Willy Sachs und das nach ihm benannte Schweinfurter Stadion bleiben dieser Tage ein heiß diskutiertes Thema. Nach einem parteiübergreifenden Antrag soll am 1. Dezember in der Stadtratssitzung darüber entschieden werden, ob Willy Sachs aufgrund seiner NS-Vergangenheit die Ehrenbürgerwürde posthum entzogen wird. Die "Initiative gegen das Vergessen" fordert dies bereits seit Jahren. Mit einer Unterschriftenaktion hat sie diesem Ziel nun noch einmal Nachdruck verliehen.
Zuvor forderte die "Initiative gegen das Vergessen" in einem Aufruf, die Ehrenbürgerschaft zu widerrufen, indem der ehemalige Stadtrat Willy Sachs aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen werden soll. Als SS-Mitglied, vielfacher Geldspender, Unterstützer der Nazi-Diktatur und Profiteur der NS-Kriegswirtschaft sei er "in keiner Weise" als Vorbild geeignet. Die ehrenamtlich arbeitende Initiative sammelte deshalb Unterschriften von 125 Unterstützern aus Schweinfurt, die sich namentlich zur Forderung bekennen. Direkt vor dem Schriftzug "Willy-Sachs-Stadion" stellten nun der Sprecher der Initiative, Klaus Hofmann, und Mitglied Norbert Lenhard die Liste der Unterstützer sowie eine weitere Forderung vor.
Umbenennung in "Sachs-Stadion" gefordert
Neben dem Widerruf der Ehrenbürgerschaft fordert die Initiative die Umbenennung des Stadions in "Sachs-Stadion". Mit dem neuen Namen soll an das Wirken der Familie Sachs für Stadt und Region erinnert werden. Ebenso an deren tausende Mitarbeiter, die über mehr als 100 Jahre an der Herstellung von innovativen Produkten mitwirkten, so die Initiative.
Am Ander-Kupfer-Platz vor dem Stadion schlägt die Initiative zudem die Errichtung einer Informationstafel vor, die der historischen Einordnung des Unternehmens, der Unternehmerpersönlichkeiten und des Beitrags der Beschäftigten dienen soll. "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dieser Bewegung Nachdruck zu verleihen", sagt Norbert Lenhard. Deshalb sei es ein entscheidendes Zeichen, dass 125 Menschen namentlich hinter diesem Ansinnen stehen.
Laut Initiative haben sich an der Unterschriftenaktion, die gleichzeitig eine Geldspende für die Veröffentlichung der Unterschriften-Liste beinhaltet, unterschiedlichste Menschen aus verschiedenen Bereichen beteiligt, darunter auch viele Schweinfurter Politiker.
"Jede Stadt hat ihre Nazi-Leiche im Keller"
"Jede Stadt hat ihre Nazi-Leiche im Keller", zitierte Klaus Hofmann den aus Marktheidenfeld stammenden Schriftsteller Peter Roos, der sich mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat. Die dunkle Vergangenheit von Willy Sachs sei laut Hofmann sehr gut erforscht. Deshalb seien die bekannten Fakten ein starkes Motiv für alle Unterstützer. Denn Willy Sachs "ist Täter und nicht Mitläufer", so Hofmann.
Untersuchungen von Wilfried Rott ("Sachs – Unternehmer, Playboys, Millionäre") und Andreas Dornheim ("Sachs – Mobilität und Motorisierung") belegten mittlerweile deutlich, dass Willy Sachs SS-Mitglied, Unterstützer der Nazi-Diktatur und Profiteur der NS-Kriegswirtschaft gewesen sei, so Hofmann. Er habe jegliches Recht auf eine Ehrenbürgerschaft in Schweinfurt verwirkt.
Die Forderung, dem 1958 verstorbenen Industriellen Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen sowie das von ihm 1936 der Stadt gestiftete Stadion umzubenennen, bekräftigt auch der besagte Stadtrat-Antrag von acht Parteien und Wählergruppen. Alleine die AfD hat sich dagegen ausgesprochen.
Ein Tilgen seines Namens würde eher dafür sorgen, dass man sich mit dieser Problematik eben in Zukunft NICHT mehr beschäftigen würde bzw muss - er ist ja weg!
Ob er allerdings Ehrenbürger bleiben soll, würde ich nicht einfach von einer solchen Initiative entscheiden lassen (da hab ich leider den Eindruck, solche und ähnlich gelagerte Gruppierungen, die es ja derzeit in ganz Deutschland gibt, würden am liebsten alles ausradieren und eliminieren, was nicht zu 100% eine ihrer Meinung nach lupenreine Weste hat), sondern dieses Urteil einem unabhängigen Historiker-Gremium überlassen, die ein hoffentlich objektives Urteil fällen würden. Bzw ein solches Urteil als Grundlage für einen Stadtratsbeschluss nehmen- und nicht dem Gezeter einer Grupp