Am Montagabend wurde im Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses über die geplante Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes diskutiert. Die Stadt hatte dazu Anwohner und Gewerbetreibende schriftlich eingeladen. Für Diskussionsstoff sorgte erneut die im Gewinner-Entwurf angedachte Begrünung der Marktplatz-Südseite und die dort ebenfalls vorgesehene versickerungsfähige wassergebundene Decke. Es wurden wieder juristische Schritte gegen die Stadt ins Spiel gebracht.
Zu Beginn stellte Bürgermeister Thorsten Wozniak noch einmal die Zielsetzungen des Gestaltungswettbewerbs vor: Man wolle bei den Bauarbeiten nicht nur die unterirdischen Versorgungsleitungen und die Oberflächen des Marktplatzes verbessern, sondern zugleich einen "Platz der Zukunft" schaffen, der multifunktional allen Anforderungen der kommenden Jahrzehnte genügen soll. Der Marktplatz solle Wirtschaftsraum bleiben, ein Knotenpunkt der verschiedenen Verkehre und ein Treffpunkt für Einheimische und Gäste – dies alles eingebunden in ein historisches Ensemble mit 150 Einzeldenkmälern, das seinesgleichen suche.
Verhandlungsverfahren hat begonnen
Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann stellte der Versammlung die drei erstplatzierten Gewinner-Entwürfe vor. Inzwischen habe das so genannte Verhandlungsverfahren begonnen. Das heißt: Mit dem Gewinner-Büro "Realgrün Landschaftsarchitekten" aus München werden ab Ende September/Anfang Oktober Gespräche geführt, inwieweit der Entwurf an verschiedenen Punkten nachjustiert werden kann. Was konkret noch abgeändert werden soll, werde momentan im Stadtbauamt in einer anonymisierten Liste zusammengetragen. Dort kann jetzt jeder Anregungen einreichen. Die am Montagabend in der Versammlung vorgetragenen Beschwerden wurden von Maria Hoffmann ebenfalls mitprotokolliert.
Das Verhandlungsverfahren kann sich durchaus ein halbes Jahr lang hinziehen. Für den theoretischen Fall, dass man sich nicht mit Realgrün auf wichtige Änderungen einigen könne und es zu einem Zerwürfnis kommen sollte, käme dann der zweitplatzierte Entwurf zum Zug. Danach sehe es aber nicht aus, betonte Hoffmann. Wenn alles ideal laufe, werde im Frühjahr 2023 dem Stadtrat der überarbeitete, detaillierte Entwurf zur Entscheidung vorgelegt. Im Herbst 2023 könnten die Ausschreibungen der Gewerke beginnen und im Frühjahr 2024 dann die ersten archäologischen Untersuchungen, da sich unter großen Teilen des Marktplatz der ehemalige Friedhof von Gerolzhofen befindet.
Geschäft wäre nicht mehr zu sehen
Wortführer bei der Diskussion am Montagabend waren zunächst Hildegard Engel und ihr Lebensgefährte Peter Dreßel vom "Grünen Markt". Sie kritisierten erneut das geplante Blätterdach aus acht großen Platanen direkt vor ihrem Geschäft. Die Bäume sollen angeblich im Sommer für eine Abkühlung der Fläche dienen, sagte Engel. Dabei sei der Bereich vor ihrem Laden auch im Sommer "ein schattiges Eck und mit die kühlste Stelle in der ganzen Stadt". Die Bäume, die ganz nah an die Fassade heranrücken sollen, würden außerdem den Blick auf ihr Geschäft völlig verstellen.
Peter Dreßel mutmaßte, dass sich die geplante wassergebundene Fläche unter den Platanen – die Fußwege in den Alleen sind von ähnlicher Beschaffenheit – bei Regen in ein "Dreckloch" verwandeln wird. Auf so einem "Kiesgrund" werde man zudem kaum die Waren auf den rollbaren Regalen wie bisher vor das Geschäft fahren können. Auch die Anlieferung werde massiv erschwert. Wenn sich hier die Planungen, die "absolut kontraproduktiv für das Gewerbe" seien, nicht ändern sollten, werde man juristisch dagegen vorgehen, kündigte Dreßel erneut an.
Parkplätze sollen bleiben
Ein weiterer Kritikpunkt von Dreßel war die geplante Reduzierung der Parkplätze auf dem Marktplatz. Nach einer intensiven Diskussion habe sich der Stadtrat darauf verständigt, aus Gründen der Optik künftig statt bisher 32 nur noch 17 Stellplätze auf dem Platz vorzuhalten, sagte Bürgermeister Wozniak. Dreßel kritisierte, dass in den Auslobungsunterlagen für den Ideen-Wettbewerb zu lesen sei, dass "viele Leute auf dem Marktplatz weniger Parkplätze wollen". Er zweifelte an, dass es tatsächlich "viele" sind. Denn bei einer Unterschriftensammlung im "Grünen Markt" hätten sich bereits 1436 Personen dafür ausgesprochen, dass die Anzahl der Parkplätze unverändert bleibt. "Und 256 Personen lehnen die Pläne von Realgrün sogar komplett ab." Parkplätze seien extrem wichtig für die Geschäftsleute, betonte er.
In die Diskussion schalteten sich dann auch Oliver Traub und Andreas Traub, die Geschäftsführer des Sanitätshauses Traub, ein. Kies und Bäume vor ihrem Geschäft seien "eine Katastrophe" und den Gehbehinderten oder Rollstuhlfahrern, die ins Sanitätshaus kommen, nicht zumutbar. Wie völlig ungeeignet für die Innenstadt so ein wassergebundener Belag sei, könne man in Schweinfurt am Georg-Wichtermann-Platz besichtigen, sagte Andreas Traub.
Gewerbe nicht eingebunden?
Er kritisierte, dass die Stadt nicht aktiv auf die Gewerbetreibenden zugegangen sei, um deren Wünsche abzufragen. Dies wollte Stadtteilmanager Daniel Hausmann so nicht stehenlassen. Jeder habe im Vorfeld des Ideenwettbewerbs über ein dem Amtsblatt beigefügtes Formular seine Anregungen abgeben könne. Außerdem habe es in der Stadthalle extra einen Informationstermin für Handel und Gewerbe gegeben.