurf zum Aussehen des Marktplatzes in Gerolzhofen (hier eine Draufsicht) hat das Büro Realgrün Landschaftsarchitekten aus München den Gestaltungswettbewerb gewonnen.
Foto: Realgrün Landschaftsarchitekten | Mit diesem Entwurf zum Aussehen des Marktplatzes in Gerolzhofen (hier eine Draufsicht) hat das Büro Realgrün Landschaftsarchitekten aus München den Gestaltungswettbewerb gewonnen.

14 Bäume sollen auf dem Platz stehen, sechs davon einzeln, wie entlang der Südseite der Stadtpfarrkirche, am Marktplatzbrunnen und – neu und markant – an der nördlichen Ecke des Kirchenvorplatzes zur Marktstraße hin. Zudem sollen acht Platanen auf der Südseite des Markplatzes ein grünes Dach bilden, einen Hain über einem wasserdurchlässigen Kieselbelag, dort, wo aktuell das Blumenhaus Engel seine Auslagen hat. Die Bäume sollen an besonders sonnenexponierten Lagen Schatten spenden. Der vorhandene Marktplatzbrunnen kann der Planung zufolge am bisherigen Standort stehen bleiben und durch ein Wasserspiel ergänzt werden. Ein Trinkbrunnen soll vor dem "Wilden Mann" stehen, wo einst ein historischer Trinkwasserbrunnen stand.

Grün soll Blickachsen nicht versperren

Der Entwurf der Planer sieht generell vor, dass das Grün den historischen Raum hinterlegt, aber dennoch die freien Blickachsen auf dem Marktplatz bewahrt und nicht verstellt. Die vorgesehenen Stellplätze entlang der Kirche und vor der Apotheke sind aus Sicht der Jury so geschickt gewählt, dass vor der südlichen Gebäudezeile des Platzes eine Flanierzone freigehalten wird.

Es gehe laut Schirmer nicht darum, dem Marktplatz "nur eine neue Tapete" zu geben. Die Umgestaltung müsse zukunftsorientiert erfolgen und beispielsweise mehr Verdunstungsflächen und Schattenbereiche schaffen. Zugleich gehe es darum, ressourcengerecht zu planen. Gemeint ist damit etwa die Wiederverwendung vorhandenen Materials, wie das Granitpflaster, worauf Realgrün in seinem Entwurf auch eingeht.

Die Entwurfsskizze zeigt einen Blick über den Marktplatz in südwestlicher Blickrichtung, mit dem Brunnen in der Mitte, der an seinem bisherigen Platz bleiben soll, und dem Giebel des Alten Rathauses links dahinter. Die vier vorhandenen Platanen rund um den Brunnen würden entfernt und durch einen einzelnen Baum (in der Skizze links neben dem Brunnen) ersetzt werden. Vor der Häuserzeile im Süden des Platzes würde ein Hain aus acht Platanen entstehen (in der Mitte hinten).
Foto: Realgrün Landschaftsarchitekten | Die Entwurfsskizze zeigt einen Blick über den Marktplatz in südwestlicher Blickrichtung, mit dem Brunnen in der Mitte, der an seinem bisherigen Platz bleiben soll, und dem Giebel des Alten Rathauses links dahinter.

Gefallen fand auch der Vorschlag des Büros, auf dem Platz keine neuen großen Lampen zu installieren, sondern die Ausleuchtung eher zurückhaltend über Fassadenbeleuchtung zu gestalten. Deren Lichtleistung könnte auf unterschiedliche Bedürfnisse zu unterschiedlichen Anlässen und Zeiten abgestimmt werden. Dies sei einerseits ansprechend, fand das Preisgericht, andererseits aber auch anspruchsvoll in der Umsetzung.

Der Marktplatz soll nicht umgekrempelt werden

Den Tenor des Preisgerichts fasste Schirmer wie folgt zusammen: Der Marktplatz als "gute Stube" der Stadt "ist schon gut, der Marktplatz muss nur ein Stück weit besser gemacht werden". Diesem Ansatz, den Platz nicht völlig umzukrempeln und auf links zu drehen, folgten die eingereichten Planungen grundsätzlich, doch der Entwurf des Siegers hat die notwendigen Veränderungen vielleicht am besten so dosiert, dass diese diskret bleiben, aber dennoch genügen, dem Marktplatz ein neues Gepräge zu verleihen.

Sie hätten sich tatsächlich zuerst gefragt, was dem Gerolzhöfer Marktplatz noch fehlt, beschreibt Klaus-D. Neumann die Herangehensweise der Planer. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei Realgrün, das seit 40 Jahren im Geschäft ist und Neumann zufolge neben ihm und einem weiteren Partner an der Spitze 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das Büro sei bekannt dafür, die Umgestaltung öffentlicher Räume dezent und dezidiert zugleich umzusetzen, meinte Neumann.

Konzept des "Stadtbodens" soll einheitlichen Charakter vermitteln

Beim Entwurf für den Gerolzhöfer Marktplatz ließ sich das Büro von einem Konzept leiten, dem es dem Titel "Stadtboden" gab: Der Altstadtbereich sollte einen einheitlichen Charakter aufweisen, aus barrierefreien, niveaugleichen Belägen, die glatt und gehfreundlich sind und eine einheitliche Farbwelt widerspiegeln in Form eines Granitpflasterbelags.

Aus den Händen von Bürgermeister Thorsten Wozniak (rechts) nahm der geschäftsführende Gesellschafter von Realgrün, Klaus-D. Neumann (Mitte) symbolisch das Preisgeld von 15.000 Euro für den ersten Platz des Gestaltungswettbewerbs entgegen. Mit im ist der Vorsitzenden der Preisgericht-Jury, Professor Martin Schirmer, zu sehen.
Foto: Michael Mößlein | Aus den Händen von Bürgermeister Thorsten Wozniak (rechts) nahm der geschäftsführende Gesellschafter von Realgrün, Klaus-D.

Der Marktplatz soll für alle – vom Autofahrer bis zum Fußgänger – gleichberechtigt befahrbar und begehbar sein und zugleich Raum bieten für Fest und Märkte. Parken soll in ausgewiesenen Zonen zulässig sein. Fahrradständer und Sitzgelegenheiten soll es am Rand des Platzes geben.

Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak lobte den Entwurf, der den Marktplatz als Begegnungsstätte erhalte und zudem Parkplätze vorsieht. Die Stellplätze seien aber "auch wegzudenken", falls diese beispielsweise für Feste kurzzeitig "verschwinden" müssten oder für Verkehrskonzepte kommender Generationen nicht mehr benötigt würden. Für Wozniak hat die "durch Professor Schirmer hervorragend geleitete" Preisgerichtssitzung nochmals bewiesen: Der Marktplatz ist schon bislang "sehr gut, weil er so viele Funktionen erfüllt". Er sei überzeugt, nun einen Marktplatz zu gestalten, der für die Zukunft geeignet ist, aber zugleich das Historische erhält, ohne ein Museum zu sein.

Wie es nun im Zeitplan weitergeht

Während der Umsetzung gehe es nun darum, die anstehenden Veränderungen und Schritte allen davon Betroffenen, wie Anwohnern und Unternehmern, angemessen und frühzeitig zu kommunizieren. Bis zum Baubeginn wird es allerdings noch dauern. Dieser dürfte frühestens im Herbst 2023 sein, wenn die vorgeschriebenen archäologischen Untersuchungen und weitere Vorarbeiten abgeschlossen sind, bestätigte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann. Jetzt folge zunächst einmal die Verhandlungen mit dem Gewinner des Preiswettbewerbs. In diesem Herbst könnte der Stadtrat dann die Ausschreibung der Arbeiten beschließen.

Das Preisgeld für den Siegerentwurf beträgt 15.000 Euro. Der zweitplatzierte Entwurf des Büros Franz Reschke Landschaftsarchitektur aus Berlin erhält 10.000 Euro und das Büro Adlerolesch Landschaftsarchitekten aus Nürnberg, das das Preisgericht auf Platz drei setzte, erhält 6000 Euro.

Öffentliche Ausstellung: Alle zum Gestaltungswettbewerb eingereichten Entwürfe sind von diesem Montag, 13. Juni, 12 Uhr an bis einschließlich 23. Juni 12 Uhr während der Öffnungszeiten der Tourist-Info im Sitzungssaal des Alten Rathauses am Marktplatz zu besichtigen. Die Ausstellung steht allen Interessierten offen.

 
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Kommentare
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  • Wallitatz
    Wie oft soll noch der Markt umgestaltet werden.
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  • rivenno1
    Von wem werden denn die Preisgelder bezahlt?
    1.platz ok
    Aber warum 2.und 3. Nochmal 20.000 Euro bekommen?
    Kommt das aus dem Stadt Säckel
    Oder der Steuerzahler der hier wieder großzügig unterstützt?
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  • engert.andreas@gmx.de
    Das ist bei Wettbewerben so üblich, dass auch ein zweiter und dritter Preis vergeben wird - und jeder Preisträger auch einen Preis bekommt (bei Olympia gibt es ja auch Silber- und Bronzemedaillen - und nicht nur die goldene)
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  • schneidg
    Schön wäre noch, die 4 Platanen am Brunnen nicht für einen Einzelbaum zu entfernen, sondern sie bei der Neugestaltung wieder zu verwenden.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Das mit den Platanen stimmt auf jeden Fall - wie haben vor nicht allzu langer Zeit auch mal viel Geld gekostet!
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