Die Katze ist aus dem Sack: Das Münchner Büro Realgrün hat den besten Entwurf zur Neugestaltung des Gerolzhöfer Marktplatzes abgegeben. Zu diesem einstimmigen Ergebnis kam das Preisgericht, das am 3. Juni tagte. Diesem gehörten neben den stimmberechtigten sechs Fachpreisrichterinnen und -richtern auch fünf Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrats als Sachpreisrichter an, die gleichberechtigt mitbestimmten. Am Freitag nun wurde das Ergebnis des Wettbewerbs, an dem 14 Planungsbüros teilgenommen hatten, bekannt gegeben.
Die Kür des Siegers erfolgte einstimmig, wie Architekt und Stadtplaner Martin Schirmer während der Preisverleihung im Alten Rathaus berichtete. Der Würzburger Professor war von den Mitgliedern des Preisgerichts zu dessen Vorsitzenden bestimmt worden. Ihm zufolge handelte es sich bei dem gewählten Gestaltungs- und Ideenwettbewerb um ein "sehr effektives Verfahren", um eine (nur) auf den ersten Blick einfache Aufgabe zu bewerkstelligen: Der historische Gerolzhöfer Marktplatz soll eine neue Identität erhalten, "ohne ihm ein völlig neues Gesicht zu geben".
Gewinner liefert nach Ansicht der Jury eine "schlüssige Antwort"
Eine besonders klare Haltung zeigte hierzu nach Ansicht der Jury-Mitglieder der Entwurf des Siegers. Dieser geht davon aus, auf dem zentralen Platz der Altstadt künftig alle Verkehrsteilnehmer als gleichberechtigte Nutzer zu betrachten. Aus Sicht des Preisgerichts bietet das Münchner Büro "eine schlüssige Antwort auf Anforderungen an die Zukunft der Mobilität im städtischen Raum", wie es im Protokoll der Preisgerichtssitzung heißt.
14 Bäume sollen auf dem Platz stehen, sechs davon einzeln, wie entlang der Südseite der Stadtpfarrkirche, am Marktplatzbrunnen und – neu und markant – an der nördlichen Ecke des Kirchenvorplatzes zur Marktstraße hin. Zudem sollen acht Platanen auf der Südseite des Markplatzes ein grünes Dach bilden, einen Hain über einem wasserdurchlässigen Kieselbelag, dort, wo aktuell das Blumenhaus Engel seine Auslagen hat. Die Bäume sollen an besonders sonnenexponierten Lagen Schatten spenden. Der vorhandene Marktplatzbrunnen kann der Planung zufolge am bisherigen Standort stehen bleiben und durch ein Wasserspiel ergänzt werden. Ein Trinkbrunnen soll vor dem "Wilden Mann" stehen, wo einst ein historischer Trinkwasserbrunnen stand.
Grün soll Blickachsen nicht versperren
Der Entwurf der Planer sieht generell vor, dass das Grün den historischen Raum hinterlegt, aber dennoch die freien Blickachsen auf dem Marktplatz bewahrt und nicht verstellt. Die vorgesehenen Stellplätze entlang der Kirche und vor der Apotheke sind aus Sicht der Jury so geschickt gewählt, dass vor der südlichen Gebäudezeile des Platzes eine Flanierzone freigehalten wird.
Es gehe laut Schirmer nicht darum, dem Marktplatz "nur eine neue Tapete" zu geben. Die Umgestaltung müsse zukunftsorientiert erfolgen und beispielsweise mehr Verdunstungsflächen und Schattenbereiche schaffen. Zugleich gehe es darum, ressourcengerecht zu planen. Gemeint ist damit etwa die Wiederverwendung vorhandenen Materials, wie das Granitpflaster, worauf Realgrün in seinem Entwurf auch eingeht.
Gefallen fand auch der Vorschlag des Büros, auf dem Platz keine neuen großen Lampen zu installieren, sondern die Ausleuchtung eher zurückhaltend über Fassadenbeleuchtung zu gestalten. Deren Lichtleistung könnte auf unterschiedliche Bedürfnisse zu unterschiedlichen Anlässen und Zeiten abgestimmt werden. Dies sei einerseits ansprechend, fand das Preisgericht, andererseits aber auch anspruchsvoll in der Umsetzung.
Der Marktplatz soll nicht umgekrempelt werden
Den Tenor des Preisgerichts fasste Schirmer wie folgt zusammen: Der Marktplatz als "gute Stube" der Stadt "ist schon gut, der Marktplatz muss nur ein Stück weit besser gemacht werden". Diesem Ansatz, den Platz nicht völlig umzukrempeln und auf links zu drehen, folgten die eingereichten Planungen grundsätzlich, doch der Entwurf des Siegers hat die notwendigen Veränderungen vielleicht am besten so dosiert, dass diese diskret bleiben, aber dennoch genügen, dem Marktplatz ein neues Gepräge zu verleihen.
Sie hätten sich tatsächlich zuerst gefragt, was dem Gerolzhöfer Marktplatz noch fehlt, beschreibt Klaus-D. Neumann die Herangehensweise der Planer. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei Realgrün, das seit 40 Jahren im Geschäft ist und Neumann zufolge neben ihm und einem weiteren Partner an der Spitze 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das Büro sei bekannt dafür, die Umgestaltung öffentlicher Räume dezent und dezidiert zugleich umzusetzen, meinte Neumann.
Konzept des "Stadtbodens" soll einheitlichen Charakter vermitteln
Beim Entwurf für den Gerolzhöfer Marktplatz ließ sich das Büro von einem Konzept leiten, dem es dem Titel "Stadtboden" gab: Der Altstadtbereich sollte einen einheitlichen Charakter aufweisen, aus barrierefreien, niveaugleichen Belägen, die glatt und gehfreundlich sind und eine einheitliche Farbwelt widerspiegeln in Form eines Granitpflasterbelags.
Der Marktplatz soll für alle – vom Autofahrer bis zum Fußgänger – gleichberechtigt befahrbar und begehbar sein und zugleich Raum bieten für Fest und Märkte. Parken soll in ausgewiesenen Zonen zulässig sein. Fahrradständer und Sitzgelegenheiten soll es am Rand des Platzes geben.
Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak lobte den Entwurf, der den Marktplatz als Begegnungsstätte erhalte und zudem Parkplätze vorsieht. Die Stellplätze seien aber "auch wegzudenken", falls diese beispielsweise für Feste kurzzeitig "verschwinden" müssten oder für Verkehrskonzepte kommender Generationen nicht mehr benötigt würden. Für Wozniak hat die "durch Professor Schirmer hervorragend geleitete" Preisgerichtssitzung nochmals bewiesen: Der Marktplatz ist schon bislang "sehr gut, weil er so viele Funktionen erfüllt". Er sei überzeugt, nun einen Marktplatz zu gestalten, der für die Zukunft geeignet ist, aber zugleich das Historische erhält, ohne ein Museum zu sein.
Wie es nun im Zeitplan weitergeht
Während der Umsetzung gehe es nun darum, die anstehenden Veränderungen und Schritte allen davon Betroffenen, wie Anwohnern und Unternehmern, angemessen und frühzeitig zu kommunizieren. Bis zum Baubeginn wird es allerdings noch dauern. Dieser dürfte frühestens im Herbst 2023 sein, wenn die vorgeschriebenen archäologischen Untersuchungen und weitere Vorarbeiten abgeschlossen sind, bestätigte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann. Jetzt folge zunächst einmal die Verhandlungen mit dem Gewinner des Preiswettbewerbs. In diesem Herbst könnte der Stadtrat dann die Ausschreibung der Arbeiten beschließen.
Das Preisgeld für den Siegerentwurf beträgt 15.000 Euro. Der zweitplatzierte Entwurf des Büros Franz Reschke Landschaftsarchitektur aus Berlin erhält 10.000 Euro und das Büro Adlerolesch Landschaftsarchitekten aus Nürnberg, das das Preisgericht auf Platz drei setzte, erhält 6000 Euro.
Öffentliche Ausstellung: Alle zum Gestaltungswettbewerb eingereichten Entwürfe sind von diesem Montag, 13. Juni, 12 Uhr an bis einschließlich 23. Juni 12 Uhr während der Öffnungszeiten der Tourist-Info im Sitzungssaal des Alten Rathauses am Marktplatz zu besichtigen. Die Ausstellung steht allen Interessierten offen.
1.platz ok
Aber warum 2.und 3. Nochmal 20.000 Euro bekommen?
Kommt das aus dem Stadt Säckel
Oder der Steuerzahler der hier wieder großzügig unterstützt?